Das war 2022 Tierisches, Kriminelles, Abriss und Neubau im Jahresrückblick für Olfen

Das war das Jahr 2022: Tierisches, Kriminelles, Abriss und Neubau im Rückblick
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Das Jahr 2022 bot in Olfen viele spannende Geschichten und Nachrichten. Tiere sorgten für Lacher oder Entsetzen, schwere Unglücke bewegten die Menschen, ein Streit-Thema sorgte für große Diskussion und Corona für eine Ausnahme im Olfener Karneval. Unser Jahresrückblick in Olfen.

Neues aus der Geschäftswelt

Die Auswirkungen der Coronajahre und verändertes Kundenverhalten hatten im Olfener Einzelhandel Folgen - von neuen Gründungen bis zum Verschwinden tradioneller Geschäfte. Viele Olfener hat die Nachricht vom Aus des Hofladens Tenkhoff im Juni bewegt. 40 Jahre lange hatte die Familie Tenkhoff unweit der Lippe Erdbeeren und Spargel angebaut und im eigenen Hofladen und in Geschäften in der Region verkauft. Inzwischen rechne sich der Aufwand für Anbau und Ernte nicht mehr. Damit schloss auch der Hofladen, der Ausflüglern auch Kaffee und Kuchen bot.

Der Hofladen Tenkhoff schließt Mitte Juni. Die Familie Tenkhoff gibt den Anbau von Erdbeeren und Spargel auf.
Der Hofladen Tenkhoff schließt Mitte Juni. Die Familie Tenkhoff gibt den Anbau von Erdbeeren und Spargel auf. © Jessica Hauck

In der Innenstadt wurde dagegen aus einer Corona-Idee eine Geschäftsgründung und schließlich Anfang Oktober ein neuer Laden. An der Geest 9 öffnete "hallo zuhause!" seine Tür. Neben Bastelsets und Deko gibt es dort auch den Ursprung des Geschäfts von Tamara Fleige: Flaschengärten. Mit den Sets zum Anlegen eines kleinen Biotops in einer Glasflasche hatten sich Fleige und ihr Partner im Mai 2020 selbstständig gemacht. Im Wohnzimmer zu Coronazeiten war die Idee mit den Kindern zusammen entstanden. Darauf wuchs das Unternehmen Dein-Flaschengarten.de schließlich im Olfener Industriegebiet.

Tamara Fleige hat das Unternehmen "Dein-Flaschengarten.de" gegründet. Aus einem Online-Shop wird nun ein Laden an der Straße Zur Geest 9 in der Innenstadt. Neben den Flaschengärten wird dort auch noch allerlei anderes für Kinder und Erwachsene verkauft.
Tamara Fleige hat das Unternehmen "Dein-Flaschengarten.de" gegründet. Aus einem Online-Shop wird nun ein Laden an der Straße Zur Geest 9 in der Innenstadt. Neben den Flaschengärten wird dort auch noch allerlei anderes für Kinder und Erwachsene verkauft. © Jessica Hauck

Ebenfalls neu, aber noch nicht gebaut: Olfen bekommt ein neues Restaurant direkt am Marktplatz. Mit Noah's Place soll ein „kosmopolitischer Ganztagestreffpunkt“ entstehen, verkündete Bürgermeister Wilhelm Sendermann im August. Die Filiale der Kette des bekannten Gastronoms Uwe Suberg soll in das ehemalige Kino einziehen, das noch Ende 2022 abgerissen wird. Ab Frühjahr 2024 könnten die Olfener dort Noahs Lieblingsgerichte aus aller Welt essen.

Schon seit Jahren erfolgreich ist dagegen BBS - Buch, Schreiben & Schönes. Das Geschäft von Karin Hohmann hat Anfang Oktober bereits die dritte Erweiterung bekommen. Als das Reisebüro nebenan an der Geest direkt gegenüber dem Marktplatz schloss, ergriff Hohmann die Gelegenheit, ihr Geschäft um 65 Quadratmeter, eine große Kinderecke und einen weiteren Eingang zu erweitern. Auf der größeren Fläche sollen auch mehr Veranstaltungen möglich werden.

Verrückte Viecher

Tiere haben in diesem Jahr immer mal wieder für kuriose Nachrichten gesorgt. Anfang Mai musste die Feuerwehr einen liebestollen Poitou-Esel aus einer misslichen Lage retten. Als die Feuerwehr wegen eines „Großtiers in Notlage“ zur Steveraue ausrückte, fand sie einen Hengst mit den Vorderbeinen außerhalb und mit den Hinterbeinen noch im Gehege vor. Mit dem Bauch klemmte das Tier auf dem Zaun. Vermutlich hatte er den Esel-Damen auf der anderen Seite einen Besuch abstatten wollen. Die Feuerwehr konnte den Poitou-Esel schnell befreien. Das Tier blieb unverletzt. Nur der Stolz hat wohl gelitten, scherzten die Einsatzkräfte.

Inzwischen hat die Stadt Olfen einen neuen Zuchthengst für die kleine Herde in der Steveraue gekauft. In der Hoffnung, dass bald Fohlen über die Weide laufen.

Ein Poitou-Esel hängt in der Steveraue in Olfen halb über einem Zaun.
"Peinlich berührt" habe der Hengst seine Helfer von der Freiwilligen Feuerwehr Olfen angeschaut, berichteten die Helfer, die ihn vom Zaun befreiten. © Karsten Nieländer (A)

Viel weniger amüsant war die Sichtung eines Wolfes auf Lüdinghauser Gebiet, die für Sorgen auch in Olfen gesorgt hat. Ende Oktober hatte der Wolfsberater des Kreises Coesfeld bestätigt, dass auf der Aufnahme einer Fotofalle nahe der Halterner Borkenberge definitiv ein Wolf zu sehen ist. Die Tiere streifen wohl durch den gesamten Kreis Coesfeld, so der Berater. Die Olfener Jäger sorgen sich um den Wildbestand, sollte sich hier ein Rudel ansiedeln.

Eine grausige Entdeckung machte wenige Wochen später, Anfang Dezember, ein Schafhalter in Seppenrade: Fünf Tieren war auf der Weide die Kehle durchgebissen worden. Ob dafür ein Wolf verantwortlich ist, soll ein Labor anhand von Proben noch klären.

Das kommt als Beute von Dieben auch nicht alle Tage vor: Bullensperma. Der Olfener Landwirt Axel Ellertmann meldete am 6. Dezember 63 Röhrchen mit Sperma von Zuchtbullen, die zur Besamung seiner Milchkühe gedacht waren, als gestohlen. Über 2000 Euro sollte der Schaden betragen. Wenig später meldete der Landwirt teilweise Entwarnung: Das vermeintliche Diebesgut fand sich auf dem Boden des Kühlbehälters wieder. Ob alle Röhrchen wieder da waren, war aber zunächst unklar. Die Polizei ermittelte weiter.

Aufreger-Thema Neue Stever

An dem Thema kam wohl kein Olfener vorbei: Das Projekt Neue Stever. Die Verbindung von Lippe und Stever sollte die Durchgängigkeit für Fische und andere Lebewesen gewährleisten. Obwohl schon vor vielen Jahren die Planungen begannen, nahm der Protest gegen das Projekt in diesem Jahr zu. Obwohl die Stadt Olfen eine Fristverlängerung bekommen hat und die Neue Stever bis Juli 2027 bauen könnte, kam im Oktober die Wende: Bürgermeister Wilhelm Sendermann schlug vor, dass Millionen-Projekt zu stoppen. Der Grund: eine Finanzierungslücke. Der Rat beschloss das vorläufige Aus im Dezember.

Novum im Karneval

Karneval im Mai? 2022 war das Realität in Olfen. Der traditionelle Nelkendienstagsumzug fiel wegen der Coronapandemie in diesem Jahr auf den 21. Mai. Und da bewiesen die Närrinnen und Narren, dass Karneval auch an einem Samstag im Mai Spaß macht. Bunt, laut und verrückt: Das war der Umzug mit 24 Fußgruppen und elf Wagen.

Die nächste Session soll aber wieder zur gewohnten Zeit im Februar stattfinden. Das Geheimnis, wer die Olfener Narren in der Session 22/23 anführt, wurde Anfang November gelüftet: Christian Hirscher ist der neue Karnevalsprinz. An seiner Seite: Der neue Johann Frank Chelmowski und das Mariechen Luna Hüning.

Karneval bei T-Shirt-Wetter im Mai: Das war neu im Jahr 2022. Und bei der Ausnahme soll es auch bleiben.
Karneval bei T-Shirt-Wetter im Mai: Das war neu im Jahr 2022. Und bei der Ausnahme soll es auch bleiben. © Daniel Magalski

Neubau und Abriss

Olfen ist 2022 um ein Baugebiet reicher geworden. Anfang des Jahres war das Baugebiet Olfener Heide fertig erschlossen. Westlich der Kökelsumer Straße konnten die ersten Grundstückseigentümer im Juli mit dem Bau ihres neuen Zuhauses starten. Der Andrang auf die 170 städtischen Baugrundstücke und rund 30 privaten Grundstücke war groß gewesen. Doch danach war in der Baubranche einiges in Bewegung: Stark steigende Preise für Materialien und steigende Zinsen hatten ihre Auswirkungen auch auf die Olfener Heide. Einige Häuslebauer sprangen im August daher wieder ab - Nachrücker bekamen die Chance, die frei gewordenen Grundstücke zu erwerben.

An anderer Stelle rollten ebenfalls Bagger an - aber zum Zerstören. Zuerst ließ die Stadt ein Wohnhaus an der Neustraße abreißen, das nicht mehr sanierungsfähig gewesen sei. Das Innenstadtgrundstück hat noch keine neue Nutzung. Feste Pläne gibt es dagegen für das ehemalige Einrichtungshaus Hagen neben dem Rathaus. Dieses Gebäude wurde ab Juli entkernt - im November knabberte die Schaufel des Abrissbaggers Stück für Stück des Gebäudes weg. Hier plant die Stadt einen großen, modernen Neubau als Rathauserweiterung. Auch das ehemalige Kino und NKD-Gebäude am Markplatz, dessen Dach schon eingefallen ist, wird abgerissen und macht Platz für Wohnungen und Gastronomie.

Die Baggerschaufel frisst sich durch das ehemalige Einrichtungshaus am Marktplatz, das zuletzt im Dienst der Stadt Olfen stand.
Die Baggerschaufel frisst sich durch das ehemalige Einrichtungshaus am Marktplatz, das zuletzt im Dienst der Stadt Olfen stand. © GUENTHER GOLDSTEIN

Tragödien, Unfälle, Überfälle

Das Jahr 2022 blieb nicht frei von Unglücken. Anfang Februar bargen Taucher der Feuerwehr eine Tote aus dem Kanal bei Lüdinghausen. Viele Rettungskräfte hatten zuvor nach der älteren Person gesucht.

Die B235 (Lüdinghauser Straße) war am 22. April Schauplatz eines tragischen Unfalls. Ein Auto hatte bei einem Überholvorgang einen Pedelecfahrer erfasst. Der Mann starb. Es ist der 73-jährige Rolf Kurek, beliebter Politiker und Familienvater aus Selm. Seit Juni erinnert an der Unfallstelle ein weißes Geisterfahrrad an den Unfall und die Gefahren für Radfahrer im Straßenverkehr. Der Allgemeine Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Selm kritisierte die Unfallstelle als „sehr gefährliche Stelle“.

Olfen war 2022 auch Ziel von Kriminiellen. Anfang März hielt eine Reihe von Aufbrüchen bei Zigarettenautomaten, davon fünf in Olfen, die Polizei in der Region auf Trab. Im April waren Einbrecher in vier Lokalen in der Innenstadt unterwegs - darunter im Eiscafé De Bona. Die Polizei nahm zwei Tatverdächtige fest, und zwar noch in der Nähe des Tatorts an der Gaststätte Greskamp. Wenige Tage zuvor war der Getränkemarkt Wilms Ziel eines Überfalls geworden - auch hier konnte die Polizei Verdächtige ermitteln.

Probleme bereiteten auch Schlägereien, Ruhestörungen und Alkohol. Gerade im Sommer gab es viele Beschwerden von Anwohnern an der Bilholtstraße. Die Stadt reagierte mit einem Alkohol- und Glasverbot an der Bilholtstraße, am Nordwall und am Grünen Weg. Mit Erfolg: An der Stelle blieben Ruhestörungen und Körperverletzungen danach aus.

Auch bei dieser Meldung war Alkohol das Problem: Der Gastgeber einer ziemlich aus dem Ruder gelaufenen Party landete im Juli in einer Zelle der Polizei. Statt wie aufgefordert die Lautstärke seiner Party zu reduzieren, provozierte der betrunkene Mann die Polizei und seine Nachbarn, widersetzte sich den Beamten und versuchte, an einen Streifenwagen zu urinieren.

Schafen im Kreis Coesfeld Kehle durchgebissen: War es ein Wolf?

Abbrucharbeiten am Olfener Marktplatz: Vorbereitung für Rathauserweiterung hat begonnen