Hans Oswald Mattern, hier ein Archivbild, hätte gerne einen Impftermin. Das ist einfacher gesagt als getan. © Theo Wolters

Impfzentrum Dülmen

Chaos beim Impfen: Olfener hat nach 13 Tagen immer noch keinen Termin

Dass er Geduld haben müsste bei der Vergabe des Impftermins, wusste Hans Oswald Mattern. Für das, was er seit dem 2. Februar erlebt, hat der 83-Jährige Olfener aber kein Verständnis mehr.

Olfen

, 19.02.2021 / Lesedauer: 3 min

Hans Oswald Mattern (83) und seine Ehefrau möchten sich gerne gegen Corona impfen lassen. Seitdem die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung freigeschaltet ist, ruft er dort täglich mindestens zweimal an, um einen Termin zu vereinbaren: rund 30 Telefonate seit dem 2. Februar - alle ohne Erfolg. Einen Termin hat er auch nach 13 Tagen noch nicht erhalten. Dafür aber inzwischen ein Entschuldigungsschreiben aus dem Landratsbüro.

„Meldesystem hat sich nicht bewährt“

Das Meldesystem der Kassenärztlichen Vereinigung „hat sich nicht bewährt“, heißt es in in dem Schreiben vom Donnerstag (18. 2.): der Antwort auf Matterns Beschwerde-Brief einen Tag zuvor. Verständnis für den Ärger des Olfeners ist den Zeilen aus dem Coesfelder Kreishaus zu entnehmen, eine Lösung aber nicht - und erst recht kein Impftermin. Allerdings ein Hinweis: In den nächsten neuneinhalb Wochen werde das ohnehin nichts werden mit der ersehnten Impfung.

„Durch die begrenzte Verfügbarkeit der Impfstoffe sind Impftermine ab dem 26 April 2021 verfügbar“, bestätigt Hartmut Levermann, Sprecher des Kreises Coesfeld, auf Anfrage der Redaktion: eine Information, die Mattern zuvor in keinem seiner vielen Telefonate erhalten hatte. Helfen kann ihm diese Neuigkeit allerdings Jetzt auch nicht. Denn einen Termin für Ende April oder Anfang Mai hat er immer noch nicht, stattdessen den täglichen Spruch eine der 1200 NRW-weit tätigen Telefonisten, den er längst auswendig kann. Je nach Tageszeit: „Rufen sie heute Nachmittag noch einmal an.“ Oder: „Rufen Sie Morgen früh noch einmal an.“ Seinen Wunsch, man möge sich einfach bei ihm melden, sobald es einen freien Termin gebe, wird als unerfüllbar abgewiesen.

Mit Geduld immer wieder versuchen

Hat Kreissprecher Levermann für Mattern einen Tipp? „Wir können nur empfehlen, mit Geduld zu versuchen über die Rufnummer 0800 116 117 02 oder www.116117.de einen Impftermin zu erhalten.“ Täglich würden weitere Impftermine für jeweils einen weiteren Tag - im Moment im April - über ein sogenanntes rollierendes System freigeschaltet: insgesamt etwa 4.000 bis 5.000 täglich für Westfalen-Lippe. „Wenn ein Bürger die Aussage erhält, dass keine Termine mehr buchbar sind, kann dies damit zusammenhängen, dass die abrufbaren Termine für den jeweiligen Tag für ein bestimmtes Zentrum vergeben sind“, sagt Levermann. Deshalb erneut probieren, mit Geduld. Die hat der Olfener inzwischen verloren.

Mattern kann sich gewählt ausdrücken. Angesichts des Chaos der Terminvergabe fällt ihm aber nur ein treffendes Wort ein: „Verarsche.“ Es sei ja nicht so, dass er es parallel zum Telefon nicht auch schon mal online probiert habe.“ Aber auch auf diesem Weg gebe es keine Termine. Er selbst sei hartnäckig, sagt er. „Aber viele andere ältere Leute haben doch längst aufgegeben.“ Die rettende Impfung werde durch „diese Organisation, die den Namen nicht verdient“ unattraktiv gemacht, sagt er.

39 Menschen haben bereits die zweite Impfung

Immerhin: Seit der Öffnung des Impfzentrums des Kreises Coesfeld 8. Februar in Dülmen haben sich insgesamt 2299 Personen impfen lassen, wie Levermann (Stand Donnerstag, 18. 2.) mitteilt. Darunter seien 1205 über 80-Jährige gewesen. 39 Männer und Frauen hätten bereits ihre Folgeimpfung erhalten. Eis und Schnee haben kaum Einfluss gehabt auf den Impffortschritt: „Nur 20 Personen machten von dem Angebot Gebrauch ihren Impftermin auf den Folgetag zu verschieben“, sagt Levermann.

Wann sich das Ehepaar Mattern ins Auto setzen kann, um endlich den 20 Kilometer lagen Weg zum Impfzentrum Dülmen anzutreten, steht in den Sternen. Ob beide zusammen einen Termin bekommen, ebenfalls. „Vielleicht“, sagt der Olfener, „dürfen bis dahin ja auch die Hausärzte impfen.“ Ihm wäre das am liebsten.

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