Neues Konzept Bürgerbusverein Nordkirchen fährt nicht mehr nach Selm

Neues Konzept: Bürgerbusverein Nordkirchen fährt nicht mehr nach Selm
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Uli Breer, der Vorsitzende des Bürgerbusvereins Nordkirchen-Südkirchen-Capelle, war begeistert. „Das ist ein weiterer großer Schritt für die Mobilität in unserer Gemeinde“, erklärte er bei der Präsentation des neuen Konzepts im Ausschuss für Klima, Umwelt und gemeindliche Entwicklung.

Seit 2006 ist der Bürgerbusverein Nordkirchen bereits aktiv, rund 110.000 Fahrgäste hat der Kleinbus mit acht Plätzen in dieser Zeit transportiert. Nach Problemen mit dem Fahrzeug und zwischenzeitlichem Fahrermangel ist der Verein jetzt wieder gut aufgestellt. „2021 haben wir zwölf neue Fahrer dazugewonnen, insgesamt sind aktuell 28 Fahrer aktiv“, berichtete Uli Breer. Der neue Bus ist seit Februar in Betrieb.

„Jede Stunde eine Runde“

Jetzt will der Bürgerbusverein den Fahrplan anpassen. Bislang gab es drei Strecken, die B11 zwischen Südkirchen und Capelle, die B12 zwischen Nordkirchen und Südkirchen sowie die B13 zwischen Südkirchen und Selm. Im neuen Konzept sind keine Fahrten nach Selm mehr vorgesehen. „Wir fahren drei Mal am Tag nach Selm, haben auf diesen Fahrten aber pro Woche maximal zehn Gäste“, erklärte Uli Breer. Das sei nicht nur klimatechnisch katastrophal, sondern koste auch 750 ehrenamtliche Stunden sowie rund 5000 Euro für Benzin pro Jahr.

Stattdessen will der Bürgerbus, möglichst bereits ab dem 1. Januar 2023, einen neuen Fahrplan mit einer Route durch alle drei Ortsteile anbieten. „Jede Stunde eine Runde“ lautet das zunächst gewählte Motto, das Geschäftsführer Willi Knuhr bei der Ausschusssitzung vorstellte.

Die erste Fahrt soll demnach von Montag bis Freitag jeweils um 6.30 Uhr in Nordkirchen beginnen, die letzte Runde um 18.30 Uhr. „Der Bahnhof Capelle soll immer der Zielpunkt sein“, erläuterte Willi Knuhr. Ein erster Vorschlag ging der Euregio Verkehrsgesellschaft (EVG,) die die Bahnlinie R53 mit Halt in Capelle betreibt, aber zu weit. Sie legte Widerspruch gegen die Pläne ein.

Anpassungen nach Widerspruch

In Gesprächen zwischen Gemeinde, EVG und RVM habe man sich dann auf eine andere Linie geeinigt. Die Haltestellen Werner Straße und Capelle Dorf werden auf der Hinfahrt nicht angefahren, auf der Rückfahrt allerdings schon. Außerdem soll die Rückfahrt ab Capelle Bahnhof fünf Minuten später (die erste um 7.11 Uhr statt 7.06 Uhr) beginnen.

Dieser angepasste Plan liegt derzeit bei der RVM und muss abschließend von der Bezirksregierung genehmigt werden. Das Motto ist ebenfalls nicht mehr offiziell enthalten.

Bürgermeister Dietmar Bergmann zeigte bei allen Diskussionen aber auch Verständnis für das Verhalten der EVG und freute sich über den Kompromiss. „Das war schon ein Entgegenkommen, das ist nicht in allen Regionen so möglich“, gab er zu bedenken.

Die weiteren Mitglieder im Ausschuss äußerten ihre große Zustimmung zum Vorhaben des Bürgerbusvereins, was den Vorsitzenden sehr freute. „Wenn wir wissen, dass alle hinter uns stehen, freuen wir uns“, unterstrich Uli Breer.

Mit der Gemeinde Nordkirchen sei die Zusammenarbeit hervorragend, mit Selm habe es dagegen bislang keine Gespräche gegeben. Innerhalb Selms sei es dem Bürgerbus ohnehin bislang nicht erlaubt gewesen, Fahrgäste zu transportieren. In der Zukunft wird das kein Thema mehr sein.

Anregungen aus Ausschuss

Manfried Kuliga, parteiloses Ratsmitglied in der Fraktion der Grünen, machte deutlich, was er von der ÖPNV-Situation in der Gemeinde hält: „Was EVG und RVM anbieten, ist grottenschlecht.“

Deswegen würde er sich freuen, wenn der Bürgerbus in Zukunft auch Fahrten auf Anfrage außerhalb des Fahrplans, etwa am Wochenende, anbieten könnte. „Wir sind neuen Ideen gegenüber immer offen“, meinte Willi Knuhr, stellte aber auch klar, dass die Möglichkeiten für die ehrenamtlich Tätigen begrenzt sind.

Der Bürgerbus Nordkirchen ist von Montag bis Freitag regelmäßig zwischen Nordkirchen, Südkirchen und Capelle unterwegs.
Der Bürgerbus Nordkirchen ist von Montag bis Freitag regelmäßig zwischen Nordkirchen, Südkirchen und Capelle unterwegs. © Arndt Brede