Gerüchte und Befürchtungen gab es schon länger - vor wenigen Tagen wurden sie wahr: Die Notfallpraxis im St.-Marien-Hospital in Lüdinghausen soll schließen. Das hatte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in einer Pressemitteilung angekündigt. Demnach solle die Bereitschaftspraxis in Lüdinghausen zum 31. Januar 2024 ihren Betrieb einstellen. Vertreter der umliegenden Städte und Gemeinden und der Landrat sind mit dieser Sparmaßnahme gar nicht einverstanden.
Unter anderem der Landrat des Kreises Coesfeld, die Bürgermeister von Selm, Olfen, Nordkirchen und Lüdinghausen haben die „Lüdinghauser Erklärung“ unterzeichnet. Damit wollen sie ein gemeinsames Zeichen setzen und gegenüber der KVWL bekräftigen, welche Folgen die Schließung der Notfallpraxis für den gesamten südlichen Kreis Coesfeld und die Stadt Selm hätte.
Die Schließung bedeutet für Einwohner der Orte vor allem längere Wege, wenn sie außerhalb der normalen Öffnungszeiten der Ärzte krank werden. Die Praxis am St.-Marien-Hospital war bislang etwa an Wochenende die erste Anlaufstelle. Künftig müssten sie dann zu den Notfallpraxen an den Christophorus-Kliniken in Dülmen und Coesfeld oder nach Datteln zum St.-Vincenz-Krankenhaus. Darauf hatte die KVWL hingewiesen.
Begründung: Personalmangel
Die Kassenärztliche Vereinigung hatte die Schließungspläne mit „Strukturanpassungen“ begründet. Um die Bereitschaftsdienstversorgung im Kreis Coesfeld zu sichern, sie die Schließung „unvermeidbar“, heißt es in der Pressemitteilung. Hintergrund sei die demografische Entwicklung, die Dienstbelastungen im ärztlichen Bereitschaftsdienst, der Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Wenn weniger Ärzte für die Bereitschaftsdienste zur Verfügung stehen, müssten Standorte mit geringen Patientenzahlen geschlossen werden, heißt es dort weiter.
Die Unterzeichner der „Lüdinghauser Erklärung“, die die Stadt Lüdinghausen am Freitag (15. September) verbreitete, sehen das anders. Sie wollen die Notdienstpraxis an der Neustraße 1A erhalten. In der Erklärung schreiben sie: „Wir, die Bürgermeister der Städte und Gemeinden Ascheberg, Lüdinghausen, Nordkirchen, Olfen, Senden und Selm und der Landrat des Kreises Coesfeld, setzen uns für die Erhaltung der Notdienst-Praxis in Lüdinghausen ein. Die Kommunen befürchten eine erhebliche Beeinträchtigung der ambulanten ärztlichen Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger im südlichen Kreis Coesfeld und in der Stadt Selm.“

Die Bürgermeister bitten die Kassenärztliche Vereinigung „eindringlich“, an den Verhandlungstisch zu kommen. Die Kommunen befürchten „eine erhebliche Beeinträchtigung der ambulanten ärztlichen Versorgung“ für ihre Bürger. „Insbesondere die Bedürfnisse der älteren und mobilitätseingeschränkten Bürgerinnen und Bürger werden mit der Entscheidung zur Schließung der Praxis im Stich gelassen.“
Sie fordern die KVWL auf, sich kompromissbereit zu zeigen und das Angebot des St.-Marien-Hospitals zur Einrichtung einer sogenannten Portal-Praxis und der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Personalkapazitäten anzunehmen, heißt es weiter in der Erklärung.
Ob die Kassenärztliche Vereinigung die Lüdinghauser Erklärung am Freitag schon erhalten hat und ob die Verantwortlichen bereit sind, noch einmal über die Schließung zu reden, dazu waren bis zum Nachmittag noch keine Antworten von der KVWL zu bekommen.
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