Karneval in Nordkirchen Prinz Sascha und Prinzessin Manuela führen durch die Session

Prinz Sascha und Prinzessin Manuela führen durch die Session
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Die Sonne strahlt am Mittwochmorgen in Nordkirchen - und Manuela Nolte und Sascha Mazucco tun es auch. Die beiden bilden in diesem Jahr das Nordkirchener Prinzenpaar - und führen durch die Karnevalssession. Beim traditionellen Prinzenfrühstück in den Caritas-Werkstätten sind die Amtsträger jetzt vorgestellt worden.

Für Manuela Nolte ist es bereits die zweite Session als Prinzessin. „2002 habe ich das schon mal gemacht“, erinnert die 55-jährige Selmerin sich. Sie arbeitet bei der Caritas in der Stickerei. Für Prinz Sascha ist es die erste Session. Er ist 25 Jahre alt, kommt aus Werne und arbeitet in der Montage. Wie es sich für einen Karnevalsprinzen gehört, hielt er am Mittwoch bei der Vorstellung auch eine Rede. „Wir freuen uns, dass dieses Jahr endlich wieder alles stattfinden kann“, sagte er.

Prinz Manuel Mazucco sitzt beim Prinzenfrühstück in Nordkirchen am Tisch und hält eine Rede.
Manuel Mazucco ist zum ersten Mal Karnevalsprinz, für Manuela Nolte ist es schon das zweite Mal als Prinzessin. © Marie Rademacher

Etwas, das Werkstattleiterin Katja Alfing, absolut genauso sieht, wie sie im Gespräch mit der Reaktion verrät. Schließlich habe der Karneval in Nordkirchen eine lange Tradition. „Wir machen es seit über 40 Jahren so, dass im Wechsel immer die Caritas-Werkstatt oder die Kinderheilstätte das Prinzenpaar stellt“, erklärt sie. Pagen kommen aus beiden Einrichtungen für Menschen mit Behinderung an die Seite des Prinzenpaares.

Nordkirchen ist damit eine der wenigen Kommunen in Deutschland, in denen sich inklusiver Karneval so etabliert hat. Am 27. Februar 1979 gab es den ersten Umzug in der Gemeinde - die Idee dazu war in der Kinderheilstätte geboren. Rudolf Müller war damals Lehrer an der Maxi-Schule. Sein Sohn Jürgen, der mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam, ging auch auf diese Schule - 1979 war er Teenager. Und er liebte Musik. Der Grund, warum Rudolf Müller den Trommelzug gründete - den es heute immer noch gibt.

Das Prinzenpaar steht umringt von Pagen in roten Mänteln auf einer Wiese vor den Caritas-Werkstätten.
Dem Prinzenpaar stehen jede Menge Pagen aus der Kinderheilstätte und den Caritas-Werkstätten zur Seite. Auch Vertreter aus dem Einrichtungen und von der Gemeinde Nordkirchen kamen zum Prinzenfrühstück. © Marie Rademacher

Natürlich war dieser Trommelzug auch involviert, als der erste Umzug dann durch das Dorf zog - die Kinder und Jugendlichen mit den Trommeln führten den Zug an. Ihr erster offizieller Auftritt. Wie sich Rudolf Müller 2019 zum 40. Jubiläum des Umzuges erinnerte, war der Umzug damals aber noch recht klein.

Die Ruhr Nachrichten schrieben damals: „Im Vordergrund dieses fröhlichen Nachmittages stand neben dem Spaß an der Freude auch eine therapeutische Absicht: Die Kinder sollten - durch das gemeinsame Vorbereiten und den gemeinsamen Umzug - ein Zusammengehörigkeitsgefühl vermittelt bekommen und erkennen, dass sie nicht isoliert leben.“ Etwas, das - so sagte es Rudolf Müller 2019 - 1979 auch in Nordkirchen längst noch nicht selbstverständlich war.

Werkstattleiterin Katja Alfing steht beim Prinzenfrühstück am gedeckten Tisch und begrüßt die Gäste.
Auch Werkstattleiterin Katja Alfing freute sich, dass dieses Jahr wieder Karneval gefeiert werden kann. © Marie Rademacher

Der Umzug ist seitdem größer und größer geworden - mittlerweile ist das ganze Dorf involviert. In den vergangenen Jahren (die Pandemie-Zeit ausgenommen) hatte ihn ein extra dafür gegründeter Verein veranstaltet. In diesem Jahr haben aber die Gemeinde Nordkirchen, die Kinderheilstätte und die Caritas-Werkstatt gemeinsam die Organisation übernommen.

„Auf den Umzug freue ich auch am meisten“, sagt Prinzessin Manuela. Zusammen mit Prinz Sascha fährt sie natürlich auf dem Prinzenwagen mit und wirft Kamelle in die Menge. Dem Bürgermeister Dietmar Bergmann nimmt das Prinzenpaar vorher den Schlüssel fürs Rathaus ab - dann haben die Narren die Macht.

18 Wagen und Fuß- und Musikgruppen ziehen am Nelkendienstag (21. Februar) ab 13.11 Uhr durch die Gemeinde - Tausende Besucherinnen und Besucher jubeln ihnen vom Straßenrand aus zu. Mit oder ohne Behinderung - ganz egal.

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