Zwischen 10 und 11 Millionen Euro hat das Land Nordrhein-Westfalen in die neue Mensa der Fachhochschule für Finanzen investiert und damit neue Maßstäbe gesetzt.
Zeitplan fast auf den Tag genau eingehalten, Kostenrahmen trotz einiger Änderungen während der Baumaßnahme nicht überschritten: Klaus-W. Gratzfeld, kommissarischer Verwaltungsleiter der Fachhochschule für Finanzen (FHF), ist mit dem Start der neuen Mensa zufrieden. Seit Montag dieser Woche haben die rund 1000 Studenten der FHF morgens, mittags und abends eine neue Anlaufstelle. Und die Abläufe in dem mit viel Technik vollgepackten Gebäude haben sich nach Einschätzung von Gratzfeld und Wirtschaftsleiter Marcus Schaut bereits recht gut eingespielt.
Mit der Erfahrung von 25 Berufsjahren als Koch und Konditor ist Mitte Juli Marcus Schaut aus der Privatwirtschaft zur Fachhochschule gewechselt und hat sich damit einer besonderen Herausforderung gestellt. Der rund 1500 Quadratmeter große Neubau musste in eine funktionierende Mensa verwandelt werden.

„Die sechs großen und drei kleinen Konvektomaten nehmen uns wahnsinnig viel Arbeit ab“, sagt Wirtschaftsleiter Marcus Schaut. © Thomas Aschwer
Eine Schwierigkeit für Schaut dabei war, dass alle beweglichen Teile wie die neun Kombi-Dampfgeräte bis zum letzten Tag in der alten Mensa im Einsatz waren - und dann pünktlich wie die anderen Gerätschaften im Neubau in Betrieb gehen mussten. Ausfälle konnten sich Schaut und seine 32 ständigen Mitarbeiter nicht leisten.

Die beiden Schichtleiter Hubertus Köster (l.) und Reinhard Wies mit den Köchinnen Melina Reisner (2.v.l.) und Beatrix Frischko an der Ausgabe der neuen Mensa. © Thomas Aschwer
“Wir geben hier täglich 1200 bis 1400 Essen aus.“ Dabei genießen die Studenten eine Vollverpflegung, morgens ab 6.30 Uhr, mittags und abends bis etwa 19 Uhr.
Möglichst kurze Wege für die Mitarbeiter
Wer mit Schaut durch den Neubau geht, stellt schnell fest, in welchen Dimensionen der neue Wirtschaftsleiter denken muss. Bereits die Anlieferung gleicht eher einem Supermarkt als einem Gastronomiebetrieb. Schnellen Schrittes geht Schaut durch die langen Gänge, zeigt verschiedene Lagerräume und Bereiche zur Vorbereitung von Salaten oder Fleisch. Wichtigste Vorgabe bei der Planung sei gewesen, die Wege für die in zwei Schichten arbeitenden Mitarbeiter möglichst kurz zu halten. Frisch soll das Essen für die Studenten sein. Heiß soll es sein. Und natürlich spielt die Hygiene eine herausragende Rolle. Gerade in diesem Punkt hätte es auf Sicht in der alten Mensa Probleme gegeben, betont Gratzfeld. Baubedingt mussten die Speisen ein längeres Stück auf einem Förderband zurücklegen.

Viel Technik steht auf dem Dach der neuen Mensa, damit es im Sommer nicht zu heiß wird. Das neue Gebäude ist voll klimatisiert. © Thomas Aschwer
In der neuen Mensa gibt es diese Probleme nicht. Selbst als mitten während der Bauphase die Brandschutzverordnung geändert wurde, konnte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb als Bauherr schnell reagieren - und zwar ohne gravierende Auswirkungen auf Zeit- oder Finanzplan. Nach Anlieferung, Lager- und Vorbereitungsräume sowie der Küche steuert Schaut die Ausgabe an. Vergleiche mit Vier-Sterne-Restaurants muss die Mensa nicht scheuen. Schaut demonstriert spezielle Geschirrwagen. Sie wärmen die Teller vor und sind so programmiert, dass jeder Student in der gleichen Höhe zugreifen kann.
Viel Technik beim Abwasch
Hightech kommt auch nach dem Essen zum Einsatz. Müssen bei der Geschirr-Reinigung die in zwei Schichten arbeitenden Mitarbeiter noch Hand anlegen, erfolgt die Reinigung der Tabletts und des Bestecks zu 100 Prozent automatisch.

Lichtdurchflutet ist die neue Mensa der Fachhochschule für Finanzen mit insgesamt rund 600 Plätzen. © Thomas Aschwer
Wie viele Details bei der Planung der neuen Mensa zu berücksichtigen waren, demonstriert der kommissarische Verwaltungsleiter Gratzfeld. Die grünen und schwarzen Stühle (eine Anlehnung an die Landesfarben) sind mit speziellen Gleitern versehen, um die Geräuschentwicklung möglichst gering zu halten. Im Obergeschoss der Mensa ergibt sich zudem eine grüne Linie, die sich im Außenbereich mit den gut sichtbaren Baumkronen fortsetzt. Damit will es Klaus-W. Gratzfeld aber nicht belassen lassen.

Ein Blick aus der Mensa auf die nächste Baustelle. Das Land baut neue Unterkünfte. Wenn die 150 neuen Wohneinheiten fertig sind, können die Container auf dem Schlossgelände wieder abgebaut werden. © Thomas Aschwer
Er plant bereits eine Außengastronomie vor der Mensa. „Das Projekt nehmen wir aber erst in Angriff, wenn die Bauarbeiten für die neuen Wohneinheiten abgeschlossen sind.“
Mehr regionale Produkte, weniger Müll
Auch Marcus Schaut hat weitere Pläne. Das mit der neuen Mensa erweiterte Salatangebot will der Wirtschaftsleiter weiter ausbauen. Auch auf das veränderte Essverhalten (mehr Geflügel-, weniger Schweinefleisch) will er reagieren. „Mittel- und langfristig möchtie ich mehr regionale Produkte verwenden.“ Zudem will er die Einwegverpackungen abschaffen, zumindest aber drastisch reduzieren - wohl wissend, dass das nicht ganz einfach sein wird.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
