Noch steht in Nordkirchen kein einziges Windrad, aber der Unmut der Anwohner rund um die geplanten Standorte wächst offensichtlich. Mehrere von Windradplänen an verschiedenen Standorten betroffene Anlieger haben sich mittlerweile zu der Interessensgemeinschaft Windkraft Osterbauerschaft/Piekenbrock zusammengeschlossen. Zahlreiche Mitglieder haben sich jetzt im Plettenberger Hof getroffen und über das Thema ausgetauscht. Dabei geht es einerseits um das Windrad in der Bauerschaft Altendorf zwischen Südkirchen und Capelle nördlich des Wirtschaftsweges Gorfelds Placken. Zuständig ist hier die Firma Enertrag aus der Uckermark. Sie will an dieser Stelle das erste Windrad in Nordkirchen errichten. Die Nordkirchener Politik hatte im Bauausschuss Ende August bei zehn Enthaltungen zähneknirschend zugestimmt. Der Standort wird zwar eigentlich von allen Fraktionen abgelehnt, aber wenn die Gemeinde das Windrad nicht genehmigt, muss sie mit hohen Schadensersatzansprüchen rechnen. Das liegt an der fehlenden rechtssicheren Windkraftplanung.

Pläne bleiben unklar
Anders als bei diesem Windrad sind die genauen Pläne für den Bereich an der Alten Ascheberger Straße offiziell bislang nicht vorgestellt worden. Für die Planung verantwortlich ist hier die UKA-Gruppe aus Meißen. Anwohner Frank Krömann hatte im Gespräch mit dieser Redaktion Ende Juli 2023 beklagt: „Die Windräder sind laut und werfen Schatten. Die Menschen, die die Windräder aufstellen, müssen nicht daneben wohnen.“
Die Teilnehmer des aktuellen Treffens zeigen sich nicht angetan von den Plänen. „Ein zentrales Anliegen der besorgten Bürger war die mögliche Beeinträchtigung der Lebensqualität. Dabei wurde insbesondere auf den Schattenwurf der Rotorblätter hingewiesen, der zu unangenehmen Lichtveränderungen in den Wohnräumen führen kann. Dieser periodische Wechsel von Licht und Schatten kann nicht nur als störend empfunden werden, sondern auch Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Schlafqualität der Anwohner haben“, mahnt die Interessensgemeinschaft an.
Verschiedene Kritikpunkte
Vor allem wird die fehlende Kommunikation der Unternehmen angeprangert. „Die direkten Anlieger haben noch nicht ein Schreiben erhalten“, fasst Anwohner Dieter Kreisel die Situation aus Sicht der Gruppe zusammen. Mehrfach habe man den Kontakt zu Unternehmen wie Gemeinde gesucht, die Gemeinde habe aber immer wieder auf die fehlenden Handlungsmöglichkeiten angesichts des rechtlichen Rahmens verwiesen.
So ist den Nordkirchenern, die in der Osterbauerschaft wohnen, bislang kaum etwas zu den genauen Plänen bekannt. Wenige direkte Anwohner seien bislang direkt angeschrieben worden. Anders sieht es im Piekenbrock aus. „Wir Capeller wissen ganz genau, wo das sein wird“, erklärt Dieter Kreisel. Dennoch würden sich die Anwohner wünschen, dass man auf ihre Bedenken reagiert und mit ihnen spricht. Dazu zählt auch die Lärmbelästigung durch den Betrieb der Windkraftanlagen. Insbesondere in der nächtlichen Ruhephase könne der Schall der Rotoren als störend wahrgenommen werden, was zu Schlafstörungen und Stress führen kann, meint die Interessensgemeinschaft. Zudem befürchten die Hausbesitzer eine Minderung des Immobilienwerts durch nachlassende Attraktivität der Wohngegend.
Außerdem bewegen sie Fragen des Umweltschutzes und des Denkmalschutzes. „Unter anderem der Rotmilan fliegt immer mit dem Kopf nach unten und kann so in die Rotoren des Windrads geraten“, nennt Dieter Kreisel als ein Beispiel. Die vorgesehenen Standorte zwischen Nordkirchen und Ascheberg liegen nicht weit vom Landschaftsschutzgebiet Ichterloh entfernt.
Eines wünschen sich aber alle Anwohner der Interessensgemeinschaft laut der Mitteilung nach dem Treffen: Einen „geplanten Ausbau mit dem steuernden Element der Ausweisung von Windkraftvorranggebieten in Absprache mit der Gemeinde und allen Fraktionen“.
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