
© Leonie Freynhofer
Inhaberin bangt um die Zukunft der Minigolf-Anlage in Nordkirchen
Hoffnung auf gute Sommersaison
Die Minigolf-Anlage in Nordkirchen hat nach einer fünfmonatigen Winterpause wieder geöffnet. Doch neben der Freude, wieder Gäste empfangen zu dürfen, hat die Betreiberin derzeit große Angst.
Die Vorfreude auf das letzte Wochenende im März war bei Sonja Voß riesig. Nach der knapp fünfmonatigen Winterpause konnte die Inhaberin der Minigolfanlage in Nordkirchen wieder öffnen. Doch wenn die 55-Jährige auf die kommenden Monate blickt, wird ihr eher mulmig zumute. Denn ob die Institution auch im nächsten Jahr noch bestehen wird, hängt von dieser Sommersaison ab.
Das Wetter am 26. März hätte für Voß nicht besser sein können: strahlender Sonnenschein, kein Regen und blauer Himmel. Perfekte Bedingungen also, um in Nordkirchen die erste Runde Minigolf im Jahr 2022 zu spielen. Durch die Coronapandemie fiel der Wiedereröffnungstag in den vergangenen zwei Jahren auf Mitte Mai. Nun sei man wieder im normalen Rhythmus, erklärt die Inhaberin.

Knapp fünf Monate blieb die Minigolf-Anlage in Nordkirchen geschlossen. Am letzten März-Wochenende öffnete die langjährige Institution wieder für die Gäste. © Leonie Freynhofer
In der Zeit zwischen November und Ende März blieb die Anlage geschlossen, im Januar hatte der Sohn von Sonja Voß mit der Instandhaltung begonnen. Hindernisse reparieren, Unebenheiten auf den Bahnen zuspachteln und abschleifen und alles neu streichen, standen auf der To-Do-Liste.
Voß schätzt die Besucheranzahl am Eröffnungswochenende und in der darauffolgenden Woche auf circa 100 Personen. Gerade in der Anfangszeit würden viele noch gar nichts von der Wiedereröffnung wissen. „Das muss sich dann erst rumsprechen“, erklärt die Betreiberin. Die 55-Jährige hofft derzeit vor allem auf die Osterferien - eine Zeit, in der oft Großeltern mit ihren Enkeln für eine Runde Minigolf vorbeischauen.
Inhaberin muss knapp 80 Prozent der Soforthilfe zurückzahlen
Dass sie nach den vergangenen zwei Jahren nun wieder wie gewohnt öffnen kann, stimmt die Inhaberin glücklich – nicht nur, weil sie den Gästen so bereits im April ein Minigolf-Erlebnis ermöglichen kann, sondern auch, weil sie die Einnahmen dringend braucht. Denn Voß muss die Überbrückungshilfen, die sie vor mehr als zwei Jahren vom Land NRW bekommen hat, zurückzahlen.
Für die Betreiberin der Nordkirchener Minigolf-Anlage fallen dabei fast 7000 Euro an. Im März 2020 hat sie nach Absprache mit ihrem Steuerberater die Soforthilfe beantragt und auch „sofort“ die entsprechenden 9000 Euro erhalten. Von dem Geld habe Voß beispielsweise einen neuen Rasenmäher gekauft, um die Grünfläche vor Ort instand zu halten.
Im Dezember vergangenen Jahres erhielt Voß dann den Bescheid, dass ihr nur fast 2000 Euro gutgeschrieben wurden und sie den Rest wieder zurückzahlen muss. „Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das reinwirtschaften soll“, so die Inhaberin, die sich im Gespräch mit der Redaktion sichtlich verzweifelt zeigt. In den vergangenen Monaten musste Voß bereits auf ihr privates Geld zurückgreifen, um laufende Kosten wie Strom, Wasser und die Gebäudeversicherung zu finanzieren.
Unter anderem bezahlte sie vom dem Tagegeld, welches sie aufgrund eines längeren Krankenhaus-Aufenthaltes bekommen hatte, die entsprechenden Ausgaben. Für die 55-Jährige seien die vergangenen Monate alles andere als einfach gewesen. Sie fühlt sich auch ein wenig im Stich gelassen: „Ich habe das Gefühl, dass die Kleinen gerade kaputt gemacht werden.“
Verlängerte Rückzahlungsfrist auch keine perfekte Lösung
Sonja Voß muss nun auf gutes Wetter und viele Minigolf-Begeisterte hoffen. Rechnet man die geforderte Rückzahlung um, bräuchte sie bei einem Eintrittspreis von vier Euro für Erwachsenen 1725 zahlende Gäste. Wenn jeder von ihnen noch ein Getränk kauft, wären es ein paar weniger. „Bis ich diese Summe zusammen habe, dauert es mit Sicherheit“, so die Inhaberin.
Dass die Rückzahlungsfrist vom Land NRW von Oktober 2022 auf Juni 2023 nach hinten verschoben wurde, hilft Voß wenig weiter. „Wir sind ja ein saisonbedingtes Unternehmen und machen im November wieder zu“, erklärt sie. Die 55-Jährige blickt derzeit mit Sorge auf die kommenden Monate. Und sie hat Angst. „Mein Mann hat die Anlage vor 22 Jahren aufgebaut, vorher war hier nur Brachland. Nach seinem Tod habe ich den Betrieb 2017 übernommen. Ob ich nächstes Jahr wieder öffnen kann, weiß ich nicht.“
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
