Weil er hier weiß, was er bekommt, sagt ein junger Mann, der gerade Birnen und Kartoffeln gekauft hat. Deswegen kommt er jeden Donnerstag zwischen 8 und 13 Uhr auf den Nordkirchener Wochenmarkt. „Hier weiß ich, woher die Produkte kommen, und dass sie gute Qualität haben. Kartoffeln oder Eier würde ich nie im Supermarkt kaufen.“ „Ich kaufe mir hier jede Woche einen schönen Blumenstrauß“, erzählt Marianne, eine ältere Dame. „Aus dem Supermarkt würde ich keinen nehmen, die halten sich einfach nicht so lange und sind nicht so frisch.“ „Ohne diesen Markt geht es gar nicht“, erzählt eine dritte Kundin. Sie schätzt die persönlichen Gespräche mit den Händlern, die Vertrautheit. „Was ich hier bekommen kann, kaufe ich auch hier.“
Dabei ist die Auswahl auf dem Nordkirchener Wochenmarkt übersichtlich: Einen Stand mit regionalen und saisonalem Obst- und Gemüse, Eiern, Kartoffeln und Wurstwaren, gibt es hier, einen Blumen- und einen Feinkoststand mit Oliven und Pasten. Drei Stände. Bis vor kurzem auch einen Fischstand. Doch der hat sich verabschiedet und wird von allen Besuchern, die an diesem Tag auf den Markt kommen, schmerzlich vermisst. „Wir haben jetzt kein Angebot für frischen Fisch mehr“, erzählt ein Besucher, der sich wie jede Woche mit der besonderen Wurst von Markthändlerin Elke Gennrich versorgt.
Auch die Aschebergerin kommt gerne nach Nordkirchen - in zweiter Generation, seit über 30 Jahren. Sie schätzt die „netten Kunden“ und die „vielen Stammkunden“ in der Schlossgemeinde. Bewusst beschickt sie nur kleine Märkte in der Region: Ascheberg, Lüdinghausen oder eben Nordkirchen.

Weniger Wochenmarktbesucher
Statistiken zeigen: Die Anzahl der Personen, die Lebensmittel auf deutschen Wochenmärkten kaufen, ist seit 2019 zurückgegangen. Während es 2019 deutschlandweit knapp 29 Millionen Wochenmarkteinkäufer gab, stieg die Zahl im Corona-Jahr 2022 auf knapp 30 Millionen. 2024 waren es nur knapp 28 Millionen Personen, die sich mit Lebensmitteln vom Wochenmarkt versorgten. Viele Kommunen sorgen sich um die Zukunft dieser traditionellen Einkaufsmöglichkeit. Klaffen doch auf vielen Marktplätzen im Land große Lücken und klagen Händler über schlecht laufende Geschäfte und Nachwuchsmangel.
In Nordkirchen scheint die Welt noch in Ordnung: „Der Nordkirchener Wochenmarkt hat sich, was die Anzahl der Verkaufsstände angeht, in den vergangenen Jahren nicht nennenswert verändert“, antwortet Gemeindesprecher Karim Laouari auf die Frage danach, ob der Markt in der Krise steckt. „Er ist zwar klein, aber für viele Bürgerinnen und Bürger ein beliebter Ort, um frische Waren einzukaufen und sich untereinander und mit den Händlerinnen und Händlern zu unterhalten. Als Gemeinde liegt uns der Wochenmarkt deshalb sehr am Herzen, auch, weil es ihn mittlerweile seit 32 Jahren in Nordkirchen gibt.“
Die Gemeinde unterstützt die Händler, indem sie keine Standgebühren erhebt. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn noch der ein oder andere Verkaufsstand hinzukommen würde“, bemerkt Laouari aber.
Auch Dennis Walter, Teamleiter im Bereich Bürgerservice und Ansprechpartner für das Organisatorische rund um den Wochenmarkt nennt ihn einen kleinen gemütlichen Markt, der für die Nordkirchener auf jeden Fall erhalten bleiben soll.

Bange Zukunft
So gerne Elke Gennrich auch auf dem Wochenmarkt steht, so sehr die Umsätze stimmen, wie sie sagt, und so sehr sie den persönlichen Kontakt zu den Kundinnen und Kunden schätzt, von denen sie die meisten beim Vornamen kennt, hat sie dennoch ihrer Tochter abgeraten, den Stand irgendwann zu übernehmen. „Keiner weiß, wie lange es die Märkte tatsächlich noch gibt“, sagt die Händlerin. „Außerdem ist es manchmal auch ein schwerer Job für eine Frau, zum Beispiel, wenn Kartoffelsäcke geschleppt werden müssen.“
Ahmed Rmadan, der in Nordkirchen seit zwei Jahren Oliven und Feinkost feilbietet, ist hingegen in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Vor 25 Jahren hatte sich dieser mit seinem selbstgemachten Marktangebot an mediterranen Steinfrüchten, Pasten und Salaten selbstständig gemacht. Jetzt arbeitet Sohn Ahmed mit und steht seit zwei Jahren an jedem Donnerstag am Mühlenpark. „Ich bin gerne zwischen Menschen“, sagt der 25-Jährige, „und hier ist der Kontakt mit den Kunden sehr eng. Das gefällt mir“.

Und auch die Dritte im Bunde, Anke Möller, die die Gärtnerei Möller aus Olfen auf dem Markt vertritt, schätzt die Atmosphäre: „Nordkirchen hat sich von den Umsätzen her immer gelohnt“, sagt sie. Außerdem ist sie auf den Märkten in Bork, Selm und Olfen vertreten. „Der Markt hier zeichnet sich dadurch aus, dass er so klein, aber fein ist. Hier kennt man die Kunden beim Namen, das macht Spaß.“
Und so gerne die Kunden kommen und so gerne die Händler ihre Waren für sie bereitstellen, so eingeschränkt ist doch das Angebot in der Schlossgemeinde. Fisch wäre wieder gut, ist man sich einig. Elke Gennrich bietet zwar frisches Obst und Gemüse an, aber eben nur regionales und saisonales. Avocado, Bananen, Kiwi oder im Winter Tomaten müssen Nordkirchener im Supermarkt kaufen. Und ein Kunde sagt: „Wir haben hier zwar vier Bäcker, aber keinen einzigen vernünftigen Metzger. Das wäre noch was.“