Kinderheilstätte schlägt Alarm Direktor sieht Betrieb in Gefahr

Kinderheilstätte schlägt Alarm: Direktor sieht Betrieb in Gefahr
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Die Energiekrise ist seit Monaten dominierendes Thema. Nicht nur die Gaskunden in Nordkirchen sind von steigenden Preisen betroffen – auch die Kosten für Strom steigen immer weiter in die Höhe. Die Kinderheilstätte leidet ebenfalls unter der aktuellen Situation. Der kaufmännische Direktor Thomas Pliquett wandte sich nun mit einem Brandbrief an die Politiker von Land und Bund. Denn: Er sorgt sich um nichts weniger als den Weiterbetrieb seiner Einrichtung.

Ob Privathaushalt oder Unternehmen: Viele können sich in den kommenden Monaten einer staatlichen Unterstützung – in welcher Form auch immer – sicher sein. „Eine Gruppe wird in all den Diskussionen jedoch konsequent außen vor gelassen: die Einrichtungen der Behindertenhilfe“, kritisiert Thomas Pliquett.

Während die Gaspreiskommission des Bundes empfiehlt, dass für Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe vergleichbare Hilfsfonds durch Länder und Kommunen eingerichtet werden sollten, sei diesbezüglich bisher nichts geschehen. „Vom Land NRW hört man zu solchen Fonds bislang nichts weiter als dröhnendes Schweigen“, bemängelt Pliquett in seinem Brief.

Dabei stößt die Kinderheilstätte aktuell an ihre Grenzen, ist der Direktor überzeugt: „Bereits jetzt haben wir sämtliche uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Einsparung ausgeschöpft.“ Bereits jetzt würden Büros kalt bleiben, die Beleuchtung sei reduziert worden und warmes Wasser – wo es möglich ist – abgestellt.

Kosten verdreifachen sich

„Die Energiekosten für die Kinderheilstätte werden sich nach jetzigem Stand im kommenden Jahr verdreifachen“, blickt Thomas Pliquett besorgt in die Zukunft. Denn das hat drastische Folgen: „Zum Ende des Jahres werden wir den Betrieb unseres Therapieschwimmbeckens einstellen müssen und damit in Kauf nehmen, dass für die bei uns lebenden Kinder und Jugendlichen mit schweren geistigen und körperlichen Behinderungen wichtige Therapie- und Entspannungseinheiten wegfallen.“

Der Lebensalltag mit schwerstmehrfachbehinderten Kindern und Jugendlichen verlange allerdings Wärme in Schule und Wohnbereich, „von der Pflege gar nicht erst zu sprechen“. Daher sei die Einrichtung mit den bereits umgesetzten Maßnahmen am Ende der Möglichkeiten angekommen.

Schließung nicht zumutbar

Pliquett fragt sich: „Welche Vorstellungen hat das Land von einem würdevollen, angemessenen Umgang mit Menschen mit Behinderung? Gehört das Frieren dazu für Menschen, die Probleme mit der Thermoregulation haben? Die sich nicht selbst bewegen können? Die unter Umständen sogar Schwierigkeiten haben, deutlich zu machen, wenn ihnen kalt ist?“

Die Heizung abzudrehen oder gar die Kinderheilstätte zu schließen sei weder für die Kinder noch für ihre Familien zumutbar. Allerdings könne die Einrichtung ohne Unterstützung durch die Kostenträger der Sorge für ihre Schützlinge nicht mehr nachkommen.

Land trägt Verantwortung

„So weit darf es nicht kommen“, steht in dem Brief der Kinderheilstätte. „Wir tragen Verantwortung für die, derer wir uns annehmen!“ Das Land trage wiederum Verantwortung für die Einrichtungen wie die in Nordkirchen.

Bund und Länder müssen nun miteinander über eine Einrichtung eines Fonds sprechen, fordert Pliquett. „Die Einrichtungen der Behindertenhilfe als gemeinnützige Organisationen dürfen mit ihrer Verantwortung nicht allein gelassen werden“, warnt der kaufmännische Direktor. Die Unterstützung sei notwendig, „sonst wird es in der Behindertenhilfe kalt.“