Gemeinderat für Hotelquartier in Nordkirchen Verhandelt besser als ihr entscheidet

Hotelquartier vorm Schloss: Verhandelt besser als ihr entscheidet
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Hotelquartier vorm Schloss: Verhandelt besser als ihr entscheidet

Achille Duchene wird sich im Grabe umdrehen. Denn da, wo sich der Virtuose der Gartenkunst Freiraum gewünscht hat, damit der einzigartige Park des Schlosses Nordkirchen seine Wirkung entfalten kann, lässt die Gemeinde jetzt das Hotelquartier bauen: 120-Zimmer-Hotel, Schwimmbad, Schulbau, Praxen und 200 Wohnungen für Senioren, und junge Leute: alles nah beieinander - das Gegenteil von Freiraum.

Aber wer schert sich schon um einen 1947 verstorbenen Landschaftsarchitekten? Oder um die Denkmalschützer des LWL, die Alarm geschlagen haben? Der Gemeinderat zumindest nicht. Sonst hätte er sich nicht von den mit Millionen winkenden Investoren unter Druck setzen lassen, sondern wäre mit der Denkmalschutzbehörde zumindest noch einmal ins Gespräch getreten, anstatt sie als „politisch handelnd“ zu verunglimpfen. Eine vertane Chance.

Duchenes Blick aufs freie Feld mag bald verstellt sein, dem Blick nach vorne darf das nicht passieren. Mag die Entscheidung auch umstritten sein, die Mehrheit hat sie so getroffen. Damit zu hadern, bringt jetzt genauso wenig wie sich weiter zu ärgern über angeblich zu spät geäußerte Kritik. Stattdessen gilt es jetzt, das Beste aus dem Quartier zu machen.

Das bedeutet: erfolgreich verhandeln - insbesondere über das Schwimmbad, das bislang nur Absichtserklärung ist. Und sich ehrlich machen: Die vielen unterschiedlichen Nutzungen bergen Konfliktstoff. Wohnen, erholen, feiern, Sport treiben, lernen - alles unter einen Hut zu bekommen, ist eine Riesenherausforderung. Hoffentlich meistert der Rat sie besser als den Umgang mit dem Erbe von Achille Duchene.

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