Zu Hochzeiten und auf Geburtstagen ist das Steigen lassen von Luftballons beliebt, für die Umwelt ist die Tradition jedoch nicht besonders gut. Umweltbewusste können auf Alternativen zurückgreifen. © picture alliance / dpa
Plastikmüll
Gefahr für Tiere durch Luftballons? Nicht alles, was fliegt, sollte in die Umwelt
Gerade zu Hochzeiten ist es beliebt, Luftballons steigen zu lassen. In der Luft sind sie schön anzusehen - sind jedoch teilweise umweltschädlich. Dafür gibt es Alternativen, sagen Olfener Experten.
Luftballons gehören zu viele Festen dazu. Wenn sie steigen gelassen werden, müssen sie auch irgendwo wieder hinabsinken. Vor allem Pferdebesitzer ärgern sich manchmal über Ballonreste auf den Weiden - sowohl Ballons als auch Schnüre könnten gefressen werden. Umweltschädlich seien klassische Ballons jedoch nicht, erklärt Elke Spess vom Ballonteam Olfen: „Latex ist kein Plastik, sondern ein Naturprodukt. Der Stoff wird aus Bäumen in Malaysia gewonnen.
Latex ist ökologisch abbaubar und zersetzt sich in etwa so schnell wie ein Blatt.“
Während Latexballons biologisch abbaubar sind, sieht es mit den Bändchen jedoch anders aus. „Wir fragen unsere Kunden immer, wofür sie die Ballons brauchen. Denen, die sie fliegen lassen, verkaufen wir Baumwollbändchen, die sich ebenfalls in der Umwelt zersetzen“, sagt Spess. Denn Plastik kann hunderte Jahre überdauern.
Ballon ist nicht gleich Ballon
„Ballonprofis müssen über den richtigen Umgang mit dem Produkt aufzuklären. Dafür besuchen unsere Mitarbeiter auch regelmäßig Seminare. Man sollte Ballons nicht einfach wild durch die Gegend fliegen lassen, sondern verantwortungsbewusst damit umgehen“, betont die Ballonexpertin.
„Es gibt viele Möglichkeiten, um seine Feier zu dekorieren. Beleuchtete Luftballons oder Folienballons sollte man in jedem Fall mit einem Gewicht am Boden halten, um die Umwelt nicht zu belasten“, sagt Spess. Wer Ballons steigen lassen möchte, sollte sie immer im Fachgeschäft kaufen.
Auch abbaubare Ballons aus Latex können pestizidbelastet sein - der Fachmann weiß, woher seine Produkte kommen. Bestellt man im Internet, ist die Herkunft häufig unklar. Laut Spess werde In letzter Zeit häufig nach umweltschonenenden Ballons und Bändern gefragt - über dieses Umweltbewusstsein freut sich die Ballon-Fachfrau.
Statement vom Ballonhersteller
Die Olfener Firma Karaloon wirbt mit der Sicherheit ihrer Produkte. Die Ballons seien schadstoffgeprüft durch den TÜV Saar/SGS zertifiziert. „Wenn Ballonreste von Tieren versehentlich als Nahrung aufgenommen werden, werden sie laut einer japanischen Untersuchung in der Regel normal verdaut, ohne wie Plastikartikel den Magen zu blockieren. Seit 1885 wurden lediglich 6 Fälle durch die DEFRA (Department for Environment, Food and Rural Affairs in England, also das Ministerium für Umwelt, Ernährung und Angelegenheiten des ländlichen Raums; Anm.d.Red.) dokumentiert, wo Luftballons an einer Schädigung von Tieren beteiligt waren.“, heißt es auf der Homepage der Firma. „Wir sind dennoch der Meinung, dass jedes Lebewesen wertvoll ist und kein Produkt einfach sorglos in der Umwelt entsorgt werden sollte, egal ob es ein Holzartikel, ein Latexballon oder eine Plastikflasche ist. Daher sprechen wir uns als Hersteller schon seit Jahren gegen Massenflüge von Luftballons aus.“, fügt der Hersteller hinzu. Karaloon warnt dabei vor allem vor der Verwendung von Plastikschnüren.
Auch Folienballons werden aus verschiedenen Kunststoffen gefertigt und können deshalb bei achtloser Entsorgung in die Umwelt nur sehr langsam abgebaut werden. „Folienballons sollten durch das Anbringen eines Ballongewichtes vor einem unbeabsichtigten Wegfliegen gesichert werden“, rät Karaloon. Schlecht für die Umwelt seien Folienballons aber per se nicht, denn durch ein selbstschließendes Ventil sind die Ballons wieder befüllbar.
Bioplastik ist trotzdem schädlich Auch die Umweltberatung der Verbraucherzentrale im Kreis Unna gibt Tipps zum richtigen Einsatz von Luftballons und anderen Partyartikeln. „Biokunststoff ist nicht besser als normaler Kunststoff. Auch wenn er unter Bio-Bedingungen hergestellt wurde, ist es immer noch Kunststoff. Das ist Kundenfang“, meint Uta Wippermann-Wegener von der Umweltberatung. Die Gefahr bei Plastik: Es reibt sich in der Natur immer weiter ab. Dadurch wird schädliches Mikroplastik freigesetzt, welches unter anderem ins Grundwasser gerät und selbst in Kleinstlebewesen wie Flusskrebsen und Würmern zu finden ist.
Ab dem 3. Juli 2021 gibt es daher eine Einwegkunststoffverbotsverordnung, welche beispielsweise Plastiktrinkhalme verbietet. Nicht nur das Mikroplastik sei ein Problem, sondern auch der Kunststoff in der Natur: „Man sieht das Problem ja auch in den Meeren: Die Fische fressen das Plastik, haben einen vollen Bauch und denken sie sind satt, verhungern dann aber.“ Dass auch Landtiere am Plastik im Magen verenden, sei gut möglich.
„Kunststoff ist so lange kein Problem, wie er verantwortungsvoll entsorgt wird“, sagt Wippermann-Wegener. Noch langsamer baue sich Plastik in der Umwelt ab und sollte daher auch nicht nach dem Picknick liegen gelassen werden. Latexballons mit abbaubaren Bändern seien grundsätzlich kein Problem für die Umwelt, die Umweltberaterin rät dennoch, die Ballons lieber fachgerecht zu entsorgen statt sie fliegen zu lassen.
Was ist erlaubt?
Nach § 21 LuftVO ist es nicht uneingeschränkt möglich, Luftballons steigen zu lassen. Wer Luftballons im Umkreis von Flughäfen steigen lassen möchte oder mehr als 500 Ballons fliegen lassen will, braucht eine Genehmigung von der Deutschen Flugsicherung. Den Antrag kann man bequem online stellen.
Weniger als 500 Ballons dürfen ohne Antrag steigen gelassen werden - doch auch dabei gibt es etwas zu beachten: Die Ballons dürfen nicht gebündelt werden (sogenannte Ballontrauben), zum Befüllen darf kein brennbares Gas benutzt werden, es dürfen keine harten Gegenstände (Holz, Plastik, Metall, Wunderkerzen, Leuchtstäbe, Knicklichter, LEDs) in oder an den Ballonen befestigt werden und
Anhänger dürfen die Postkartengröße DIN-A 6 nicht überschreiten.
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