An den vier Wochenenden von Ende Juli bis Ende August 2023 konnten auf der Strecke von Capelle über Nordkirchen nach Lüdinghausen, die der Bus R53 bedient, von 1111 Fahrgästen nur 1052 auch tatsächlich transportiert werden. 48 wurden stehen gelassen - 12 pro Wochenende -, weil sie nicht mehr in den Bus passten. Auch in den darauffolgenden Monaten erreichten diese Redaktion immer wieder Beschwerden.
Manfried Kuliga aus Nordkirchen spricht sogar von einem Mal, als 30 Menschen, wie er beobachtete, stehen gelassen werden mussten. Ein anderer Pendler erzählt: „Der Bürgerbus in Nordkirchen läuft super. Damit fahre ich immer zur Arbeit. Aber der R53 am Wochenende, der hat oft schon keinen Platz mehr, wenn er in Nordkirchen ankommt.“
Während unter der Woche auf der Strecke ein Linienbus der Euroregio-Verkehrsgesellschaft (EVG) verkehrt, wird an den Wochenenden ein Taxibus mit acht Sitzen eingesetzt, der durch einen Subunternehmer betrieben wird. Schon im Januar sagte Sylvia Althoff, Geschäftsführerin des Lüdinghauser Unternehmens Walter Althoff GmbH, das zusammen mit drei weiteren Verkehrsunternehmen die EVG stellt: „Durch die hohen Personalkosten und Dieselkosten sind wir jetzt gerade so noch wirtschaftlich unterwegs. Wenn wir jetzt an den Wochenenden umstellen, landen wir deutlich im Minusbereich.“
Seit 2017 betreibt die EVG die Linie. Doch jetzt ist sie endgültig am Rand ihrer Kapazitäten: Sie wird sich aus dem eigenwirtschaftlichen Betrieb des R53 zurückziehen. Ab dem 1. Mai läuft eine europaweite Ausschreibung, die Nachfolge der EVG in Eigenwirtschaftlichkeit zum 1. September 2025 anzutreten. Ab dann soll auch am Wochenende ein Linienbus eingesetzt werden. Bewerber haben jetzt drei Monate Zeit, einen eigenwirtschaftlichen Antrag zu stellen.

Sinkende Einnahmen, steigende Kosten
„Die Situation ist dadurch entstanden, dass das 49-Euro-Ticket eingeführt wurde, es aber keine Ausgleichszahlungen dafür gab“, erklärt Sylvia Althoff. „Auch von der Gemeinde Nordkirchen gab es keine Zuschüsse. Parallel sind die Lohnkosten um 20 Prozent gestiegen. Unterm Strich also: stagnierende Einnahmen bei immer mehr Fahrgästen.“ Es sei wirklich schwierig im Moment. Die Schuld dafür läge beim Bund.
Denn während Unternehmen wie das Verkehrsunternehmen Unna (VKU) oder der Regionalverkehr Münsterland (RVM) Unternehmen der öffentlichen Hand sind, gibt es für die EVG keine Ausgleichszahlungen oder Zuschüsse für das Mehr an Passagieren, die das 49-Euro-Ticket mit sich bringt. „Das wurde nicht zu Ende gedacht“, bemerkt die Unternehmerin. Und anders als erhofft bekommt die EVG auch keine Förderung für Elektrobusse. „Damit hätte eine Lösung gefunden werden können“, sagt Sylvia Althoff. „Als Unternehmer verstehen wir die Welt nicht mehr.“