XXL-Bauarbeiten rund um Schloss Nordkirchen Warum sich Erdmassen vor der Oranienburg türmen

Warum Baumaschinen Erdmassen vor der Oranienburg bewegen
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Wer in diesen Frühlingstagen beim Spaziergang rund um Schloss Nordkirchen eine schön geordnete Idylle zu finden erhofft, liegt falsch. Zwar lässt die Sonne die Bäume im Hirschpark grünen, die roten Ziegel des Schlosses leuchten und das Wasser in den Gräften rund um das Westfälische Versailles glitzern. Idyllisch ist es aber gerade nicht. Ordentlich auch nicht. Dafür sorgen die Meter hohen Erdhügel, die zahlreichen Baumaschinen und die, die sie bedienen und das mit Hochdruck. Denn zumindest vor der Oranienburg steuern die XXL-Bauarbeiten auf die Zielgeraden. Das Einweihungsdatum für den sanierten Westpark steht fest.

„Wir feiern am 23. Mai dieses Jahres unser 75-Jähriges“, sagt Stefan Göttker, der Verwaltungsleiter der Hochschule für Finanzen. Seit 1950 wird der Nachwuchs für den gehobenen Dienst der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung im Schloss Nordkirchen ausgebildet. Anlässlich der bevorstehenden Jubiläumsfeier wird NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk den nach historischem Vorbild wieder hergestellten Westgarten eröffnen, wie Göttker ankündigt. Die Arbeiten dazu hatten 2024 begonnen.

„Jetzt ist genau die Zeit, um voranzukommen“, sagt der Verwaltungsleiter. Im Winter sei so etwas nicht möglich. „Im Frühjahr war es zu nass“, aber jetzt, im trockenen Frühling, ideal. „Das nutzen wir“, so Göttker. Deshalb das massive Aufgebot an Menschen und Maschinen, über das sich Spaziergängerinnen und Spaziergänger zurzeit wundern. Aber nicht nur die Erdarbeiten im Westgarten prägen das Schlossgelände. Es gibt noch mehr Baustellen. Und sie werden auch noch nach dem Hochschulgeburtstag bleiben, manche sogar für Jahre.

Dachsanierung erstreckt sich über Jahre

Die 2023 begonnene Dachsanierung des Schlosses - Grund für Gerüste vor der international bekannten Fassade des Schlosses - ist in mehrere Bauabschnitte unterteilt, wie Göttker sagt. Die Arbeiten werden sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstrecken. Anlass für das Mammutprojekt: Schäden an den Dachbelägen, Fenstern und Dachgauben, die sich durch abblätternde Schieferbeläge sowie durchfaulendes Fensterholz und abpellende Farbe bemerkbar gemacht haben. Höchste Zeit für nachhaltige Sanierungsarbeiten an den Dachbelägen, den Sandsteinen des Giebels und den Dachgauben-Fenstern.

Gitter und Absperrungen müssen Spaziergängerinnen und Spaziergänger auf dem Nordkirchener Schlossgelände zurzeit in Kauf nehmen. Dahinter wird gerade mit Hochdruck gearbeitet, um den Westgarten in barocker Schönheit wieder aufleben zu lassen.
Gitter und Absperrungen müssen Spaziergängerinnen und Spaziergänger auf dem Nordkirchener Schlossgelände zurzeit in Kauf nehmen. Dahinter wird gerade mit Hochdruck gearbeitet, um den Westgarten in barocker Schönheit wieder aufleben zu lassen. © Guenther Goldstein

Für den Westgarten wäre es fast schon zu spät gewesen. Das Gelände hatte Schlossherr Ferdinand von Plettenberg vor rund 300 Jahren zu einer klassischen französisches Rasenparterre - eine symmetrisch angelegte Fläche - mit Wasserbecken und Fontänen umwandeln lassen. Im 19. Jahrhundert wurde daraus teilweise ein eher naturbelassener englischer Landschaftsgarten: Ausdruck einer damaligen Gegenbewegung zu den streng geometrischen Barockgärten. Von da war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Nutzung als Pferdeweide. Nur wenige Spuren der barocken Gartenpracht überdauerten: aber genug, um daran anzuknüpfen und die alte barocke Gartenkunst, die den berühmten Park vor dem Schloss prägt, auch im Westgarten vor der Oranienburg wieder aufleben zu lassen.

Ziel: Unteres Paterre komplett fertig

Das untere Parterre mit seinen Beeten soll bis Ende Mai komplett fertig sein, sagt Stefan Göttker. „Auch bepflanzt“, ergänzt er. Im Idealfall auch schon blühend. Dann wird auch - wenn alles klappt, wie geplant - ein Weg aus hellem Dolomitsand gerade zur Wasserfläche führen, wie es einst der Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun geplant hatte. Wer seinen Osterspaziergang über das Schlossgelände Nordkirchen plant, wird sich vom Fortgang der Arbeiten überzeugen können. Das Mittelrondell soll nach Göttkers Auskunft in der 16. Kalenderwoche bepflanzt werden: also unmittelbar vor Ostern.

Schloss Nordkirchen
Die 2023 begonnene Dachsanierung des Schlosses ist in mehrere Bauabschnitte unterteilt © Calvin Konietzka