Dennis Oyemah (l.) ist einer von elf Flüchtlingen in Olfen, die in einem Handwerksbetrieb arbeiten. © Pascal Albert
Flüchtlinge im Handwerk
Flüchtlinge in Handwerksbetrieben: Ein Problem erschwert die Arbeit häufig
Immer mehr Flüchtlinge arbeiten im Handwerk. Doch vor allem ein Problem steht der Arbeitssuche oft im Weg. Wie eine gute Zusammenarbeit funktioniert, beweist ein Olfener Unternehmen.
„Immer mehr Flüchtlinge werden im Handwerk ausgebildet“, heißt es in einer Pressemittelung der Handwerkskammer Münster. Demnach sei fast jeder zweite der bundesweit rund 44.000 Geflüchteten, die derzeit eine Ausbildung absolvieren, im Handwerk tätig. Ein Olfener Unternehmen beweist, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren kann - ein Problem gibt es aber dennoch.
„Wir haben einige Flüchtlinge in Handwerksbetrieben untergebracht“, sagt Heiner Dieckmann vom Arbeitskreis Asyl in Olfen. Darunter seien einige, die ein Praktikum machten, aber auch einige, die mitten in einer Ausbildung steckten.
Besonderes Vokabular als Hindernis
Doch „es gibt manchmal Probleme aufgrund der Sprachschwierigkeiten“. Gerade in Handwerks-Betrieben gebe es ein besonderes Vokabular, welches „in allgemeinen Sprachkursen nicht gelehrt wird“.
Bei den Auszubildenden handle es sich aber eher um diejenigen, „die ziemlich weit mit ihrem Deutsch sind“, erklärt Diekmann. Und einige von ihnen seien auch vor ihrer Flucht nach Deutschland bereits im Handwerk tätig gewesen.
„Fehlende oder geringe Schul- oder Berufsabschlüsse der Flüchtlinge“ gehören ebenfalls zu den Hauptproblemen, sagt Stefanie Benting, Leiterin des Olfener Fachbereichs für Arbeit, Soziales und Integration. Auch die Anerkennung der Zeugnisse aus der Heimat der Flüchtlinge stellt oft ein Problem dar.
Elf Flüchtlinge arbeiten in Olfen in Handwerksbetrieben
Mit den Betrieben selbst gebe es derweil keine Probleme. „Vielmehr besteht durchaus Interesse, Flüchtlinge einzustellen“ - nicht zuletzt wegen des Fachkräftemangels.
Daher würden auch viele Flüchtlinge Praktika in den Handwerksbetrieben absolvieren. Auf ein Praktikum folge aber oft keine Einstellung weil sich die Sprachprobleme als zu groß oder die Schulbildung als zu gering erwiesen habe.
Dennis Oyemah (M.) ist seit August Auszubildender in der Firma von Monika und Simon Vennemann. © Pascal Albert
Bei dem Nigerianer Dennis Oyemah (25) war nach einem Praktikum aber nicht Schluss. Seit August arbeitet er bei der Zimmerei und Dachdeckerei Werner Vennemann. Er ist nach Auskunft von Stefanie Benting von der Stadt Olfen einer von elf Geflüchteten in Olfen, die in Handwerksbetrieben arbeiten.
„Ich hatte einen Anruf von einer Frau von der Flüchtlingshilfe bekommen“, erinnert sich Geschäftsführerin Monika Vennemann. „Sie hatte angefragt, ob er bei uns ein Praktikum machen kann.“ Schnell folgte das Angebot, eine Ausbildung zu machen. Zwischenzeitlich war aber gar nicht klar, ob das für Dennis Oyemah möglich sein würde. Denn „es war nicht klar, ob er in Deutschland bleiben kann.“
Englisch reden war „der größte Fehler“
Ihr Sohn Simon Vennemann, ebenfalls Geschäftsführer des Handwerkerbetriebs, war dann mit dem Nigerianer bei der Ausländerbehörde. „Ich hab denen gesagt, dass das nicht sein kann“, erzählt er. Der Besuch zeigte Wirkung.
„Er ist menschlich und handwerklich total in Ordnung“, sagt Simon Vennemann. Ihn in den Betrieb zu integrieren sei aber schon etwas zeitintensiver gewesen. „Man muss sich eben etwas mehr kümmern.“
Einen Fehler hätten er und seine Kollegen aber zu Beginn gemacht, sagt Simon Vennemann. „Wir waren anfangs dazu verleitet, Englisch zu reden.“ Doch genau das sei „der größte Fehler, weil er dadurch ja nichts lernt“.
„Wir brauchen Leute im Handwerk“
Um die handwerklichen Begriffe schneller lernen zu können, habe er ihm daher extra eine Mappe zusammengestellt, in der die wichtigsten Wörter auf Deutsch und mit Bildern dargestellt wurden.
„Der erste Monat war schwierig“, gesteht auch Dennis Oyemah. Doch es werde immer besser. Und auch in der Schule komme er immer besser zurecht.
Mit ihrem Auszubildenden ist Monika Vennemann bislang zufrieden. „Er hat sich gut geschlagen“, sagt sie. Flüchtlingen eine Chance zu geben, könne sie nur empfehlen. „Wir brauchen Leute im Handwerk.“
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