
© Jessica Hauck
Ein Bier mit Geschichte: Projektgruppe plant ein Bürgerbräu für Vinnum
Dorfladen Vinnum
Rund 400 Vinnumer Haushalte bekommen am Wochenende (12./13. März) Bierdeckel in die Briefkästen gesteckt: Die Bürger können abstimmen: Wie soll ein Bier für Vinnumer schmecken?
Wer in Vinnum am Wochenende (12. und 13. März) im Briefkasten nach der Post guckt, findet mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Brief mit einem Bierdeckel. Dahinter steckt eine Projektgruppe um Winni Maatz, Bierbrauer aus Olfen, und Thomas Lohmann vom Dorfladen Vinnum. Die Gruppe will ein Vinnumer Bürgerbräu brauen - und damit den Geschmack der Vinnumer abfragen.
Sechs Sorten zur Auswahl
Vor einem Dreivierteljahr etwa entstand die Idee zu dem Bürgerbräu, erzählt Winni Maatz, der vor etwa fünf Jahren seine Brauwerkstatt an der Neustraße in Olfen gegründet hat. Vinnum sei für solch ein Projekt ein „schön überschaubarer“ Ort. 15 Personen aus ganz Olfen hätten sich im November 2021 getroffen und eine Projektgruppe gegründet. Jetzt brauchen sie die Hilfe der Vinnumer.
Der Bierdeckel, der mit einem Anschreiben in einem Umschlag in die Briefkästen der Vinnumer verteilt wird, fungiert dabei als Stimmdeckel. Darauf können die Vinnumer ankreuzen, welche Sorte Bier sie bevorzugen. Sechs Geschmäcker stehen zur Auswahl: goldenes Pilsner, Export nach Tradition des Ruhrgebiets, ungefiltertes Kellerbier, mildes Landbier, vollmundiges Weizen oder das malzige Schwarzbier. Sein Favorit wäre das Kellerbier, verrät Thomas Lohmann. „Als Biersommelier hat man kein Lieblingsbier, das wechselt ja permanent“, lacht dagegen Winni Maatz.
Zwei Deckel - alle angesprochen
Jeweils zwei Bierdeckel gibt es pro Haushalt, schließlich sollen Männer und Frauen gleichermaßen angesprochen werden, sagt Maatz. Wer keinen Deckel bekommen hat, kann auch im Dorfladen noch Stimmdeckel ausfüllen. Dort steht auch eine eigens gebaute Holzkiste im Bierkastenformat als Stimmbox. Hier werden die Deckel eingeworfen. Vinnumer Bürgerbräu heißt das Projekt, doch das Bürgerbier soll später einen eigenen Namen kriegen. Namensvorschläge sammelt das Team ebenfalls auf den Stimmdeckeln.
Nachdem die Vinnumer sich für eine Sorte Bier entschieden haben, geht es ans Brauen. „Dann können wir loslegen und ein Rezept erstellen“, sagt Maatz. Ein paar Regeln gebe es, Pils werde beispielsweise nur mit untergäriger Hefe hergestellt. Aber ansonsten habe die Braugruppe alle Freiheiten, welchen Hopfen, Malz oder Hefe sie einsetzen wollen.
Zwei Fässer für die Verkostung
„Wir werden zwei Rezepte machen“, verrät Maatz noch. Denn es soll zwei Biere zur Abstimmung geben, wenn im Sommer bei einer kleinen Feier eine kostenlose Verkostung für alle Vinnumer veranstaltet wird. Das Projektteam will dazu für nach den Sommerferien einladen - und zwei 50-Liter-Fässer brauen. „Dann darf probiert werden.“ Das Siegerbier geht dann in Produktion. „Wenn das Bier gut ankommt, kann ich mir vorstellen das auch in größerer Auflage zu brauen und zu verkaufen“, sagt Maatz.

Ein Teil des Projektteams hat fleißig Stimmdeckel in Umschläge gesteckt und wird sie am Wochenende verteilen: Helene Bünting (v.l.), André Wolski, Winni Maatz, Thomas Lohmann und Lisa Lohmann. © Thomas Lohmann
Doch das Projektteam ist nicht nur am Geschmack der Vinnumer interessiert, sondern auch an der Geschichte. „Wir wollen auch die Historie aufgreifen“, sagt Maatz. Gab es schon mal ein Vinnumer Bier? Welche Gastronomie gab es in Vinnum? Schließlich befindet sich auch der Dorfladen Vinnum im ehemaligen Haus Rath.
Historisches aus Vinnums Gastronomie gesucht
Daher lautet der Aufruf des Projektteams auch: „Habt ihr nicht noch irgendwas?“, fragt Maatz. Alte Fotos, hat jemand alte Geschichten zu erzählen? Die Geschichte könnte es dann als Heft oder als Anhänger am Bier geben. Dann wäre es ein Bier mit echter Geschichte. Fotos und historische Informationen können die Vinnumer per Mail an info@winnis.rocks schicken, Helene Bünting vom Dorfladen ist ebenfalls Ansprechpartnerin.
Rund drei Wochen haben die Vinnumer jetzt Zeit, sich für einen Geschmack zu entscheiden. Bis zum 31. März werden die Stimmdeckel gesammelt. „Wir sind gespannt, wie viele Rückmeldungen kommen“, sagt Thomas Lohmann. Er hofft, dass die Resonanz groß ist. „Dass man wirklich sagen kann, das ist ein Bier von Vinnumern.“
Seit rund zehn Jahren im Lokaljournalismus zu Hause – erst am Niederrhein, dann im Ruhrgebiet und Münsterland. Beschäftigt sich am liebsten mit menschlichen und lokalpolitischen Geschichten.
