Ein Stück des Kellers ist vom ehemaligen Gasthaus und Hotel Westermann nach dem Abriss stehen geblieben. Der Baustart für die neuen Gebäude starten bald, kündigt Investor und Architekt Thomas Buhl an.

© Karim Laouari

Haus Westermann in Nordkirchen: Investor kündigt Start des Neubaus an

rnBarrierefreies Wohnen

Wird es noch was mit dem Neubau auf dem Westermann-Grundstück? Viele Nordkirchener zweifeln, der Investor hält aber an den Plänen fest und sagt, wann der Neubau starten soll.

Nordkirchen

, 09.06.2021, 16:37 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Bild ist aus Sicht vieler Nordkirchenerinnen und Nordkirchener kläglich. Ein Grundstück in bester Lage im Herzen des Ortsteils Nordkirchen liegt seit fast zwei Jahren in Trümmern, umschlossen von einem Bauzaun. Was früher Haus Westermann, ein Ort der Geselligkeit, des Feierns, der Vereine und Touristen war, ist seit dem Abriss im August 2019 eine Mondlandschaft, die eigentlich schon längst hätte durch einen Neubau ersetzt werden sollen.

Das Wörtchen „eigentlich“ ist hier entscheidend, denn geplant war der Neubau des Hauses an der Mühlenstraße so nicht, wie sowohl die Gemeindeverwaltung als auch der Investor Thomas Buhl aus Schwerte im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich machen. Gerade Buhl hatte in der Vergangenheit aber immer wieder darauf hingewiesen, wie kompliziert das Genehmigungsverfahren für die beiden geplanten Gebäude sei.

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Das habe allem voran an den betreuten Wohnungen und Wohngruppen für behinderte Menschen und Senioren gelegen. Zusammen mit den Geschäftsräumen, sprich dem Tourismusbüro, im Erdgeschoss, kam hier ein Nutzungsmix zusammen, der eine schnelle behördliche Prüfung erschwerte. „Der hohe Standard, mit dem wir hier planen, erfordert auch hohe Auflagen“, macht Thomas Buhl jetzt auf eine aktuelle Anfrage dieser Redaktion noch einmal deutlich.

Die Baugenehmigung ist allerdings - zur großen Erleichterung des Investors und der Verwaltung - bereits seit geraumer Zeit durch. Und trotzdem liegt das Grundstück seitdem weiter monatelang brach. Die Baugenehmigung war allerdings auch nur ein Teil des gesamten Verfahrens, wie der Investor deutlich macht.

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Zuletzt sei es die Förderung durch die KfW gewesen, die noch einmal viel Zeit in Anspruch genommen habe. Aus der bisherigen Förderung ist die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude geworden. Inhaltlich gebe es zum bislang angestrebten KfW-45-Standard zwar keine wesentlichen Unterschiede, so Buhl. Allerdings sei es ein unterschiedliches Programm, in das der Investor das Nordkirchener Projekt übertragen musste.

Der letzte Punkt, den Thomas Buhl aufführt: Corona. „Das hat bei den Behörden für Verzögerungen gesorgt“, macht der Investor deutlich. Trotz allem: Selbst wenn er vor sieben Jahren, bei der Vorstellung seiner Idee für das Westermann-Grundstück, gewusst hätte, wie aufwendig die Umsetzung werden würde, sagt Buhl: „Ich würde das wahrscheinlich nochmal so machen. Das ist nun mal mein Beruf. Ich weiß, wie das läuft“, sagt er.

So soll das spätere Haus Mühlenstraße aussehen.

So soll das spätere Haus Mühlenstraße aussehen. © Gemeinde Nordkirchen

Von der Ungeduld und auch dem Ärger in Nordkirchen, die sich auf sein Projekt richten, kriege er zwar wenig mit. Die Reaktionen verstehe er aber. Allerdings sei vielen Kritikern nicht klar, wie kompliziert das Genehmigungsverfahren für ein solches Vorhaben sei. „Die Leute glauben oft, dass das einfach und schnell geht. So ist es aber nicht“, sagt Buhl. Mit dem Bau eines einfachen Mehrfamilienhauses sei das Projekt nicht vergleichbar. Barrierefreiheit, Wohnen für Ältere, Pflegewohngruppen – der Investor zählt die verschiedenen Aspekte auf, die das Haus an der Mühlenstraße einerseits zu etwas Besonderem machen, und andererseits die Umsetzung so aufwendig gestaltet hätten.

In der Nordkirchener Politik hatte vor allem die UWG immer sehr deutliche Kritik an dem Vorgehen des Investors, aber auch an der Gemeindeverwaltung geäußert. So hatte die UWG zuletzt im August 2020 per Antrag gefordert, den Vertrag mit dem Investor aufzukündigen. Dieser habe in vier Jahren kein konkretes Datum für den Baubeginn zu nennen. Auch die Darstellung, dass die Verzögerungen vor allem auf behördlicher Seite lag, widersprach in der Vergangenheit Heinz-Jürgen Lunemann, der für die UWG im Kreistag sitzt, gegenüber dieser Redaktion. Allerdings machte auch der Kreis Coesfeld auf Anfrage deutlich, wie planerisch anspruchsvoll die Pläne von Thomas Buhl seien. Jetzt soll, so der Investor und Architekt, aber tatsächlich der praktische Teil beginnen.

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„Im Hochsommer“, voraussichtlich im August dieses Jahres, soll der Bau des ersten Gebäudes an der Ecke Mühlenstraße und Schloßstraße starten, kündigt Thomas Buhl an. Sein Ziel: „Bis zum Ende des Jahres soll die Folie auf dem Dach sein.“

Weitere Abrissarbeiten seien jetzt vorbereitend nicht mehr nötig. Mit Blick auf das übriggebliebene Stückchen Keller, das etwas verloren aus dem Trümmerberg blickt, wirkte der Abbruch von Haus Westermann noch nicht abgeschlossen. Allerdings bleibe dieser Teil des Kellers, in dem unter anderem Umkleideräume, der ehemalige Technikraum für die Heizungsanlage und die Kegelbahnen untergebracht waren, erhalten.

Keller bietet Stellplätze für Autos und Fahrräder

So sei der alte Öltank bereits gereinigt und soll als Pellet-Lager dienen. Die Umkleiden sollen zum Technik-Raum werden und es soll Platz entstehen für zwei Autostellplätze, sowie Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, kündigt Thomas Buhl an. Im zweiten Bauabschnitt dann wird das zweite Gebäude an der Schloßstraße errichtet.

Neben einer Pflege-Wohngemeinschaft für Senioren wird in das Haus an der Mühlenstraße auch die Tourist-Info einziehen. Darüber soll die Gruppenwohnung für junge Menschen mit Behinderung realisiert werden, erklärt der Investor. Hinzu kommen noch einmal zwei normale Wohnungen in der ersten, sowie drei in der zweiten Etage.