Hitzige Diskussion, gemeinsame Lösung Gelbe Bänder bald auch an Obstbäumen in Nordkirchen

Hitzige Diskussion: Gelbe Bänder bald an Obstbäumen in Nordkirchen
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Wer auf seinem Spaziergang oder seiner Fahrradtour ein um einen Obstbaum gebundenes gelbes Band entdeckt, darf sich freuen: Hier können Passanten kostenlos Obst pflücken. Das aus dem baden-württembergischen Esslingen stammende Projekt ist mittlerweile auch im Münsterland angekommen. Es geht darum, die Lebensmittelverschwendung zu verringern. Unlängst wurden etwa auch in Selm die ersten Bäume entsprechend markiert.

In Nordkirchen gibt es mehr als 300 Obstbäume auf öffentlichen Flächen. Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat hatte nun einen Antrag gestellt, dass die Gemeindeverwaltung die Bäume entsprechend kennzeichnet und damit die Freigabe zur Ernte deutlich macht. In der Sitzung des Ausschusses für Klima, Umwelt und gemeindliche Entwicklung argumentierte Martin Stein (Grüne): „Es wäre für Nordkirchen ein Imagegewinn wie auch bei den Alltagsmenschen und das kostenlos.“ Die Formulierung des Antrags sorgte aber für Diskussionen.

Kritik an Grünen-Antrag

Bürgermeister Dietmar Bergmann sah die Zuständigkeit für die Markierung der einzelnen Bäume nicht bei der Gemeinde und addressierte die Grünen mit den Worten: „Sie machen sich das zu einfach, immer in Richtung Verwaltung zu gehen.“ Die Gemeinde werde eine private Initiative auf jeden Fall unterstützen, der zusätzliche Arbeitsaufwand von fünf bis zehn Stunden pro Woche (auf diese Schätzung kommt der Bürgermeister auch wegen möglicher Anrufe, wenn Bänder irgendwann fehlen) sei aber nicht verhältnismäßig. Zudem gibt es auf der Gemeindehomepage bereits eine Übersicht mit entsprechenden Standorten öffentlicher Obstbäume im Gemeindegebiet. Auch Gereon Stierl (SPD) äußerte sich kritisch. „Diesen Antrag, wo es nur um Personalaufwand geht, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn immer grün geredet wird, muss auch grün gehandelt werden“, appellierte er an die Grünen, die Bäume selbst zu markieren.

Fraktionen kümmern sich

Einen anderen Weg schlug Markus Pieper (CDU) vor. „Wir appellieren, dass man eine Anlaufstelle findet. Privatleute können zur Gemeinde gehen und bekommen dann ein gelbes Bändchen“, regte der Fraktionsvorsitzende an. Grundsätzlich sei eine entsprechende Kennzeichnung aber sehr erstrebenswert: „Wir können nicht davon ausgehen, dass jeder Radfahrer das digital nachguckt.“ Er forderte außerdem, die Rechtslage zu klären, etwa wenn sich jemand beim Pflücken verletzen sollte.

Nach einer durchaus hitzigen Diskussion fanden die Fraktionen aber schließlich eine gemeinsame Lösung. Die CDU-/FDP-Fraktion kündigte zunächst ihre Bereitschaft an, die Kennzeichnung privat zu übernehmen. Diesem Plan schlossen sich alle weiteren Fraktionen (Grüne, SPD, UWG) an. Die Gemeinde wird die entsprechenden gelben Bänder beschaffen, sodass in einigen Monaten auch in Nordkirchen deutlich wird, wo man sich kostenlos mit Obst versorgen kann.