Seit Jahrzehnten ist die Münsterländer Parklandschaft bekannt für schöne Radtouren. Touristen kommen gern mit ihrem Pedelec. Der Münsterland e.V. fördert diesen Trend, um weitere Urlauber in die Region zu locken. Darüber hinaus entdecken Alltagsradelnde vermehrt die Vorteile des Radfahrens: Kostengünstige Mobilität, bestens für die mentale und körperliche Fitness, umwelt- und klimafreundlich und geeignet für Pendler als Zubringer zu Bahn, Schule oder Arbeitsplatz.
Wären da nur nicht die vielen Stellen an Hochgeschwindigkeits-Straßen, die es immer wieder zu queren gilt. Ohne großen Stress ist das für Radfahrende und Fußgänger kaum möglich. Man denke etwa an Familien und Senioren (auch mit Rollator), die Angst um ihr Leben haben.
Tödlicher Unfall
Offenbar ist das behördlich so gewollt und soll wohl so bleiben: Der Zynismus zuständiger KFZ-Straßenverkehrsbehörden sieht heute einhellig vor, dass zuerst mehrere grausame Unfälle passieren müssen, bevor man sich genötigt sieht, Gefahren durch bauliche Maßnahmen und etwa Tempolimits zu mindern.
Selbst wenn eine Querungshilfe gegen alle Widerstände doch gebaut wird, sind weitere Unfälle mit Todesfolge nicht auszuschließen. So in Nordkirchen vor wenigen Jahren auf der L810 beim Capeller Tor. Dort kam es an der hilfreichen Querungshilfe zu einem tödlichen Unfall. Es hieß, es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen. Doch an der Stelle, an der „eigentlich“ auch zwei weiße Fahrräder als Mahnmal stehen müssten, gilt eben Tempo 70.

Das ist noch zu schnell: Wer ungeschützt von einem KFZ getroffen wird, hat nur bis Tempo 30 beim Aufprall eine Chance aufs Überleben. Insofern sollte das Tempo an Querungsstellen auf 50 herabgesetzt werden. Eine generelle Beschränkung außerorts auf 80 km/h (wie in Frankreich) wäre angemessen, um die vielen grausamen Unfälle auf dem Lande zu reduzieren.
Doch um den alten Mythos des schnell fließenden Auto- und Lkw-Verkehrs aufrechtzuerhalten, gilt bei uns Tempo 100, auch an Gefahrenstellen. Koste es, was es heute kostet und in Unfallstatistiken auszulesen ist: Menschenleben und viele Schwerverletzte. Mehr Gelassenheit und eine Entschleunigung würden nicht nur dem Tourismus guttun.
Kluge Verkehrsforscher untersuchen heute Beinahe-Unfälle und Konfliktstellen. Sie empfehlen eine vorbeugende Gefahrenabwehr. Das wäre nicht nur gut für unseren Radtourismus. Alle Radler wollen sich sicher fühlen im Münsterland. Niemand will sich an Querungen in Lebensgefahr begeben.
Transparenzhinweis: Manfried Kuliga sitzt als parteiloses Mitglied für die Fraktion Bündnis‘90/Die Grünen im Rat der Gemeinde Nordkirchen.
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