Die Kirche will etwas tun gegen viele leere Kirchenbänke und immer weniger Gläubige. Helfen soll aktuell eine Umstrukturierung. © picture alliance / dpa
Pastoraler Raum
Kirche strukturiert sich neu - Vorschläge „zeigen aber nicht nach vorne“
Die katholische Kirche in Olfen und Nordkirchen steht vor gravierenden Veränderungen - und das hat vor allem mit ihren Mitgliedern zu tun. Weitere Gemeinde-Fusionen soll es aber nicht geben.
Die Zahlen im Kreisdekanat Coesfeld sprechen eine eindeutige Sprache: Gibt es hier aktuell rund 170.000 Katholiken, so werden es nach Einschätzung des Bistums in 20 Jahren nur noch 119.000 sein. Keine überraschende Entwicklungen angesichts der deutlichen Rückgänge bei Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen in den vergangenen Jahren.
Weil mit dieser Entwicklung auch die Kirchensteuer-Einnahmen deutlich sinken und es immer weniger Seelsorgerinnen und Seelsorger gibt - das Bistum erwartet bis 2040 einen Rückgang von aktuell 1370 auf 500 bis 550 - gibt es Diskussionen über neue Strukturen. „Pastorale Räume“ heißt das „Zauberwort“, das im Grunde nicht anderes ist als eine engere Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien einerseits sowie auf der anderen Seite zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Dazu hat das Bistum Münster am Dienstag, 28.9. eine Pressemitteilung veröffentlicht. Der Titel: „Als Kirche zukunftsfähig bleiben - Katholische Kirche will sich im Kreisdekanat Coesfeld strukturell und strategisch neu aufstellen – Keine weiteren Fusionen von Pfarreien“. Darin werden Vorschläge gemacht, wie die so genannten pastoralen Räume in Zukunft aussehen könnten.
Für Pfarrer Benedikt Elshoff von der Kirchengemeinde St. Felizitas Lüdinghausen kommt die Entwicklung nicht überraschend.
Umstrukturierung als „erster Aufschlag“
Elshoff, erst zum 1. Juli von Bischof Felix Genn zum Dechanten des Dekanats Lüdinghausen mit knapp 47.000 Katholiken ernannt, spricht von einem „ersten Aufschlag“ und betont, dass Entscheidungen erst im Frühjahr 2023 fallen werden. Doch bereits jetzt werden Konturen sehr deutlich. Aus der Sicht Elshoffs ist es mehr als naheliegend, dass die Pfarreien St. Mauritius Nordkirchen und St. Vitus Olfen zusammen mit St. Felizitas Lüdinghausen und Seppenrade einen gemeinsamen „Pastoralen Raum“ bilden. Bei der Pfarrei St. Laurentius Senden, die auf Vorschlag des Bistums ebenfalls dazu gehören soll, sei das nicht so selbstverständlich. Sie sei schon weiter weg.
Die Pfarrei St. Lambertus Ascheberg, die aktuell mit den vier anderen Pfarreien das Dekanat Lüdinghausen bildet, könnte künftig zu einem pastoralen Raum im Kreisdekanat Warendorf gehören. Für Dechant Benedikt Elshoff angesichts der „wenig gewachsenen Kontakte“ absolut nachvollziehbar. „Das sind aber bislang nur erste Vorschläge“, sagt Elshoff, die „aus der Not geboren wurden“.
„Not kann auch eine Triebfeder sein“
Negativ bewerten will Elshoff diese Situation nicht. „Not kann auch eine Triebfeder sein und muss nicht immer ein schlechtester Ratgeber sein“, sagt Elshoff, der einräumt, lieber über Glauben nachdenken zu wollen als über Strukturen zu reden.
So sieht es auch sein Kollege aus Nordkirchen. Pfarrer Gregor Wolters. „Dass uns Menschen scharenweise wegbrechen, weil sie keine Antworten auf ihre Fragen finden, ist wichtiger, als irgendwelche Strukturfragen“, sagt Wolters. Dennoch sei die Frage der Strukturen aber auch deshalb nötig, weil es darum ging ein „immer weniger“ an Ressourcen zu verwalten - weniger Ehrenamtliche, weniger Pfarrer, weniger Geld, sagt Wolters. „Diese Fragen ändern erstmal nichts an dem Alltag der Gemeinde“, sagt Gregor Wolters, „sie zeigen aber auch nicht nach vorne. Sondern verwalten nur die Ressourcen“, sagt er.
Ulrich Franke aus Olfen fand die Vorschläge des Bistums offen formuliert. Das nun vorgestellte Modell für die pastoralen Räume wird seiner Meinung nach auch so kommen, „an den Details kann man aber drehen“, sagt Franke. Was für ihn besonders wichtig ist: „Dass keine Pfarreien zusammengelegt werden, finde ich sympathisch“ sagt er. Das habe vor ein paar Jahren auch schonmal anders geklungen. Es sei wichtig, seelsorgerische Präsenz zu zeigen.
Ganz aktuell gebe es in anderen Regionen Experimente bei Kirchenleitungen mit dem Ziel, Pfarrer zu entlasten und Laien stärker einzubinden, sagt Benedikt Elshoff. Aus der Sicht des Dechanten kann das ein wegweisender Schritt gerade auch für die geplanten pastoralen Räume sein. Er sieht ansonsten durchaus die Gefahr, dass der leitende Pfarrer eines pastoralen Raumes am Ende ausschließlich Leitungsaufgaben erfüllt.
Für die Pfarreien vor Ort gilt es nun, die Vorschläge des Bistums in die Gemeinde zu tragen. Das Bistum habe zugesichert, dass das ein offener Prozess sei, wo noch nichts entschieden sei und es auch Gestaltungsspielraum gibt, sagt Gregor Wolters. Die Diskussionen dafür beginnen jetzt vor Ort.
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