Das Thema Tickets im Schülerverkehr beschäftigt Wilhelm Sendermann und seine Bürgermeisterkollegen im Kreis Coesfeld schon seit längerer Zeit. Doch die jüngste Meldung von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer ärgert nicht nur den Olfener Bürgermeister. Er hatte auf einer Landesdelegiertenkonferenz angekündigt, dass ein 29-Euro-Ticket für Schüler eingeführt werde und die Bedenken der Kommunen damit nun ausgeräumt seien.
„Wir haben nur einen Bruchteil von Schülern, die bislang Anspruch auf ein solches Schulticket haben“, betonte Wilhelm Sendermann im Anschluss an die jüngste Bürgermeisterkonferenz in Dülmen. Das im ländlichen Raum wichtige Thema Schülerspezialverkehr sei noch nicht in der bisherigen Lösung verankert. „Wie gehen wir mit Schülern um, die aus Vinnum, Seppenrade oder Ahsen zur Gesamtschule kommen“, stellte der Bürgermeister in den Raum und fügt an: „Das System gibt für unsere Kinder nicht die richtigen Antworten.“ Deshalb habe man sich kurz vor der Mitteilung des Landes zusammengesetzt und versucht, ein kreisweites Konzept zu erarbeiten.
Finanzierung noch ein Thema
Ein wichtiger Punkt ist neben der Regelung des Zugangs für Schüler im Spezialverkehr die Finanzierung. Nur ein Bruchteil des vorgesehenen 29-Euro-Tickets fließt in den regionalen Tarifverbund. Die bisherigen Monatstickets bei den regionalen Verkehrsbetrieben (in diesem Fall die RVM) kommen den Kommunen im Rahmen einer Rückerstattung in deutlich größerem Anteil zugute.
„Wir plädieren grundsätzlich dafür, das System kreisweit zu schaffen und das Geld vor Ort zu lassen“, erläuterte Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp. Doch ob das funktionieren wird, ist fraglich und vor allem zwei Wochen vor den Sommerferien noch völlig ungeklärt. Die Bürgermeister befürchten bei einer deutschlandweiten Regelung, dass ländliche Gebiete, in denen das Nahverkehrsnetz weniger ausgebaut ist, schließlich Nachteile erleiden.
Tickets müssen gedruckt werden
„Fünf Busse fahren bei uns im Schülerspezialverkehr zur Gesamtschule, 300 Meter weiter hält die Schnellbuslinie“, verdeutlicht Wilhelm Sendermann die Problematik. Auch aus diesem Grund habe er sich dafür eingesetzt, dass die Linie X90 bis Datteln durchfährt. Doch was man als Kommune auf die Tickets, die jetzt an die Schüler gehen sollen, drucken kann, ist keinem so richtig klar. Carsten Hövekamp bemängelt: „Herr Krischer stellt ein unfertiges Konzept vor und macht deutlich, dass die Kommunen das regeln müssen. Es herrscht verständlicherweise eine extreme Unruhe in der Schulfamilie.“
Auch die kommunalen Spitzenverbände haben sich deutlich zu Wort gemeldet und fordern weitreichende Finanzzusagen aus Düsseldorf. „So verlieren wir Akzeptanz bei den Bürgern“, so Wilhelm Sendermann und kann nur den Kopf schütteln über die fehlenden Absprachen.