Polizei Coesfeld warnt vor Sex-Betrugsmasche Opfer werden heimlich gefilmt

Polizei warnt vor Sex-Betrugsmasche: Opfer werden heimlich gefilmt
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Das Internet eröffnet viele Möglichkeiten – auch für Kriminelle. Weil immer wieder Menschen im Kreis Coesfeld zu Opfern einer speziellen Masche werden, warnt die Polizei nun davor. Es geht um vermehrte Fälle von „Sextortion“ – einer Form der Erpressung.

„Immer wieder erstatten Betroffene Anzeige, weil Unbekannte drohen, Nacktbilder zu veröffentlichen“, teilt die Kreispolizeibehörde in Coesfeld mit. „Wir haben regelmäßig damit zu tun“, sagt Polizeisprecherin Britta Venker. Die wöchentlich eingehenden Anzeigen kämen aus dem gesamten Kreisgebiet.

Wie es dazu kommt, erklärt die Polizei so: „In sozialen Netzwerken veröffentlichen die Täter Profile von jungen Damen in erotischen Posen und mit entsprechenden Texten. Die (vermeintlichen) Damen bitten um eine Kontaktaufnahme, etwa per Mail oder Freundschaftsannahme im sozialen Netzwerk.“ Innerhalb kurzer Zeit verständige man sich auf einen erotischen Videochat – mit möglicherweise fatalen Folgen.

„Das ahnungslose Opfer wird schließlich dazu gebracht, Gesicht und Intimbereich in der Webcam zu zeigen. Auch die Aufforderung zur Masturbation ist hier keine Seltenheit“, so die Kreispolizei. „Was das Opfer jedoch nicht bemerkt ist, dass die Person auf der anderen Seite der Verbindung die Übertragung digital mitschneidet.“

Schamgefühl der Betroffenen

Plötzlich komme die Aufforderung, eine gewisse Summe zu zahlen, damit Freunde und Verwandte dieses Video nicht zu sehen bekommen. Hier werde dann auf die öffentlich bekannte Freundesliste im sozialen Netzwerk des Opfers zurückgegriffen. Zusätzlich werde mit einer Veröffentlichung auf Youtube oder anderen Videoseiten gedroht. „Aus Schamgefühl kommen die Opfer der Erpressung der Täter oft nach“, weiß die Kreispolizei.

Das Kriminalkommissariat der Kreispolizeibehörde bearbeitet diese Betrugsfälle. Weil die Täterinnen und Täter anonym über das Internet agieren, sei es allerdings schwer, die Ermittlungen erfolgreich abzuschließen, merkt Britta Venker an.

Neue Masche

Hinzu komme eine neue Vorgehensweise: Hier sei es Tätern gelungen, Schadsoftware auf den Geräten der Opfer zu installieren, beispielsweise durch das Öffnen eines unbekannten Mailanhanges. „So erhalten die Täter Zugriff auf den fremden Computer. Begibt sich das Opfer auf Erotikseiten oder in erotische Chats per Webcam, werden auch hier die Momente über die Webcam mitgeschnitten“, warnt die Polizei.

Polizeisprecherin Britta Venker weiß, dass die Ermittlung der Internetbetrüger schwer ist.
Polizeisprecherin Britta Venker weiß, dass die Ermittlung der Internetbetrüger schwer ist. © Polizei

Ein Mitschnitt über eine manipulierte Webcam ist möglich, sodass das Opfer gar nicht bemerkt, dass es gefilmt wird. Kurze Zeit später erhält es eine Aufforderung von einer unbekannten Person zur Zahlung von Lösegeld, damit das gerade erstellte Videomaterial nicht öffentlich gestellt oder den Freunden zugeschickt wird.

Tipps der Polizei

Die Polizei gibt deshalb folgende Tipps, um die Gefahren von „Sextortion“ zu minimieren:

  • Nutzen Sie ein aktuelles Antivirenprogramm (empfohlen werden kostenpflichtige Programme, da diese in der Regel einen umfassenderen Schutz bieten als kostenfreie Versionen).
  • Ziehen Sie Ihre Webcam (USB-Stecker) ab oder verdecken Sie die Kameralinse, solange Sie diese nicht benötigen. Hierfür eignen sich zum Beispiel Haftnotizzettel sehr gut, da diese keine Klebespuren auf der Linse hinterlassen.
  • Achten Sie darauf, wen Sie als Freund in sozialen Netzwerken hinzufügen und kontaktieren. Gerade im intimen Bereich ist die Gefahr dieser Bedrohung sehr groß. Oft inserieren solche Personen in sogenannten Add-Börsen oder Erotik-Datingseiten.
  • Öffnen Sie keine Mailanhänge von Unbekannten oder von Personen, die Sie nur aus dem Internet kennen. Gleiches gilt für Downloads und Links in Chats oder andere Kontaktmöglichkeiten.
  • Halten Sie Ihr Betriebssystem und die Software auf einem aktuellen Stand.
  • Achten Sie auf Ihre Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken. Stellen Sie Ihre Freundeslisten nicht öffentlich.

Wer dennoch Opfer einer solchen Erpressung wurde, soll sich unverzüglich an eine Polizeidienststelle wenden. Zudem merkt Britta Venker an: „Man sollte der Zahlungsaufforderung auf keinen Fall nachkommen.“ Von Sextortion sind nicht nur erwachsene Männer betroffen. Auch Frauen, Kinder und Jugendliche tappen laut Polizei in solche Fallen.

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