
© Theo Wolters (Archiv)
Kreis will Radwege verbessern, in Nordkirchen offenbaren sich aber grundlegende Probleme
Fahrradwege
Viele Nordkirchener könnten mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln, die Wenigsten tun es aber. Das liegt auch an Lücken im Radwegenetz des Kreises Coesfeld. Aber nicht nur dort.
Möglichst viele Pendler will der Kreis Coesfeld raus aus dem Auto und auf das Fahrrad bekommen. Dass immer noch ein Großteil der Berufstätigen zum Pendeln auf das Auto statt das Fahrrad setzt, hat nicht nur mit deren Einstellung zu tun, sondern auch zu einem Teil mit dem Ausbau des Radwegenetzes.
Daran will der Kreis Coesfeld etwas ändern. Sehr viel konkreter, als diese Absicht zu äußern, wird er allerdings noch nicht, wie sich jetzt in Nordkirchen zeigte.
2019 hatte der Kreis alle Bürger dazu aufgerufen, online Vorschläge zum Fahrradwegenetz einzureichen. Unter anderem konnten Vorschläge gemacht werden wo das Radwegenetz verbessert werden könnte und wo Verbindungen fehlen.
In der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Planung ( 5.3.) stellte Mathias Raabe, zuständig beim Kreis Coesfeld unter anderem im Bereich Kreisentwicklung, vor, welche Erkenntnisse die Umfrage liefert.
Grundsätzlich hat der Kreis vor allem die Verbindungen zwischen den Kommunen in den Fokus genommen. Gerade dabei erschwert allerdings Nordkirchens Lage die Umsetzung wichtiger Projekte für Fahrradfahrer. Ein Beispiel: die Fahrradweg-Anbindung von Südkirchen nach Cappenberg. Wie zuletzt die Mobilitätsumfrage der Gemeinde Nordkirchen gezeigt hat, führt ein Großteil der Pendelstrecken aus Nordkirchen ins Ruhrgebiet. Eine wichtige Verbindung ist die nach Lünen.
Wer allerdings mit dem Rad von Nordkirchen nach Lünen fahren will, steht kurz hinter der Kreisgrenze zwischen Südkirchen und Cappenberg vor einem abrupten Ende des Radwegs.
Auch im Ausschuss beklagten die Fraktionsmitglieder diesen Zustand, der schon seit einigen Jahren immer wieder benannt wird. Eine Änderung ist allerdings immer noch nicht in Sicht. Das gleiche Problem gilt für eine zweite Verbindung nach Selm: Auch die Neue Nordkirchener Straße bräuchte nicht nur aus Sicht der Nordkirchener Verwaltung und Politik eine Fahrradspur. Immerhin gilt hier Tempo 100.
Verbindung nach Selm für beide Kommunen wichtig
Mathias Raabe machte im Ausschuss deutlich, dass Verbesserungen, wie neue Markierungen oder Beschilderungen natürlich einfacher und auch schneller umsetzbar seien, als größere Bauvorhaben, wie ein Radweg, der Kreisgrenzen überschreitet.
Allerdings erklärte er auch, dass es zu dem Radverkehrskonzept regelmäßige Workshops mit öffentlichen Stellen, unter anderem aber auch Interessengruppen, wie dem ADFC gegeben habe. Ebenfalls Teil dieser Treffen war die Stadt Selm. Das Interesse an durchgehenden Radwegen ist also bei beiden Seiten vorhanden.
Trotzdem konnte Raabe nur wenig Konkretes in Nordkirchen vorstellen - was auf deutliche Kritik aus den Reihen der Politik im Bauausschuss führte. Dass es bald ein solches Radwegekonzept für den Kreis Coesfeld gebe, sei allerdings eine gute Grundlage für Lobbyarbeit, wie der Kreis-Vertreter argumentierte.
Bei vielen wichtigen Projekten, wie der bereits genannten Verbindung zwischen Südkirchen und Cappenberg, ist beispielsweise wiederum das Land betroffen. Ein fertiges Radwegekonzept mit klaren Ergebnissen sei in Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium des Landes wichtig, so Raabe.
Kritik an Finanzierung
Nächster Kritikpunkt: die schlechte Finanzierung neuer Radwege. So würde der Kreis einerseits regelmäßig die Kreisumlage erhöhen, und 15 Millionen Euro Eigenkapital aufzubauen, argumentierte Thomas Quante für die CDU-Fraktion. Andererseits würden allerdings nur zwei Kilometer an Radwegen pro Jahr neu gebaut.
Im Mai wird der Kreistag über das Radwegekonzept abstimmen. Teil des Konzeptes ist auch eine Prioritätenliste der wichtigsten Projekte. „Das wird allerdings nichts an der Zuständigkeit der jeweiligen Baulastträger ändern“, machte Mathias Raabe deutlich. Die Frage, wann also der Radweg nach Cappenberg endlich fertig gebaut wird, blieb unbeantwortet.