Die frühere Strickwarenfabrik Spahn an der Aspastraße in Nordkirchen hat bereits 1988 den Betrieb eingestellt. Auch das Textilunternehmen Aspa, das dort später untergebracht war, gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Die ehemaligen Gebäude, einige stehen derzeit leer, andere werden als Lager- und Abstellflächen genutzt, sollen nach Verkauf des Gesamtgrundstückes jetzt abgebaut, das Grundstück überplant und künftig überwiegend für Wohnbauzwecke genutzt werden. Das Besondere an den Plänen eines lokalen Investors: In dem Wohngebiet sollen keine Autos (außer zum Be- und Entladen) fahren, die Erschließung erfolgt über einen Fuß- und Radweg. „Generell soll dieses Gebiet autofrei sein“, erläuterte Daniel Schlecht, Teamleiter Bauleitplanung und Bauanträge bei der Gemeinde, im Ausschuss für Bauen und Planung am 20. März (Donnerstag).
Im nordwestlichen Bereich der rund 1,48 Hektar großen Fläche, der an die Aspastraße und die Lüdinghauser Straße grenzt, soll nach der vorgestellten Planung ein dreigeschossiges Gebäude entstehen. Oben ist ein Parkdeck vorgesehen, im unteren Bereich soll sich ein Gewerbe ansiedeln. „Die Gewerbemöglichkeit ist hier eingeschränkt, produzierendes Gewerbe etwa ist nicht möglich“, erklärte Daniel Schlecht angesichts der nahen Wohnbebauung. Er verwies zudem darauf, dass nach Erstellung eines Lärmgutachtens noch einige Schallschutzmaßnahmen erforderlich sind, um den Straßenlärm, den Gewerbelärm und auch den Winterdienst des Bauhofes von den Bewohnern fernzuhalten.
Parkplatzfrage zu klären
Trotz langjährigem Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen in der Fabrik hat eine Altlastenuntersuchung ergeben, dass die Prüfwerte eingehalten werden und einer Wohnnutzung nichts im Wege steht. Die Pläne des Investors hatte die Gemeinde in einer Sitzung vor mehr als einem Jahr erstmals vorgestellt. Für Thomas Quante (CDU) ist das Konzept dennoch auch jetzt noch mit einigen Fragezeichen versehen. Er stellte fest, dass sich gegenüber dem ersten Vorschlag nicht viel verändert habe und meinte dazu kritisch: „Wir hätten uns gewünscht, mehrere Alternativen präsentiert zu bekommen. Diese Garagenidee ist nicht besonders glücklich, ich fürchte, dass die Straßen im Umkreis durch diesen neuen Bereich zugeparkt werden. Ich habe echt Bedenken, dass diese Idee auf Kosten der Anwohner geht.“
Bauamtsleiter Manuel Lachmann berichtete, dass der Investor in gemeinsamen Gesprächen durchaus an praktischen Lösungen interessiert ist, aber das Gesamtkonzept nicht vorsieht, dass an jedem Haus Parkplätze entstehen. Grundsätzliche Zustimmung zu der autofreien Idee kam von den Grünen. „Die Stelle ist dafür gut geeignet, weil man schnell ins Dorf kommt“, betonte die Fraktionsvorsitzende Uta Spräner. Sie äußerte aber Zweifel daran, dass sich das dreigeschossige Gebäude mit den Autos auf dem Dach gut in die Umgebung einfüge, und warb dafür, sich zeitnah noch einmal mit dem Investor zusammenzusetzen. Manuel Lachmann antwortete: „Wir setzen uns auch dafür ein, dass das Gebäude zweigeschossig wird.“

Einladung an Investor
Lothar Steinhoff (SPD) hält die Pläne für einen Schritt in die richtige Richtung: „Das ist ein Wohnquartier der Zukunft und passt gut zu uns als Gemeinde.“ Die Bedenken hinsichtlich des Konzepts kann er nicht ganz nachvollziehen, weil die Bauvorschriften vorsehen, dass der Bauherr entsprechend der Wohneinheiten eine bestimmte Anzahl von Pkw-Stellplätzen nachweist. Zudem sei eine gewisse Zufahrt zu dem Wohnbereich wegen der Notwendigkeit zum Kurzzeitparken (etwa beim Umzug), aber auch für Rettungskräfte ohnehin geboten.
Markus Pieper (CDU) bemängelte ebenfalls die fehlende Alternative und die Dimension des Gewerbe-/Parkgebäudes. Gereon Stierl (SPD) stimmte ihm bei der Höhe zu und forderte das Gespräch mit dem Investor, um die Höhe auf zwei Geschosse zu begrenzen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende vermutet aber eher keine Parkprobleme: „Ich gehe davon aus, dass hier viele Leute einziehen werden, die kein Auto haben wollen.“ Der Bürgermeister kündigte an, die Fragestellungen nach den Parkplätzen und der Gebäudehöhe besprechen und den Investor zu einer politischen Sitzung einladen zu wollen. Dann kann über weitere Schritte in dem Verfahren diskutiert werden.