Diese Einnahmen erwartet die Stadt Olfen mit Füchtelner Mühle UWG befürchtet hohe Verluste

Füchtelner Mühle: Stadt rechnet mit Gewinnen – UWG befürchtet Verluste
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Lange war das Stauwehr Füchtelner Mühle im Olfener Westen das Sorgenkind unter den örtlichen Bauwerken: Der private Eigentümer sorgte mit dem einem Schwall- und Sunkbetrieb dafür, dass das Ökosystem Stever aus dem Gleichgewicht geriet. „Ich glaube, dass die Olfener Bevölkerung ein großes Problem mit der Betriebsführung der Mühle über viele Jahre hatte“, betonte Bürgermeister Wilhelm Sendermann im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) noch einmal die Sinnhaftigkeit des gemeinsamen Erwerbs durch Stadt und Kreis für eine nachhaltige Nutzung.

Aber auch nach dem Kauf im Jahr 2021 sorgte das Wehr für Ärger. Ein massiver Investitionsbedarf des maroden Bauwerks trieb die Kosten der Sanierung in die Höhe. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) hatte deshalb einige Fragen zur Wirtschaftlichkeit des Projektes, die in der HFA-Sitzung am 10. Dezember von der Stadt beantwortet wurden.

Bis Juli 2024 haben Stadt und Kreis – Sanierung sowie späterer Betrieb werden über die Gesellschaft des Kreises Coesfeld zur Förderung regenerativer Energien (GFC) sichergestellt – bereits über 488.000 Euro in die Füchtelner Mühle investiert.

„Die Kostenschätzung für die aktuell in der Umsetzung befindlichen Modernisierung der Turbinen liegt bei 85.000 Euro und die Kostenschätzung für den noch zu beauftragenden Neubau der Rechenanlage liegt bei insgesamt 440.000 Euro“, teilt die Stadtverwaltung mit. Stadt und Kreis teilen sich die Kosten.

Ziel: die „schwarze Null“

Der Gutachterausschuss halte nach Rücksprache mit dem Sachverständigen eine jährliche Stromerzeugung von 650.000 bis 700.000 Kilowattstunden (kWh) für nachhaltig erzielbar – im Mittel wird mit 675.000 kWh gerechnet.

Abgeschrieben wird die Ertüchtigung des Stauwehrs über einen Betriebszeitraum von 20 Jahren. „Nach 20 Jahren ergibt sich auf der Grundlage der Wirtschaftlichkeitsberechnung ein Gesamtertrag von circa 89.000 Euro. Dabei liegen die durchschnittlich jährlichen Erträge rechnerisch bei circa 5700 Euro“, so die Stadtverwaltung. Das erklärte Ziel der GFC nach zwei Jahrzehnten – die „schwarze Null“ – wäre damit übertroffen.

Andere Berechnung durch UWG

UWG-Vertreter Heinz-Dieter Broz äußerte in der HFA-Sitzung seine Zweifel. Er nannte andere Zahlen, die er aufgrund nicht öffentlicher Daten wie Kaufpreis der Mühle oder laufender Kosten für den Betrieb errechnet hatte. „Es ist mit einem Verlust pro Jahr von mindestens 40.000 Euro zu rechnen“, so das Ergebnis der eigenen Berechnung, basierend auf einem Stromverkaufspreis von 11 Cent je Kilowattstunde.

Porträt von Heinz-Dieter Broz
UWG-Ratsmitglied Heinz-Dieter Broz sieht die Gefahr für finanzielle Verluste. © Müller

Diesen Ausführungen widersprach der Bürgermeister, der noch einmal für die Verwaltung klarstellte: „Wir gehen davon aus, dass dieses Objekt über den Energieertrag langfristig refinanziert wird.“ Der Kauf der Füchtelner Mühle sollte nicht zuerst dem städtischen Haushalt dienen, sondern der Umwelt zugutekommen. Denn: Das Stauziel von knapp 44 Metern über Normalnull kann durch die variable Turbinensteuerung dauerhaft gehalten werden.

Gutachten im Kreistag

Unterstützung bekam Wilhelm Sendermann aus den eigenen Reihen von CDU-Ratsmitglied Ralf Danielczyk, der auch im Kreistag einen Sitz hat. Dort hätten bereits vor Jahren mehrseitige Gutachten vorgelegen, die einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten ließen.

Das Innere eines Turbinenraumes
Die Turbinen zur Stromerzeugung fehlen aktuell. Sie werden für etwa 85.000 Euro modernisiert. © GFC

Die Antworten der Stadt auf den UWG-Fragenkatalog enthalten dennoch einen Hinweis, was im schlimmsten Fall auf die Stadt zukommt: „Sollten sich wider Erwarten Verluste aus dem Projekt ergeben, tragen diese die Projektpartner zu gleichen Teilen.“ Bei den prognostizierten 20 Betriebsjahren muss es aber nicht bleiben: Bis zum Jahr 2064 hat die Füchtelner Mühle eine Erlaubnis zur Wasserentnahme für die Stromproduktion.