
© Nele Falke (Archiv)
Wende nach Notbremse in Coesfeld: Wohnmobilplatz darf doch öffnen
Coronavirus
Nachdem das Land im Kreis Coesfeld die Notbremse gezogen hat, war klar: alle Regelungen, die ab Montag in Kraft treten, gelten für den Kreis eine Woche später. So ganz stimmt das aber nicht.
Manchmal kommt es doch ganz anders, als man denkt. Am Morgen hatte Michael Moll noch eine Fahrradtour mit seiner Frau geplant, „denn ich hatte ja Zeit“, sagte der Betreiber des Wohnmobilstellplatzes in Nordkirchen. Dann kam der Anruf.
Und der besagte: Michael Moll kann seinen Stellplatz nun doch öffnen. Moll hatte zunächst die Öffnung ab Montag bekannt gegeben, sie dann aber wieder zurückziehen müssen.
Regel lässt sich nicht eins zu eins anwenden
Da der Kreis Coesfeld mit seinen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzte sieben Tagen deutlich den Grenzwert von 50 überschritten hat, hat das Land am Freitag die Notbremse gezogen. Das bedeutet, so hatte es NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Freitag gesagt, dass die Lockerungen, die am Montag in Kraft treten, für alle Städte und Gemeinden im Kreis Coesfeld erst eine Woche später aktiv werden können. Ausgenommen, so Laumann, seien lediglich die Regelungen, die Kita und Schule betreffen.
Kosmetikstudios, Freizeitparks und Wettbüros dürfen demnach noch nicht wieder, wie in anderen Teilen NRWs öffnen, auch die Ausweitung der Kontaktregel greift für die Menschen im Kreis Coesfeld nicht. Ebenso dürfen Restaurants nicht für den Verzehr innerhalb ihrer Räumlichkeiten öffnen - es bleibt für sie nur die Möglichkeit Abholdienste anzubieten. So weit, so klar.
So ganz anwenden, lässt sich die Regel aber offenbar doch nicht, wie aus der Verfügung hervorgeht, die der Kreis Coesfeld am Sonntag herausgegeben hat. Darin tauchen Campingplätze, Ferienwohnungen und Ferienhäuser nicht auf. Stattdessen erklärt der Kreis auf seiner Seite, dass diese unter Einhaltung der Hygieneregeln für Menschen mit Wohnsitz in Deutschland doch geöffnet haben.
Sorgen um hohe Zahlen
Bürgermeister Dietmar Bergmann war davon zunächst auch überrascht und hat beim Kreis noch einmal nachgefragt. Der bestätigte ihm dann aber: ja, der Wohnmobilstellplatz darf öffnen. „Die Verfügung ist also nicht ganz eins zu eins umzusetzen“, sagt Bergmann am Montag. „Das ist wahrscheinlich der Hektik geschuldet“, sagt der Nordkirchener Bürgermeister, aber ganz einfach hinterherzukommen, sei es bei der rasenden Entwicklung eben nicht.
Bergmann hatte am Freitag nach Bekanntwerden der Konsequenzen für den Kreis Coesfeld bereits gesagt, dass die Regelungen zwar hart seien, aber der vorsichtigere Weg in diesem Fall der bessere sei. „Mir machen die hohen Infektionszahlen immer noch Sorgen“, sagt Bergmann. Mit Stand vom Montag gab es 230 bestätigte Infektionen unter den Westfleisch-Beschäftigten, wie ein Sprecher der dpa sagte.
Michael Moll ist befand sich jedenfalls am Montagmittag bereits auf dem Weg nach Nordkirchen, um seinen Wohnmobilstellplatz zu öffnen. „Ich war sehr überrascht“, sagt Moll, der sich am Freitag noch darüber geärgert hatte, dass zum Beispiel ein Wohnmobilplatz in Haltern öffnen dürfte, weil dieser nicht im Kreis Coesfeld liege, aber dennoch eigentlich näher am Infektionsherd in Coesfeld liegt. Gestern hätte er noch einem Gast abgesagt, sagt Moll. Nun wolle er diesen gleich informieren, dass er doch kommen dürfe. „Vielleicht kommt ja noch der ein oder andere“, so der Betreiber. Er jedenfalls sei guter Dinge.
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
