Wilhelm Sendermann erklärt, warum die Stadt am Wehr in Olfen baggern ließ.

Wilhelm Sendermann erklärt, warum die Stadt am Wehr in Olfen baggern ließ. © Goldstein/Archiv

Bürgermeister zur Stever: „Jetzt nicht zu handeln, wäre ein Desaster“

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Trotz der bevorstehenden heißen Tage wird bald Schluss sein mit dem extremen Niedrigwasser der Stever. Dafür hat die Stadt Olfen gesorgt. Bürgermeister Sendermann nennt zwei Gründe.

Olfen

, 15.06.2022, 16:19 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vielleicht könne am Samstag (18. 6.) schon wieder das Floß fahren auf der Stever, meint Wilhelm Sendermann vorsichtig. Das wäre das erste Mal in diesem Jahr. Denn das extreme Niedrigwasser in dem Olfener Fluss hat das bislang nicht zugelassen. Seit Dienstag (14. 6.) staut sich das Wasser aber wieder langsam auf - dank einer kurzfristigen Baumaßnahme auf Veranlassung der Stadt Olfen.

Normalerweise ist die Stever in Olfen 1,50 bis 2 Meter tief. Zuletzt waren es nicht einmal mehr 50 Zentimeter. Schuld ist ein Schaden am Mittelpfeiler der Füchtelner Mühle, der im April aufgefallen war. Seitdem konnte das Wasser nicht mehr aufgestaut werden. Die Stever floss sozusagen leer: „Das zu sehen, tat mir in der Seele weh“, sagt der Bürgermeister. Vielen Bürgerinnen und Bürgern, die ihm geschrieben hätten, sei es ebenso ergangen. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass das städtische Floß Antonia bislang auf dem Trockenen liegen musste.

Niedrigwasser lässt Muschelbänke vertrocknen

Sendermann hatte bereits Anfang Juni von einem „Desaster für das Ökosystem Stever“ gesprochen. Was Renaturierungsmaßnahmen Gutes bewirkt hätten, drohe durch die Probleme mit dem Wehr Füchtelner Mühle wieder zerstört zu werden. „Die Muschelbänke vertrocknen.“ Zuletzt war die Umflut nicht mehr in Betrieb, wie Sendermann am Dienstagabend (14. 6.) im Hauptausschuss sagte. Das war wenige Stunden, nachdem ein Bagger im Fluss seine Arbeit aufgenommen hatte. „Ich hoffe jetzt, dass wir in wenigen Tagen wieder die Stever wie gewohnt erleben können“ - mit einer funktionierenden Umflut und damit einer ökologischen Durchgängigkeit flussaufwärts und -abwärts.

Zwar schreibt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 den Mitgliedsstaaten der EU vor, für die Durchgängigkeit ihrer Fließgewässer zu sorgen. Eine verpflichtende Aufgabe für die Stadt Olfen, jetzt tätig zu werden, ergibt sich daraus aber nicht. „Wir können handeln, müssen aber nicht“, so Sendermann. „Es gibt keine Rechtsnorm, das zu tun.“ Für ihn selbst sei es aber keine Frage: „Wir können doch nicht warten, bis alle Muschelbänke verschwunden sind“, sagte er im Ausschuss.

Bagger häufte Stahlmatte und Steine auf

Der Auftrag für den Bagger: Die bestehende Schwelle im Fluss um einen Meter erhöhen - von 50 Zentimeter auf 1,50 Meter. Dafür habe er Baustahlmatten, Steine und Schotter eingebracht: „Alles Material, das wir später weiterverwenden können“, so Sendermann. Die Kosten für den Eingriff seien entsprechend überschaubar. Denn so viel steht fest: Diese Aufschüttung ist nur eine Übergangslösung, bis die Sanierung des Stauwehrs Füchtelner Mühle abgeschlossen sein wird - vermutlich Ende des Jahres. Die Genehmigung für die Anhebung der Stauschwelle ist lediglich befristet.

„Wir sollten aber einmal diskutieren, ob nicht grundsätzlich eine Anhebung sinnvoll wäre“, sagt Sendermann am Mittwoch. Ein „Leerlaufen“ wie zuletzt solle „künftig auf jeden Fall verhindert werden“ - mit Rücksicht auf die Natur, aber auch auf den Tourismus. Denn das Floß Antonia ist nicht nur für Olfenerinnen und Olfener ein Zugpferd. Eigentlich sollte die Floßsaison auf der Stever bereits am 14. Mai starten, was wegen des niedrigen Wasserstandes nicht möglich war.

Kaum noch freie Termine für Floßfahrten

Seit Dezember 2021 hatten Interessierte die Möglichkeit, für Gruppen von bis zu 15 Personen eineinhalbstündige Floßfahrten zu buchen. Kosten: 70 Euro. Das ließen sich viele - insbesondere nach den Corona-bedingten Ausfällen der Vorjahre - nicht zweimal sagen. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Termine bis zum 9. Oktober ausgebucht.

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