Als das Unternehmen Kordel 2019 von der Stadt Olfen das fast fünf Hektar große Grundstück am Kreisverkehr Schlosserstraße kaufte, musste es sich vertraglich festlegen: Höchstens fünf Jahre dürften vergehen bis zum Baubeginn, mehr nicht. Nach drei Jahren - Kordel hatte in der Zwischenzeit einen weiteren Produktionsstandort im polnischen Bialogard baulich abgeschlossen - war im August 2022 der Startschuss. Danach ging es mit Riesenschritten zur Realisierung. Das Luftbild vom März zeigt bereits einen großen, geschlossenen Hallenkomplex auf dem Eckgrundstück des insgesamt rund 18 Hektar großen neuen Olfener Industrie- und Gewerbegebietes Olfen Ost II. „Wir liegen absolut gut im Zeitplan“, bestätigt Geschäftsführer Holger Schmitz.
Das Ziel hatte er vom ersten Spatenstich an verfolgt: Ende 2023 Fertigstellung, Anfang 2024 Produktionsbeginn. Daran hat sich nichts geändert. „Wir werden das so auf jeden Fall schaffen“, sagt Schmitz. Und das trotz der allgemeinen Schwierigkeiten in Folge des Ukraine-Kriegs, die ungefähr zum Zeitpunkt des Baustarts auf ihrem Höhepunkt waren: Lieferprobleme, galoppierende Rohrstoffpreise und ausgelastete Handwerker. Den entscheidenden Grund, warum alles so glatt laufe, sieht Schmitz in der Wahl des Dienstleisters.
Das Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck errichtet in Kordels Auftrag die neue Produktionsstätte samt Büro- und Sozialgebäude. Das inhabergeführte Familienunternehmen aus Ostwestfalen hat einen großen Namen, der weit über NRW hinaus bekannt ist. Es hat zum Beispiel die Gigafactory Berlin-Brandenburg gebaut, die Großfabrik des Automobilherstellers Tesla. Und auch dort gelang es, die Bauarbeiten nicht nur in time abzuschließen, sondern zwei Wochen früher als geplant: etwas, das in Olfen vielleicht auch gelingen wird, wenn es so weiter läuft wie bisher.
Goldbeck hat für Tesla gebaut
Die Größe des beauftragten Bauunternehmens half in der Krisenzeit 2022. Holger Schmitz lächelt, wenn er auf den Beginn der Bauarbeiten zurückblickt. Manch einer hätte ihn damals gefragt, was die ganzen Bewährungsstahlmatten auf dem Grundstück in Olfen sollten. Schließlich gebe es doch noch gar keine Halle. „Gut, dass sie schon da waren“, sagt Schmitz. Denn als die Bauarbeiter sie tatsächlich brauchten, seien sie auf dem Markt kaum noch erhältlich gewesen.
Drei der insgesamt fast fünf Hektar Grundstücksfläche werden bebaut. Neben Fertigungshallen und Sozialgebäude für die 110 Beschäftigte, die derzeit noch an dem Standort im Dülmener Dernekamp arbeiten, entstehen Zuwegungen und Parkplätze. Um die Gestaltung dieser Parkplätze gibt es Ärger.
Ärger um PV-Anlagen
„Wir möchten prinzipiell auf das ganze Hallendach PV-Anlagen setzen“, sagt der Geschäftsführer. So ließe sich mehr als 1 Megawatt Leistung installieren, deren Strom in eine die neue elektrisch beheizte Härterei fließt. Würde Kordel den Parkplatz überdachen mit PV-Anlagen, wäre die Leistung deutlich niedriger. genau das schreibt aber das Land NRW vor: Seit dem 1. Januar 2022 gibt es in NRW die Pflicht, über neu herzustellenden Parkplätzen auf gewerblich genutzten Flächen eine Photovoltaikanlage zu installieren. „Das Hallendach macht bei uns aber deutlich mehr Sinn“, sagt Schmitz: Stoff für derzeit laufende Gespräche mit den Verantwortlichen des Kreises Coesfeld.
Regenerative Energien zu nutzen, ist dem Getriebehersteller mit Hauptsitz in Dülmen wichtig. In der Halle werde künftig beispielsweise die Abwärme der Kompressoren dazu genutzt, um das Wasser zu erhitzen – unter anderem für die Duschen. Dass die neue Härterei elektrisch betrieben wird, garantiere nicht nur deutliche CO2-Einsparungen, sondern auch Produktionsvorteile im Wettbewerb, sagt Schmitz.
