Rustikal und ein bisschen modern: der Speisesaal bei Simonsmeier mit Edelstahlleuchten. © Karim Laouari
Restaurant-Check
Simonsmeier: Rustikales Ambiente und ein Steak auf den Punkt im Capeller Landgasthaus
Das Restaurant Simonsmeier nennt sich zurecht „Landgasthaus.“ Bei aller rustikalen Tradition findet sich in Einrichtung und Karte ein kleiner Stilbruch – negative Auswirkungen hat er nicht.
Der Gang durch die Tür. „Schön rustikal“, ist die erste Reaktion des Kollegen. Stilecht auf dem Land in Capelle findet sich das Landgasthaus Simonsmeier – das Ziel unseres nächsten Restaurant-Checks. Zu zweit kommen wir durch den Eingang und stehen direkt vor der kleinen Theke. Wir haben freie Platzwahl. Viel los ist an diesem Donnerstagabend nicht. Wir bewegen uns etwas weg von der Bar und den anderen Gästen, wählen im Raum rechts den hintersten Platz. Direkt verfolgt von der aufgeweckten Bedienung, die sich auch auf Späße einlässt.
„Kochen tun wir, nähen müssen Sie selbst“, sagt die schlagfertige Bedienung. © Karim Laouari
„Hier muss man ja noch arbeiten“, sagt der Kollege scherzhaft mit Blick auf die dekorative Nähmaschine aus einem anderen Jahrhundert, die da neben unserem Tisch steht. „Kochen tun wir, nähen müssen Sie selbst“, entgegnet die Bedienung prompt. Viele längst nicht mehr gebräuchliche Werkzeuge hängen als Dekorationen an den Wänden. Ein Hinweis auf echte, ehrliche Handarbeit. Hoffen wir, dass sich das auch an den Speisen zeigt.
Das Essen
Besonders gepriesen in der Karte: Der „Landgasthaus“ Burger: Rinderhack auf Bauernbrot mit Salat, Käse, Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Senf, Balsamico, Tomatenketchup, scharfer Wasabicrème, Mayonnaise, Bacon und Pfifferlingen. Die Wahl des Kollegen für neun Euro. Er bittet nur darum, die Wasabicrème wegzulassen. „Kein Problem“, sagt die Bedienung.
Ich bestelle ein Rumpsteak „Nach Art des Hauses“ für 16 Euro. Dabei sind geröstete Zwiebeln, Kräuterbutter, Röstkartoffeln und ein gemischter Salat. Es kommt keine Gegenfrage, wie das Steak sein soll. Ich werfe noch schnell ein „medium“ hinterher. Ob sie es registriert hat oder nicht, vermag ich zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen.
Die Rinderkraftbrühe war so kräftig wie sie sein soll. © Arndt Brede
Der Kollege hat nämlich noch eine Bitte. Vorher soll es bei ihm noch ein Süppchen sein: Rinderkraftbrühe. „Das können Sie ruhig direkt zusammen bringen“, meint er, da ich auf eine Vorspeise verzichte – ich gehe lieber direkt aufs Ganze. „Da bringe ich lieber erst die Suppe, die Hauptspeisen brauchen ja ohnehin länger“, meint die Bedienung.
Während der Kollege Suppe isst, die er als „schön kräftig, so wie sie sein soll“ bezeichnet, kommt die Bedienung schon wieder, um den Suppenstand zu überprüfen. Dann die Hauptspeisen. Seit wir uns hingesetzt haben, ist höchstens eine halbe Stunde vergangen.
Das Rumpsteak war auf den Punkt medium. © Wilco Ruhland
Entweder ist ein Rumpsteak „Nach Art des Hauses“ immer so, oder die Bedienung hat das „medium“ genau gehört. Es ist auf den Punkt richtig: mittig schön rosa und schön saftig. Aber nicht zu roh. Genau richtig lugt es da unter dem Berg aus gerösteten Zwiebeln hervor. So habe ich mir das vorgestellt. Das Messer dürfte, nebenbei gesagt, dennoch etwas schärfer sein.
Auch der gemischte Salat ist gut: schön knackig frisch und gut zusammengestellt. Die Bratkartoffeln wiederum hätten, nach meinem Geschmack, noch etwas rustikaler ausfallen können. Hier hätten es etwas mehr Gewürz, Zwiebeln und Speck sein dürfen.
An die Bratkartoffeln hätte etwas "mehr" gedurft: Gewürz, Speck, Zwiebeln © Wilco Ruhland
Das, was es mehr an Speck an meinen Bratkartoffeln hätte sein dürfen, findet sich als Berg aus Baconstreifen auf dem „Landgasthaus“ Burger des Kollegen. Ein Mix aus traditionell und modern.
Ein Burger mit Bacon auf Bauernbrot mit knuspriger Kruste. „Schmeckt sehr gut“, lautet das Urteil. Die Kombination passt. Einen kleinen Minuspunkt findet er aber: „Die Kombination aus heißem Fleisch und kaltem Salat gibt leider das Gesamtergebnis lauwarm“, sagt er.
Der Landhausburger: schmackhaft, aber leider nur lauwarm. © Arndt Brede
Zum Nachtisch lassen wir uns die Karte erneut bringen, denn die reichhaltige letzte Seite mit den süßen Speisen haben wir schon vorher entdeckt. „Eisbecher Pfirsich spezial“, nimmt der Kollege. Meine Wahl fällt auf eine Eisschokolade. Lecker für den süßen Zahn hinterher, auch wenn wir eigentlich schon gut satt sind.
Die Getränke
Fünf Biersorten, darunter Pils, Landbier, Alt und Weizen. Hinzu kommen Alkoholfreie Biere (Pils und zwei Sorten Weizen). Tee, Kaffee, Cola, Saft: Alles da. Das „Kronen Pils“ (0,3 Liter) kostet 2,40 Euro, 0,5 Liter für 4 Euro. Das Erdinger Weizen (0,5 Liter) schlägt 3,80 Euro zu Buche. Die Cola (0,2 Liter) kostet 1,70 Euro.
Die Preise
Der Landgasthaus Burger kostet 9 Euro, das Rumpsteak nach Art des Hauses 16 Euro. Es gibt eine günstigere Variante nach „Münsterländer Art“ für 14,50 Euro und zwei Versionen für 16,50, beziehungsweise 17,50 Euro. Für ein gutes Steak mit Garung auf den Punkt und reichlich Beilagen ein guter Preis. Die Karte bietet eine Vielzahl von Schnitzelgerichten. Das Wiener Schnitzel mit Pommes Frites und Gemüse bleibt bei schlanken 8,50 Euro. Über die Preise lässt sich wahrlich nicht meckern.
Die Atmosphäre
Der erste Eindruck bleibt bestehen: schön rustikal. Werkzeuge und Arbeitsmaterial aus grauen Vorzeiten als Dekoration machen den Charme des Landgasthauses Simonsmeier aus. Im kleinen Vorraum mit kleiner Theke herrscht eine schön urige Atmosphäre. In unserem Raum bricht sich das Rustikale etwas an der Decke. Hier hängen keine gläsernen Lampen an eisernen Ketten von der Decke, sondern moderne Strahler in Edelstahloptik erhellen den Raum.
Auch moderne Musiklautsprecher sind dort oben angebracht. Der kleine Stilbruch stört das Bild jedoch nicht. Er geht Hand in Hand mit dem Mix aus Tradition und Moderne des Bacon-Burgers auf Bauernbrot. Die Bedienung ist zudem nicht auf den Mund gefallen aber trotzdem sehr höflich. So muss es für ein gut bürgerliches Gasthaus sein.
Der Service
Der passende Übergang zum Service: da gibt es nichts zu meckern. Die Speisen kommen fast schneller als wir essen können. Bestellungen werden auf den Punkt erfüllt. Man fühlt sich gut aufgehoben. Auf der Karte finden sich alle möglichen Arten Schnitzel und alles was das Herz beim Gang in ein Landgasthaus begehrt. Ein, als „vegetarisch“ ausgezeichnetes Gericht findet sich auch: Ein „Pilzrahmragout in Königinnenpastete“.
Kinderfreundlichkeit
Auch die kleinen Gäste finden genug. Vier Gerichte stehen auf der Karte: Ob Rostbratwurst (3,30 Euro), Curry-Wurst (3,60 Euro), zwei Varianten für kleine Schnitzel (4,90/6,50 Euro). Dabei gibt es immer Pommes Frites oder Kroketten.
Barrierefreiheit
Eine kleine Treppe vor dem Eingang, ansonsten ist das Lokal ebenerdig. Ein Rollstuhl sollte zudem genug Platz finden an den Tischen. Auch die Sanitäranlagen sind barrierefrei.
Mein Fazit
Die Bezeichnung „Landgasthaus“ verdient sich die Gaststätte von Inhaber Marcus Simonsmeier redlich. Wer es rustikal mag, der ist hier genau richtig. Genau wie ein Jeder, der große Fleischeslust mitbringt – im kulinarischen Sinne, versteht sich.
Große Kritikpunkte finden wir nicht. Die erste Verwunderung, ob mein Wunsch nach einem Steak „medium“ Gehör fand, löste sich im bravourösen Ergebnis auf dem Teller. Es gibt viel zu schmecken und auch viel zu sehen, was da so alles an den Wänden hängt – lecker und gemütlich. Der Ausflug nach Capelle hat sich gelohnt.
Anfahrt/Parken
Auf der Werner Straße findet sich das Restaurant etwas abseits auf dem Land. Parkplätze gibt es aber reichlich. Das ist auch nötig bei dem großen angebauten Festsaal, für bis zu 200 Personen.
Was sagt das Netz?
96 Google-Bewertungen geben ein sehr gutes Ergebnis von 4,5 von 5 Sternen – fast perfekt. In den vielen Rezensionen ist von „gut bürgerlich“, „lecker“, „freundlichem Personal“ und „gutem Preis-Leistungsverhältnis“ zu lesen. Unser Eindruck geht da mit.
Restaurant-Infos
Landgasthaus Simonsmeier, Werner Straße 20, 59394 Nordkirchen (Capelle). Tel. (02389) 3153.
Öffnungszeiten: Montags bis samstags von 17 bis 23 Uhr. Sonn- und Feiertags von 11 bis 23 Uhr. Dienstags ist Ruhetag. Telefonisch für Bestellungen seien sie auch außerhalb der Öffnungszeiten zu erreichen.
Hier geht es zum Internetauftritt.
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