An Weihnachten wird traditionell so viel Schokolade verkauft, wie zu keinem anderen Fest im Jahr. „Das sieht man in den Läden schon Wochen oder sogar Monate vorher, wenn Schokonikoläuse in den Regalen stehen“, sagt Heinz Perrar. Er ist Chocolatier und betreibt das Schlaun-Café in Nordkirchen. Der Familienbetrieb existiert bereits seit 1780. Eine Erklärung, warum Menschen zu Weihnachten mehr Schokolade essen, kann er auch nennen. „Im Sommer ist Schokolade schwieriger zu verarbeiten und schmilzt schnell, es ist deutlich leichter, das in Winter zu tun. Außerdem sind in Schokolade zahlreiche Botenstoffe enthalten, die zum Beispiel als Ersatz für die Sonne dienen können. Vielleicht entscheidet sich der Körper deshalb unbewusst, mehr Schokolade im Winter zu essen, um den Bedarf auszugleichen.“
In den letzten Monaten sind die Preise für Kakao und Schokolade allerdings stark angestiegen. Die Gründe für den hohen Preis sind vielfältig. Die Kakaoernten in Afrika wurden durch starke Regenfälle beeinträchtigt. Gleichzeitig soll dort eine Fäulnis die Kakaobohnen stark befallen. Und Bäume sterben durch das Sprossenvirus ab. Dadurch schrumpft die erzeugte Kakaomenge, und der Preis steigt.

Preisbegründung nicht ganz plausibel
Die steigenden Preise für Schokolade und die Zutaten machen auch Heinz Perrar nachdenklich. „Der Kakaopreis hat heute ein Hoch erreicht, das es seit zehn Jahren nicht mehr gegeben hat. Über das Jahr ist der Preis um zehn bis fünfzehn Prozent gestiegen.“ Die Begründungen für den hohen Preis kann er jedoch nicht so recht nachvollziehen. „Ich schaue vor allem auf die Erklärung mit der Bohnenfäule mit einem schielenden Auge.“ Warum, erklärt der Nordkirchener.
Kakaobohnen, die Samen des Kakaobaumes, werden geerntet, indem sie aus der geöffneten Frucht herausgekratzt werden. Damit sie gelagert und weiterverarbeitet werden können, müssen sie anschließend getrocknet werden. Dass der Pilz, der die Bohnenfäule hervorruft, die Bohnen direkt befällt, hält Perrar aber für unwahrscheinlich. „Die Bohnen sind von der Frucht vollständig umschlossen, der Pilz hat keine Chance, da durchzugelangen. Er kann die Bohnen also nur beim Trocknungsprozess befallen, wenn dort zu viel Feuchtigkeit herrscht. Und wenn dem so ist, sollte man sich doch Gedanken machen, wie das Problem behoben werden kann.“
Auch die Preiserhöhung von Mandeln und Zucker macht ihn stutzig. „Der Mandelpreis hat sich bis heute vervierfacht, der von Zucker zumindest verdreifacht. Der Preis für Rohmarzipan, das aus den beiden Zutaten gemacht wird, hat sich seltsamerweise aber nur unwesentlich verändert. Da frage ich mich schon: Wie kann das kommen?“

Preisauswirkungen auch im Café
Die Preise wirken sich auch auf das Sortiment im Schlaun-Café aus. So wurden im Café eine Zeit lang keine glutenfreien Torten mehr gebacken, weil die Zutaten zu teuer wurden. „Wir haben eine Wildpreiselbeertorte, die mit Mandeln gebacken wird. Für die Mandeln haben wir zum Glück jetzt einen Ersatz mit Maniokmehl gefunden, weil der Anteil in der Torte einfach zu teuer gewesen wäre.“ Die Familie hat es aber geschafft, die Preise zumindest im Jahr 2023 nicht auf die Kunden abzuwälzen.
„Wir haben die Preise dieses Jahr noch halten können. Zum Jahreswechsel werden wir sie aber wahrscheinlich angleichen müssen.“ Theoretisch gebe es auch die Möglichkeit, Produktionskosten zu senken, indem weniger Zutaten verwendet werden. Davon sieht Heinz Perrar aber ohne mit der Wimper zu zucken ab. „Das schließe ich von vornherein aus. Wir machen keine Pfuscherei an unseren Sortiment. Lieber erhöhe ich den Preis, als die Leute hintenrum auszutricksen.“ Insgesamt macht ihm die Preisentwicklung schwer zu schaffen. „Schokolade ist mittlerweile ein echter Luxusartikel geworden.“
Er geht aber davon aus, dass das Preisniveau im nächsten Jahr nicht weiter steigen wird. „Irgendwann machen die Verbraucher auch nicht mehr mit. Man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass etwa vier Fünftel der Plantagen zu Großkonzernen und keinen Kleinunternehmen gehören.“
Können Verbraucher aktiv etwas gegen die Preiserhöhung tun? Heinz Perrar ist sich nicht sicher. „Der Deutsche Konditorbund könnte sich geschlossen dagegen stellen und protestieren.“ Wie sich die Preise in der Zukunft weiterentwickeln, bleibt abzuwarten.
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