Eigentlich sei es jetzt die falsche Jahreszeit, um die Natur der Steveraue in Olfen so richtig genießen zu können, sagt Bernhard Wiefel. An diesem doch eher grauen Nachmittag Ende Oktober dominieren rund um den Floßanleger doch eher die herbstlichen Farben. Spannender sei es im Frühjahr, wenn alles blüht.
Ein paar Vögel sind dennoch unterwegs. Und natürlich hat Wiefel seine Kamera dabei und ist auf der Suche nach besonderen Schnappschüssen. Seit 2012 ist er als einer von inzwischen sechs Floßfahrern auf der Stever unterwegs und bringt Besuchern das Naturschutzgebiet näher.
Stever wird seit 2002 renaturiert
Die Natur rund um seine Heimatstadt fasziniert den 66-Jährigen schon viel länger. „Ich habe mein Elternhaus hier vorne an der Stever, eine Brücke weiter“, erzählt Bernhard Wiefel. „Wir sind hier früher schon immer geschwommen, haben geangelt, gefischt.“
Durch die Kanalisierung der Stever sei der ursprüngliche Charakter des Flusses verloren gegangen, mit der Renaturierung der Steveraue seit 2002 ist er zurückgekehrt. Und mit ihm geschätzt rund 120 verschiedene Vogelarten, die nahe Olfen gesichtet wurden.

Rund 80 dieser Vögel hat Bernhard Wiefel fotografiert, dazu noch viele andere Tiere wie zum Beispiel die Heckrinder oder die Konikpferde, die in Olfen leben. Die Leidenschaft dafür sei bei ihm mit den Floßfahrten entstanden.
„Da stellt man schnell fest, wie interessant die Tier- und Pflanzenwelt hier ist. Und man erzählt den Gästen ja alles über die Tiere, wo sie herkommen“, erzählt er. „Und aus den Augenwinkeln sieht man dann sehr viele schöne Situationen, die man eigentlich gerne auf Foto festhalten würde. Kann man aber nicht, weil man nette Gäste an Bord hat, denen man nicht eben mal sagen kann: ‚Alle mal ruhig sein, ich will in Ruhe fotografieren‘“, fügt er lachend hinzu.

Viele Fotos habe er zunächst zur „Bestandsaufnahme“ gemacht. Also um einen potenziellen Neuankömmling in der Steveraue auf Bild festzuhalten, um zu bestimmen, um welchen Vogel es sich überhaupt handelt.
„Und dann gibt es eben Punkt zwei, dass man qualitativ bessere Fotos haben möchte“, sagt Wiefel. „Mit dem Objektiv, das dafür nötig ist, kann man während einer Floßfahrt natürlich nicht rumlaufen. Dafür setze ich mich dann in Ruhe in mein Kajak und fahre außerhalb der Saison, zur Brutzeit, raus. Ganz still in der Mitte, um keine Vögel zu verscheuchen.“ Einmal in vier Wochen gehe es dann bei ihm nur um die Qualität der Fotos.

Ab und an nutze er aber auch den Weg mit dem Floß, bevor morgens um 9 Uhr die ersten Gäste dazustoßen. „Da kann es es schon mal sein, dass ich um halb 8 aus dem Hafen fahre und das Boot hier mit Strömung ganz einfach runter treiben lasse“, berichtet Wiefel. Vor allem dann treffe er häufig auf ein ganz besonderes Tier.
„Dieses Auge in Auge mit dem Eisvogel ist etwas ganz Besonderes für mich. Wenn man den hier auf dem Wasser sieht, wie er seine Brutgeschenke an seine Göttergattin gibt, kleine Fischchen. Oder wie er nachher mit seinen Bengeln und Töchterchen kämpft, die er verjagen muss, weil es zu viele sind. Dazu das Farbenspiel im Gefieder, wenn die Sonne darauf scheint“, gerät der 66-Jährige ins Schwärmen.
Bernhard Wiefel ist „Bodo Blauspecht“
Eigentlich ist Bernhard Wiefel aber der Ansicht, dass Worte das Naturschauspiel in der Steveraue nur unzureichend beschreiben können. Weshalb er 2020 auf die Idee kam, auch andere Menschen an seinen Fotos teilhaben zu lassen, auf der Olfener Facebookseite.
„Da habe ich mir die Frage gestellt, unter welchem Namen ich das dann mache. Einfach nur Bernhard Wiefel wäre zu einfach gewesen. Den gab es schon, mein Vater war langjähriger Reporter bei den Ruhr Nachrichten“, erzählt er.

Als Logo sei nur ein Eisvogel in Frage gekommen, als Inbegriff der Natur in der Steveraue. „Und dann hat mir meine Frau gesagt, dass der Eisvogel in manchen Ecken auch Blauspecht genannt wird. Da brauchte ich nur noch einen Vornamen, und so ist der Bodo noch dazu gekommen“, sagt Wiefel. Seitdem ist „Bodo Blauspecht“ in den sozialen Medien wie auf seiner eigenen Homepage natur.wiefel.net die Adresse für beeindruckende Naturfotos aus der Steveraue.