Die Verbindung im Mobilfunknetz kann in manchen eher ländlichen Regionen zum Problem werden. Deshalb hat der Kreis Coesfeld vor genau einem Jahr beschlossen, tätig zu werden. Ein Jahr lang haben zwei Echtnetz-Messboxen der Dülmener Firma STF ITech auf den Armaturenbrettern der Müllsammelfahrzeuge von Remondis während der täglichen Routen auf nahezu allen Straßen im Kreisgebiet den Mobilfunkempfang aufgezeichnet. Jetzt sind die Messungen abgeschlossen.
Über 330.000 Messpunkte auf einer Karte zeigen, wie an den jeweiligen Stellen der 4G-Empfang ist und wo sich Funklöcher befinden. „Die neue Methode versetzt uns in die Lage, auch in Randgebieten präzise messen zu können. Mit den Daten können wir sehr präzise Lösungsvorschläge unterbreiten“, fasst Sebastian Schulze Baek, der Mobilfunkkoordinator des Kreises, zusammen.

Nur Telekom-Netz stabil
Einen möglichen Weg zeigt Frédéric Dildei von der Firma STF am Beispiel von Südkirchen auf. Denn im ganzen Dorf ist die Zahl der roten Punkte auf der Karte weitaus höher als in Nordkirchen oder Capelle. Das Funkloch ist aber den Messungen zufolge auf eine Versorgungslücke bei zwei von drei Versorgern zurückzuführen. Während im Telekom-Netz überwiegend gute Messergebnisse festgestellt wurden, sieht es bei Vodafone und Teléfonica ganz anders aus. „Hier würde es Sinn ergeben, dass der eine Betreiber die anderen den Standort mitnutzen lässt“, erklärt der Technik-Fachmann.
Ähnlich sieht es in Davensberg aus. Auch hier gibt es vor allem Probleme in den Netzen von Vodafone und Teléfonica. „Dabei verschlechtert sich aber auch die Versorgung der Telekom im südwestlichen Gebiet von Davensberg, wenn auch nicht so stark wie bei Vodafone und Telefonica“, schränkt Sebastian Schulze Baek ein. Anders sieht es etwa in Coesfeld in einem Gebiet nahe des Stadtwaldes aus, wo es eine Versorgungslücke bei allen drei Betreibern gibt.

Einige Nachahmer gefunden
Nach der detaillierten Auswertung der Ergebnisse will der Kreis diese an die Kommunen übermitteln und dann die Gespräche mit den Mobilfunk-Anbietern suchen. „Jedes Funkloch ist eines zu viel“, betonte Landrat Christian Schulze Pellengahr bei der Ergebnis-Pressekonferenz. Immer wieder gebe es Hinweise aus der Bevölkerung zu Löchern im Netz, jetzt habe man eine sehr gute Übersicht. Das innovative Projekt zur Messung mit den Müllfahrzeugen habe mittlerweile mehrere Nachahmer gefunden und sei teilweise bereits als „Coesfelder Modell“ bekannt. Aus mehr als 50 Städten, Landkreisen und Bundesländern gingen Nachfragen ein. „Dass diese Schritte nun mit Unterstützung unserer Müllsammelfahrzeuge möglich sind, hätten wir vor zwei Jahren sicherlich auch noch nicht gedacht“, fügt Julia Hadrossek, bis Ende 2022 Niederlassungsleiterin von Remondis in Coesfeld, hinzu.
