Sie sind hell- bis dunkelgrün mit schwarzen Punkten und weißen Borsten - und waren vor einigen Jahren der Schrecken vieler Gärtner: die Raupen des Buchsbaumzünslers. 2006 wurden die ersten Tiere in Deutschland entdeckt - eingeschleppt aus Asien.
Ein paar Jahre später waren sie nahezu in jedem Buchsbaum-Strauch zu finden. Schon wenige Tiere reichten aus, um eine mittelgroße Pflanze in kürzester Zeit kahlzufressen. Aus einer sorgsam geschnittenen grünen Hecke konnte so schnell ein trostloser brauner Haufen im Vorgarten werden. Inzwischen ist es ruhig geworden um den Falter und seine Raupen mit dem Riesenappetit - oder?
In diesem Frühjahr sind tatsächlich noch nicht viele Zünsler unterwegs, haben Monika und Michael Schomberg von der gleichnamigen Baumschule und Pflanzenmarkt in Vinnum bemerkt. Das eher kühle Wetter hilft gegen die Raupen. Bei Wärme können sich die Buchsbaumzünsler enorm vermehren, erklärt Michael Schomberg.
Meisen kommen auf den Geschmack
Außerdem hat die Natur gelernt, mit dem Schädling umzugehen. Zunächst hatte der Zünsler in Deutschland keine Fressfeinde, jetzt holen Spatzen und Meisen sich die grünen Raupen. Das kann Michael Schomberg an den Buchsbäumen im eigenen Garten beobachten: „Das musste die Natur erst lernen.“ Die Gärtner haben etwa 20 Meisennistkästen im Garten und der Baumschule aufgehängt. Zudem füttert Monika Schomberg die Vögel, um sie anzulocken.
Gerade jetzt brauchen die Singvögel eiweißreiche Kost für ihren Nachwuchs. Da kommen die Buchsbaumzünsler gerade recht. Einige Raupen hatte Monika Schomberg schon in ihrer Hecke entdeckt, ein paar Stellen sind auch angefressen. Spatz und Meise haben die Krabbler allerdings auch gefunden - und vertilgt. Aktuell kann Monika Schomberg keinen Buchsbaumzünsler mehr in ihrer Hecke finden.

Zudem empfiehlt Michael Schomberg, die Pflanzen selbst zu stärken, etwa mit Dünger und Algenkalk. So werden sie widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Pilze. Lässt man die Natur ihren Weg finden, „dann entfällt auch das Spritzen“, sagt Michael Schomberg. Seit zwei, drei Jahren brauchen sie ihre Buchsbaumpflanzen nicht mehr zu behandeln.
Das sei ohnehin schwierig. Es gibt zwar ein Bakterium, dass gegen die Buchsbaumzünsler hilft. Doch es muss direkt auf die Raupen gespritzt werden, damit es wirkt. Prophylaktisch spritzen hilft nicht, sagt Michael Schomberg. Das Problem ist, dass die Buchsbaumzünsler tief in der Pflanze sitzen und mit dem Spritzmittel schwer zu erreichen sind.
Seit diesem Frühjahr zeigten die Kunden auch wieder Interesse am Buchsbaum, vereinzelt habe sie ihn jetzt wieder verkauft, sagt Monika Schomberg. Eine Entwicklung, die Monika Schomberg freut. „Der Buchsbaum gehört ja in diese Region, ist typisch für das Münsterland.“ Buchsbaum vertrage zudem Trockenheit gut und ist schnitttolerant. Ähnliche Grünpflanzen wie der Zwergilex sehe zwar ähnlich aus, sei aber „kein Ersatz“, findet Monika Schomberg.

Laufenten im Barockgarten
Nicht zu ersetzen sind auch die kilometerlangen Buchsbaumhecken im Schlosspark Nordkirchen. Damit die überregional bedeutende Anlage keinen Schaden nimmt, hat das Schloss Nordkirchen eine besondere Lösung für das Zünsler-Problem gefunden. Dort bedrohten die gefräßigen Raupen den nach historischem Vorbild von 1734 wieder hergestellten Barockgarten. Etwa 5 Kilometer Buchsbaumhecken schlängeln sich in geometrischen Formen vor dem Schloss. Die Raupen drohten, den sorgsam gepflegten und in Form geschnittenen Buchsbäumen den Garaus zu machen.
2018 hat die Schlossverwaltung deshalb 17 Laufenten angeschafft. Auf deren Ernährungsplan stehen die Buchsbaumzünsler nach Nacktschnecken ganz oben. Der Plan mit den tierischen Schädlingsbekämpfern ging auf: „Zurzeit gibt es bei den Buchsbaumpflanzen im Schlosspark Nordkirchen keine Probleme mit dem Buchsbaumzünsler“, sagt Verwaltungsleiter Stefan Göttker auf Anfrage. Bei der Pflege der Pflanzen werden auch kein Gift eingesetzt. Die Laufenten, aber auch Vogelarten wie Meise und Spatz, helfen bei der Bekämpfung der Raupen, so Göttker.

Natürliche Feinde für den Zünsler waren zunächst Mangelware. Buchsbaumzünsler kamen wahrscheinlich auf Containerschiffen auf importierten Buchsbäumen nach Europa. Ursprünglich sind die Tiere in Japan und China beheimatet, deshalb hatten sie zunächst in Deutschland keine natürlichen Fressfeinde. Doch inzwischen kommen Haussperlinge, Kohlmeisen und Wespen auf den Geschmack, heißt es beim Naturschutzbund Nabu.
- Zu erkennen ist ein Befall mit Buchsbaumzünslern an trockenen Blättern. Die Raupen fressen die Blätter oder gleich die ganzen Triebe an. Auch weiße Gespinnste geben einen Hinweis, dass sich die Raupen eingenistet haben. Meist fressen sich die Raupen aus dem Inneren der Pflanze nach außen vor.
- Wenn es wärmer wird, fangen die Larven des Zünslers etwa ab April an, zu fressen. Alle zwei bis drei Monate kann eine neue Generation der Buchsbaumzünsler heranwachsen. Buchsbaumpflanzen sollten von März bis Oktober auf einen Befall kontrolliert werden.
- Bei einem Befall hilft es, die grünen Raupen akribisch abzusammeln. Ein Rückschnitt der Pflanze und das Abspritzen mit einem Hochdruckreiniger kann helfen, die Tiere auch aus dem Inneren der Pflanze zu entfernen.
- Das Umweltbundesamt empfiehlt als natürliches Bekämpfungsmittel das Bakterium Bacillus thuringiensis. Es dringt in die Raupen ein und führt zu deren Tod. Bei der Anwendung müssen einige Punkte wie das richtige Wetter beachtet werden, zudem können laut Umweltbundesamt potentiell auch Raupen anderer Falter geschädigt werden. Die hielten sich aber gewöhnlich nicht auf Buchsbäumen auf.