18 Rehkitze vor dem sicheren Tod gerettet Kitzrettung Olfen zufrieden mit Rettungsaktionen im Sommer

Kitzrettung Olfen hat 18 Rehkitze vor dem sicheren Tod gerettet
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Sie haben Glück gehabt, die 18 Rehkitze, die in den vergangenen Monaten in den Revieren rund um Olfen selbstständig ihr Futter suchten. Sie haben Glück gehabt, weil es in Olfen eine Kitzrettung gibt, die diesen 18 Kitzen das Leben gerettet hat.

Die Kitzrettung, das sind Menschen, die sich um das Leben der Kitze sorgen, wenn sie reglos geduckt am Boden von Wiesen liegen. Dieses geduckte, reglose Liegen schützt junge Wildtiere vor Feinden. Bei den gerade geworfenen Reh-Kitzen sind das in erster Linie Greifvögel und Füchse, aber auch durchs Gras streunende Hunde. Auf Mähdrescher und Mähmaschinen hat sich die Natur nicht eingestellt, denen sind die Rehkitze hilflos ausgeliefert. Inzwischen sind die Grundstückseigentümer verpflichtet, die Kitze zu vergrämen oder aus der Gefahrenzone zu tragen. Vergrämen geschieht mittels Flatterbändern, Tüten oder Geräuschen, die Suche kann mit Hunden geschehen. Und nun – seit einigen Jahren – gibt es auch die Suche mittels Drohne und Wärmebildkamera.

In der vorvergangenen Woche trafen sich die acht Drohnenpiloten des Hegerings Olfen, um ein Resümee zu ziehen, um zu diskutieren was gut und was weniger gut funktioniert hat. So viel ist klar: Die Kitzretter sind sehr sehr stolz und glücklich, dass sie so viel Erfolg hatten. 18 gerettete Kitze können sie vorweisen. „Es macht mich wirklich tief zufrieden“, sagt etwa Hubert Kortenbusch, ein Viel-Flieger.

Die Piloten haben allesamt einen Drohnenführerschein gemacht, ohne dieses Papier darf die Drohne nicht geflogen werden. Das Gerät gekauft hat der Hegering Olfen in Zusammenarbeit mit der Kreisjägerschaft Coesfeld. Hegering-Vorsitzender Axel Ellertmann erklärt, warum: „Die Drohne ist ziemlich teuer, denn wichtigster Bestandteil ist ja die Wärmebildkamera. Unsere Drohne wurde vom Land NRW mit 4000 Euro bezuschusst.“

Rudi Niermann hält das Kitz mit Handschuhen und Grasbüscheln
Rudi Niermann hält das Kitz mit Handschuhen und Grasbüscheln © Hegering Olfen, Kitzrettung

Nicht nur die Drohne muss beherrscht werden. Bevor sie zum Einsatz kommt, müssen die Kitzretter und ihre Helfer viel Vorarbeit leisten: Der Hegering Olfen hatte im Vorfeld Besitzer und Pächter von Grasflächen noch einmal darüber informiert, dass sie verpflichtet sind, vor der Mahd Kitze aus der Fläche zu verbringen. Die Betroffenen haben Kontaktdaten des Vorsitzenden bekommen, um ihn über den bevorstehenden Schnitt zu informieren, und über den Standort dieser Fläche. „Diese Information bekommen wir in der Regel zwei/drei Tage vor der Mahd“, so die Flieger.

Bevor es losgeht, pflegen die Drohnenflieger die GPS-Daten dieser Fläche in die Drohnentechnik ein, sodass beim Flug über die Fläche die Drohne ihren Weg kennt, nichts wird ausgelassen. Dieser Überflug passiert bei Sonnenaufgang, d.h. in der Setzzeit der Ricken - April bis Juni - ist das zwischen fünf und sechs Uhr morgens. Dieser frühe Start ist so wichtig, weil die Wärmebildkamera beim Überflug die Wärmedifferenzen am Boden anzeigt, und somit ein Kitz durch dessen Körpertemperatur erkennt. Nach Sonnenaufgang kann sich der Boden so schnell aufwärmen, dass die Kamera bald keinen Unterschied mehr anzeigt. Die Flughöhe ist begrenzt durch die Baumhöhen der Umgebung „Wir fliegen in der Regel 30 bis 40 Meter hoch“, so Christian Lambernd.

Da die Drohne aufgrund der eingepflegten Daten selbstständig fliegt, kann sich der Pilot auf den Bildschirm konzentrieren. „Damit ist der Pilot völlig ausgelastet. Die Kitze liegen so versteckt, wir müssen ganz genau hinschauen“, so Rudi Niermann. An dieser Stelle kommen die zwei,drei Helfer je Einsatz ins Spiel. Sie haben keine leichte Aufgabe. Der Drohnenpilot weist sie per Funk ein, lotst sie zum angezeigten Wärmepunkt, zum etwaigen Liegeplatz des Kitzes. „Weil die Tiere derart versteckt im hohen Gras liegen, kann der Helfer sie nur schwer finden. Manchmal steht er nur Zentimeter entfernt, immer wieder weist der Drohnenflieger ihn ein.“ Mit Handschuhen und Grasbüscheln greifen die Helfer das bewegungslose Kitz, legen es in einen Korb und bringen es an den Rand des Ackers. So nimmt das Kitz keinen menschlichen Geruch an. Ist die Grasfläche einige Stunden später geschnitten, wird das Kitz befreit. Kitz und Ricke finden sich schnell, denn beide rufen sich gegenseitig. „Wenn du dann abends in der Dämmerung Kitz und Ricke siehst – dann geht dir das Herz auf“, sagt Hubert Kortenbusch.

Die Olfener Kitzretter blicken auf eine erfolgreiche Kitzrettung 2023 zurück. (v.l.) Helfer Kemal Alanyali und die Drohnenflieger Guido Schlüter, Hubert Kortenbusch, Heinrich Lohmann, Christian Lambernd, Christof Beckerling, Rudi Niermann und Helferin Renate Ellertmann. Nicht auf dem Foto: Max Ellertmann.
Die Olfener Kitzretter blicken auf eine erfolgreiche Kitzrettung 2023 zurück. (v.l.) Helfer Kemal Alanyali und die Drohnenflieger Guido Schlüter, Hubert Kortenbusch, Heinrich Lohmann, Christian Lambernd, Christof Beckerling, Rudi Niermann und Helferin Renate Ellertmann. Nicht auf dem Foto: Max Ellertmann. © Maria Niermann

Die Drohnen-Kitzretter des Hegerings denken, dass dieses System der Kitzrettung das Effektivste ist. „Wenn wir erleben, wie wir in der Nähe des Kitzes stehen, und es immer noch nicht sehen, ist klar, wie schwer es ist, auf anderem Weg die Tiere zu finden“, sagen sie einstimmig.

Die Bedeutung der Helfer wird klar: Es ist körperlich anstrengend, durch das hohe nasse Gras zu gehen. Es heißt: morgens gegen 4 Uhr aufzustehen, um pünktlich und verlässlich am Treffpunkt zu sein. Helfer sind manchmal andere Drohnenpiloten, Hegeringmitglieder, häufig auch Landwirte und Pferde-Besitzer, die das Gras schneiden lassen möchten. „Allen ist gemeinsam, dass sie am Ende des Einsatzes sehr froh sind, wenn Kitze gefunden werden.“ Denn die Vorstellung, dass diese nur wenige Tage alten Lebewesen dem Schneidwerk zum Opfer fallen, ist einfach schlimm. „Wer einmal eine Ricke tagelang hat klagen hören, der kann sich vorstellen, wie wertvoll diese Rettung ist.“

Acht Drohnenpiloten

Engagierte Helfer kann der Hegering für die nächste Saison noch gebrauchen. Was aber auch benötigt wird, sind finanzielle Mittel, etwa für die Wartung der Drohne oder zum Erwerb von Ersatzteilen. „Wir bewegen uns nun mal mit diesen High-Tec-Geräten in der Natur, bei Wind, bei unterschiedlicher Witterung, bei Baumbewuchs. Das macht sie sehr wartungsanfällig“, so Christian Lambernd. Somit werden auch finanzielle Zuwendungen gerne angenommen. „Der Hegering kann auch Spendenquittungen ausstellen“, so Vorsitzender Axel Ellertmann.

Klar gibt es auch Probleme. „Das ist unter anderem die geringe Akkulaufzeit“, sind sich alle Flieger einig. Daher wurden inzwischen neue Batterien gekauft, denn in einer begrenzten Zeit werden sämtliche Flächen gemäht „Gleichzeitig werden die Schläge immer größer“. Um das Laden der Akkus kümmert sich bei der Olfener Gruppe Renate Ellertmann, Ehefrau des Vorsitzenden. Wichtig ist auch die Erreichbarkeit der Flieger. Auch die soll verbessert werden. Zu Beginn der Saison 2024 werden die Ansprechpartner bekanntgegeben.

Die acht Olfener Drohnenpiloten: Axel und Max Ellertmann, Hubert Kortenbusch, Christian Lambernd, Guido Schlüter, Heinrich Lohmann, Christof Beckerling und Rudi Niermann.

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