Die Mitteilung ob der „finanziellen Schieflage“ eines der entscheidenden Akteure im Rahmen des viele Millionen schweren „Quartier-Projektes Am Gorbach“ überrascht bei näherem Hinsehen niemanden, der sich zuvor mit dem wirtschaftlichen Hintergrund von Convivo und dem Themenfeld „Service Wohnen“ beschäftigt hat.
„Die Convivo-Gruppe, die die Wohngebäude betreiben wird, ist angetreten, Pflege in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Das ist ein wichtiger Baustein des Wohnprojekts, das den Titel Convivo Park tragen soll. Neben einer Tagespflege soll ein Pflegedienst im Wohnquartier stationiert werden. Es soll Service-Wohneinheiten (betreutes Wohnen) geben, aber auch Wohnungen, in die junge Familien und Senioren einziehen können.“
Soweit die – wie wir heute wissen – überzogene, realitätsferne und unrealistische Hochglanz-Zielsetzung der Convivo-Expansionsleiterin Rebecca Bernsdorf während der Bürgerversammlung in Nordkirchen.
Schlechte Bewertungen
Bereits damals wussten (nicht nur!) Insider, dass der als Partner der nach wie undurchschaubaren Düsseldorfer Investorengruppe auserkorene Service-Wohnen Betreiber mit massiven Mitarbeiter-Vorwürfen, schlechten Bewertungen bis hin zu Qualitätsmängeln in der Betreuung älterer Bewohner sowie negativer öffentlicher Meinung zu kämpfen hatte.
Bürgermeister Dietmar Bergmann, dem ich durchaus ehrenwerte Motive bescheinigen möchte, reagiert in seiner Stellungnahme betont zurückhaltend, obwohl er noch wenige Tage zuvor an gleicher Stelle vehement die Notwendigkeit einer massiven Wohnbebauung im Quartier „Am Gorbach“ verteidigte. „Dieses Wohnungsbauprojekt garantiert der Gemeinde Nordkirchen – neben Olfen – ein Einwohnerwachstum und wird’s ich vor allem im Grundsteueraufkommen niederschlagen.“
Überdimensionales Projekt
Nun gehöre ich, wie viele andere Bürgerinnen und Bürger auch, zu denen, die nicht unbedingt jeden grünen Fleck in Nordkirchen zubetoniert, zugepflastert und unverhältnismäßig bebaut sehen möchten. Umso mehr, da eben jener besondere süd-münsterländische lebens- und liebenswerte Charme eines der entscheidenden Argumente für meine Familie war, nach Nordkirchen zu ziehen.
Vor dem Hintergrund des offensichtlichen Ausscheidens des wichtigsten Partners aus dem Quartier-Projekt bietet sich nun – ohne Gesichtsverlust – für Politik und Verwaltung die kaum für möglich gehaltene Chance, innezuhalten und noch einmal grundsätzlich zu überlegen, ob ein derart maßloses, überdimensioniertes und bisher lediglich aus Versprechen bestehendes Investoren-Projekt tatsächlich an dieser Stelle und in dieser Größe in Schlossdistanz realisiert werden soll.
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