
© Karim Laouari (A)
Jetzt stehen die Eckpunkte für das neue Nordkirchener Baugebiet fest
Einstimmiges Votum
Der Nordkirchener Gemeinderat hat ein neues Wohngebiet auf den Weg gebracht. Einstimmig hat das Gremium einen Kompromiss für Bewohner im angrenzenden Wohngebiet Rosenstraße-West beschlossen.
Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist in Nordkirchen wie auch in anderen Städten und Gemeinden der Region riesig. „Auf der Interessensliste für das Baugebiet Rosenstraße-Nord stehen bereits mehr als 100 Namen“, sagt Bürgermeister Dietmar Bergmann. Viele Interessenten werden hier ihren Traum vom Eigenheim nicht verwirklichen können, denn die Gemeinde verfügt selbst nur über 23 Grundstücke. Dazu kommt eine etwa gleich große Zahl von Grundstücken, die privat verkauft werden.
Doch bereits vor Beginn der Erschließungsarbeiten ist „Dampf im Kessel“. Es geht um ökologische Ansätze, um Wohnformen und vor allem um Sorgen der Bürger im angrenzenden Wohngebiet Rosenstraße-West. Der Reihe nach. Schnell einig waren sich am späten Donnerstagabend in der Sitzung des Rates die Fraktionen in einem Punkt. Ein rund 30 Meter langes Baufeld soll für eine Reihenhausbebauung reserviert werden - obwohl nach Aussage der Verwaltung „in den letzten Jahren keine Interessenten für die Bauform aufgetreten sind.“
Neues Baugebiet in Nordkirchen bietet keinen Platz für Tiny Häuser
Finden sich dafür auch jetzt nicht genügend Interessenten, wird das Baufeld für andere Bauformen freigegeben. Zu den Optionen gehören trotz des großen Interesses in Südkirchen allerdings keine Tiny-Häuser. „Ich möchte weiter eine Politik für junge Familien machen“, sagt dazu Bürgermeister Dietmar Bergmann. Tiny-Häuser würden diese Gruppe allerdings eher weniger ansprechen. Die Unterstützung der Politik hat Bergmann in dieser Frage. Erst bei einem späteren Baugebiet in Nordkirchen soll es eine derartige Option geben.
Nicht durchsetzen konnten sich hingegen die Grünen mit ihrem Vorschlag, sämtliches Regenwasser des Baugebietes in Zisternen zu sammeln. Josef Klaas, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und Leiter des Fachbereiches Bauen, Planung, Umwelt, verwies in der Diskussion auf die Beschaffenheit des Bodens in diesem Bereich. Er verdichte sich sehr schnell, die Versickerung des Wassers erfolge nicht wie gewünscht. Natürlich sei es jedem Bauherrn unbenommen, auf seinem eigenen Grundstück eine Zisterne anzulegen.
So sieht der Kompromiss in der Verkehrsfrage aus
Größter Streitpunkt bei den Beratungen über die Aufstellung eines Bebauungsplanes war das Thema Verkehr. Schon seit Wochen gibt es aus dem angrenzenden Baugebiet Rosenstraße-West Widerstand gegen die Grundzüge des Bebauungsplanes.
Ein besonderer Dorn im Auge der Kritiker ist die Weiterführung der Straße Boländers Wiese. „Das war schon bei der Erschließung des Baugebietes Rosenstraße West so geplant und deshalb beim damaligen Bau der Häuser bekannt“, sagt Klaas. Er verwies auf das gleiche Vorgehen bei anderen Baugebieten.
- Ein Punkt, der auf keinen Widerspruch aus der Politik stieß. Gleichwohl wollen die Fraktionen die Wünsche und Bedenken der Menschen nicht ignorieren. Und so sieht der Kompromiss aus:
- Es erfolgt keine Erschließung des neuen Baugebietes über das „Alt“-Baugebiet Rosenstraße-West.
- Während der Bauphase gibt es an der Ecke Boländers Wiese/Bergstraße einen Hinweis für Lieferanten und Handwerker, dass das neue Baugebiet über diese Straße nicht erreicht werden kann.
- Eine Straßensperre im Bereich Kleimanns Weg/Boländers Wiese garantiert, dass wirklich keine Baufahrzeuge den Weg nutzen.
- Die Straße Boländers Wiese wird im „Alt“- und „Neu“-Baugebiet so umgestaltet, dass ein Begegnungsverkehr nicht möglich ist und damit Autofahrer zum langsameren Fahren angehalten werden.
- Die Gemeinde Nordkirchen sucht das Gespräch mit Polizei und Straßenverkehrsbehörde, um eine grundsätzliche Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 20 zu erreichen.
Mit diesen Regelungen sah der Rat die Wünsche der Bürger ausreichend berücksichtigt und stimmte einstimmig für die Aufstellung des Bebauungsplanes. Sobald es die Pandemie zulässt, ist eine Anliegerversammlung geplant.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
