Mitte März erhielt Dagmar Fritz den Umweltpreis der Stadt Olfen. Sie ist eine von vier Preisträgern und wurde für ihren Einsatz als stille Hüterin der Fledermäuse geehrt. „Sie setzt sich mit großem Engagement für den Schutz dieser wichtigen Tiere ein“, hieß es in der Begründung. Was heißt das nun genau? Was tut die Vinnumerin Dagmar Fritz für die Fledermäuse?
In ihrem Beruf sind die kleinen Flughunde nicht gerade alltäglich. Denn Dagmar Fritz ist Informatikerin, Dozentin für Wirtschaftsinformatik und arbeitet selbstständig in dieser Branche. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite, sagt sie: „Ich bin groß geworden in Tümpeln und Steinbrüchen, interessiere mich für Mineralien, Echsen, Schlangen und Spinnen.“ Durch ihre Kindheit sei sie biologisch geprägt.
Auswertung von unzähligen Datensätzen
Bei der Beschäftigung mit den Fledermäusen sei die Verbindung von Mathematik, Informatik und Biologie eine perfekte Kombination. „Fledermäuse orientieren sich anhand von Ultraschallwellen. Wir benötigen Geräte, um diese hörbar zu machen.“ Dagmar Fritz nennt ein Beispiel: „Wenn ich in einer Nacht Horchboxen für Fledermäuse aufstelle, bekomme ich rund 6000 Datensätze pro Box und pro Nacht.“ Um diese Informationen auszuwerten, benötige sie IT-Wissen.
Und daher komme ihr die Kombination von IT- und Biologie-Wissen zugute: „Es ist ein glückliches Zusammentreffen.“ Hinzu komme, dass die benötigten Geräte erst seit rund zwanzig Jahren bezahlbar seien. Vorher hätten nur große Institute solche Untersuchungen und Forschungen durchführen können. Diese Arbeit habe sie zu einer Fledermaus-Kennerin gemacht. So bezeichnet sich Fritz auch selber. Und inzwischen ist sie auch zu einer Fledermaus-Schützerin geworden.

Die Fledermäuse, übrigens die einzigen fliegenden Säugetiere, hätten eine besondere Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht – sie ernähren sich von Insekten, Mücken und Spinnen. „Wer sie zu Hause hat, kann sich glücklich schätzen“, so Dagmar Fritz. Da der Lebensraum für die Fledermäuse immer mehr eingeschränkt werde, sei es wichtig, sich um diese Säugetiere und deren Habitat zu kümmern.
Abgedichtete Häuser und Gehöfte, Steingärten, künstliches Licht auch in der Nacht, Unruhe in den Wäldern mache den Fledermäusen das Leben schwer. Olfen sei eigentlich ein gutes Pflaster für die Fledermäuse: Stever und Lippe, Kanal und stille Arme, Schloss und Gräften, Wald. „Hier gibt es viele Fledermäuse, insbesondere an der Randbebauung zur Stever.“ Dagmar Fritz bedauert, dass der Lebensraum für die Fledermäuse immer mehr eingeschränkt werde. „Was spricht dagegen, Fledermäuse in einer Spalte am Dach, in irgendeiner Ritze am Haus zu dulden? Sie benötigen wirklich nicht viel Platz.“
Nahrung in naturnahen Gärten
Aber – aus Gründen der Energieeinsparung und Wärmedämmung seien Hausbewohner und -besitzer bemüht, jegliche Öffnungen zu abzudichten. Daher empfiehlt die Fledermaus-Kennerin besondere Kästen, entweder die kleineren für die männlichen Gruppen von Fledermäusen oder die größeren für die Wochenstuben, in denen sich die weiblichen Tiere um ihre Nachzucht kümmern. „Die Fledermäuse sind einfach nur da, sie zerstören nichts.“ Auch in naturnahe Gärten fühlen sich die Tiere wohl, weil sie hier Nahrung finden. Laut Dagmar Fritz mögen Fledermäuse besonders gern Minze, Duftgeißblatt, Wilden Wein, Nachtkerze, Immergrün, Holunder, Sommerflieder oder die Wegwarte.


Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wald- und Gebäudefledermäusen, im Olfener Stadtgebiet sind die Gebäudefledermäuse heimisch. Häufig können hier auch die Zwerg- und Breitflügelfledermäuse im Flug über Gärten und Balkone beobachtet werden. Aber auch der Große und Kleine Abendsegler, die Wasserfledermaus und die Fransenfledermaus sind im Münsterland heimisch.
Die Fledermäuse kommen von März bis April aus ihren Winterquartieren zurück und bekommen im Mai/Juni ihren Nachwuchs, in der Regel ein, selten zwei Fledermausjunge. Diese lernen im Juli/August das Fliegen und machen sich im September auf den Weg in die Winterquartiere. Dazu legen sie manchmal nur kurze Strecken von 15 bis 20 Kilometern zurück, andere fliegen 100 bis 150 Kilometer, wieder andere legen bis zu 2000 Kilometer zurück.
Wer mehr über die Fledermäuse wissen möchte, über deren Schutz und Förderung, über Fledermauskästen, oder wer Probleme mit Fledermäusen im Haus hat, der kann sich bei Dagmar Fritz melden, per Mail an Fledertiere@gmx.de.
