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Vom Stigma zum Qualitätsmerkmal: Gesamtschule wünscht sich Schulsozialarbeiter
Schulsozialarbeit
An der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule gibt es Lehrer, die den Schülern bei Problemen und Nöten zur Seite stehen. Jetzt möchte Schulleiter Ulrich Vomhof noch einen Schritt weiter gehen.
Probleme in der Familie, Ärger mit der Freundin, Mobbing oder Stress mit den Noten - wenn die Schüler oder ihre Eltern an der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule mal nicht mehr weiterwissen, wenden sie sich an Ulrich Paul oder Susanne Grüne-Wittek.
„Unsere Kollegen sind für die Kinder da und stehen ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung“, beschreibt Schulleiter Ulrich Vomhof in der Sitzung des Schulausschusses am Donnerstag.
Auch Schüler wünschen sich eine unabhängige Beratung
Außerdem stellt Vomhof die Schulsozialarbeit insgesamt vor: Kennenlern-Projektwochen und Teamtraining, Klassenfahrten und Hausaufgabenpatenschaften, Sozial- und Berufspraktika, Streitschlichter und Pausensanitäter. „Ich glaube, wir machen eine ganze Menge. Und darauf sind wir stolz.“
Jetzt hat der Schulleiter einen Wunsch geäußert. „Es wäre schön, wenn wir eine Vertrauensperson hätten, die verlässlich vor Ort ist - und die kein Lehrer ist.“ Dieser Wunsch sei von Seiten der Schülervertretung bereits vor Längerem an ihn herangetragen worden. „Die Schüler können einige Themen einfach besser mit Menschen besprechen, die sie vielleicht nicht gerade als Lehrer haben - oder im nächsten Schuljahr als Lehrer haben könnten.“ Und auch für Eltern mit Beratungsbedarf sei der Kontakt zu einer unabhängigen Beratungsperson oft einfacher. Zudem, erklärt Vomhof am Donnerstag, bekämen die beiden beratenden Kollegen damit eine Entlastung.
Konzept gemeinsam mit dem Juno erarbeiten
Denn der Bedarf sei da - wie an jeder Schule. „Früher war es ein Stigma, wenn man Schulsozialarbeiter hatte. Dann hieß es sofort: Das ist ja ein sozialer Brennpunkt. Aber ich glaube, dass gute Sozialarbeit eher ein Qualitätsmerkmal ist.“ Ein unabhängiger Schulsozialarbeiter „würde unser Konzept bereichern“.
Gemeinsam mit dem Juno-Team (der Offenen Jugendarbeit der Jugendhilfe Werne) würde Vomhof gerne in Kontakt treten, um ein Konzept zu erarbeiten. „Ich bin bis dahin noch nicht in der Lage, die Kosten zu beziffern“, erklärt Vomhof am Donnerstag.
„Beratungslehrer stoßen zeitlich an ihre Grenzen“
Nicht nur bei der Grünen-Fraktion kommt der Vorschlag gut an. Uta Spräner sagt: „Ich weiß, dass die Beratungslehrer oft zeitlich an ihre Grenzen stoßen. Ich freue mich sehr, dass das jetzt hier ein Thema wird.“ Auch wenn an der JCS nicht „der Baum brenne“, sei Schulsozialarbeit „ein Brandschutzkonzept“, glaubt Spräner. Doch obwohl die Idee der Schulsozialarbeit im Ausschuss grundsätzlich positiv aufgenommen wird, mahnt Bürgermeister Dietmar Bergmann das Haushaltsdefizit von 220.000 Euro an. „Wir würden gerne Geld zur Verfügung stellen, aber wir haben kein Geld“, weist er dann auch den Vorschlag der Grünen-Fraktion zurück, bereits einen festen Betrag einzuplanen.
„Nicht wieder in diese Spirale kommen“
„Wir haben jahrelang für einen ausgeglichenen Haushalt gekämpft und dürfen nicht wieder in die Spirale kommen.“ Bergmanns Vorschlag: Erst soll ein Konzept her, bevor man eine feste finanzielle Zusicherung gibt. Für die Ratssitzung werde man dann den Arbeitskreis Schule als Tagesordnungspunkt besetzen. Dieser soll gemeinsam mit der JCS und dem Juno bis dahin ein Konzept ausarbeiten. „Sodass wir am Ende des Tages einen Kostenrahmen haben.“
Am Ende der Ausschusssitzung steht daher der Antrag der Grünen, „zur Bereitstellung von Schulsozialarbeit Gespräche mit der Jugendhilfe Werne und den Mitarbeitern des Juno Nordkirchen zu führen.“ Ein Antrag, der einstimmig angenommen wird.
Begegnungen mit interessanten Menschen und ganz nah dran sein an spannenden Geschichten: Das macht für mich Lokaljournalismus aus.
