Seit 2015, als die Gemeinde das Hallenbad im Schlosspark aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen hat, gibt es kein Schwimmangebot mehr in Nordkirchen. Das will die Verwaltung ändern, aber die Suche nach einem finanziell passenden Konzept gestaltet sich schwierig. Wie berichtet, hatte die Gemeinde im Dezember 2023 einen Förderantrag zur Sanierung des alten Hallenbads gestellt. Im März 2025 ist klar: Es gibt trotz Gesprächen mit möglichen Betreibern kein tragfähiges Konzept, das nicht zu erheblichen finanziellen Defiziten für die Gemeinde führt.
Der Bürgermeister sprach in der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Planung am 20. März (Donnerstag) davon, dass neben den Investitionen für die energetische Sanierung (rund 7,4 Millionen Euro Gemeindeanteil bei bis zu 6,33 Millionen Förderung) und der zusätzlichen technischen Vorbereitung für den Badbetrieb (nicht förderbar) noch weitere Kosten im Betrieb dazukämen. „Es wäre ein jährlicher Betriebskostenzuschuss von mehr als einer Million Euro zu erwarten“, fasste der Bürgermeister die Ergebnisse der Gespräche zusammen. Zur weiteren Bearbeitung des Zuschussantrages hat die Förderstelle der Bezirksregierung eine weitere Vertiefung der Planung eingefordert, die Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich für die Gemeinde bedeuten würde. Die Verwaltung will angesichts dieser Gesamtlage den Förderantrag zurückziehen.

Basisangebot vorgestellt
Eine Sanierung des 1969 erbauten Hallenbads, das auch für die Schülerinnen und Schüler nicht fußläufig erreichbar ist, ist also nicht mehr die favorisierte Lösung für die Gemeinde. Die Verwaltung überlegt nun, welche günstigeren Alternativen es gibt, um das Schwimmen in Nordkirchen wieder zu ermöglichen. Martin Becker und Tom Ortmanns von der Firma Freistil GmbH aus Rommerskirchen im Rheinland präsentierten in der Ausschusssitzung ihr Konzept „Comfy“. Das Unternehmen bietet standardisierte Schwimmbäder für die Schwimmausbildung und den Vereinssport an. Neben dem Edelstahlbecken gehören zu der Halle ein Umkleide- und Sanitärbereich sowie ein Café mit kompletter Einrichtung. Neben der benötigten Schwimmbadtechnik werden die Hallen aus Betonfertigteilen sowohl mit einer Wärmepumpe als auch mit einer Photovoltaikanlage betrieben. Das entsprechende Lehrschwimmbecken hat eine Größe von 10 mal 16,66 Meter und eine durchgehende Tiefe von 1,35 Meter.
Die Fixkosten für den Aufbau des entsprechenden Hallenmodells liegen für den Käufer bei rund 3,8 Millionen Euro (3,2 Millionen netto). Bei einer Wassertemperatur von 28,5 Grad ist mit Betriebskosten von 120.000 Euro jährlich zu rechnen. „Im Mai wird das erste unserer Bäder in Bonn eröffnet. Wir haben bereits Anfragen für 130 Projekte“, erläuterte Martin Becker. Das Bad könne, wenn die Voraussetzungen einer tragfähigen Bodenfläche und entsprechender Zuleitungen für die Energieversorgung erfüllt sind, innerhalb von vier Wochen an dem jeweiligen Standort errichtet werden.
1.000 Quadratmeter Fläche
Auf weitere Nachfragen aus den politischen Fraktionen erklärten die Unternehmer, dass die Miete im Rahmen einer 20-Jahres-Pacht bei 40.000 Euro monatlich, bei einer 10-Jahres-Pacht bei 50.000 Euro liegt. Zudem ist die Barrierefreiheit durch einen Aufzug im Eingangsbereich gewährleistet. Insgesamt rechnet Freistil mit einer Hallenfläche von 630 Quadratmetern, mit der Bereitstellung von Parkplätzen geht es um eine benötigte Gesamtfläche von 1.000 Quadratmetern. Markus Pieper (CDU) meinte: „Das ist ein interessantes Konzept, bei dem man nun auch Zahlen auf dem Tisch hat. Wir müssen jetzt schauen, was wir politisch für Nordkirchen wollen.“
Inwiefern das Modell geeignet für die Schlossgemeinde ist, muss noch diskutiert werden. Der Bürgermeister betonte, dass die Verwaltung die Kosten möglichst gering halten wolle. Im Rahmen der Verhandlungen über die Hotelquartier-Fläche mit dem DRK-Landesverband Westfalen-Lippe sei bereits angesprochen worden, ob man eine entsprechende Fläche für ein Hallenbad reservieren könnte. Offiziell zieht die Gemeinde den Förderantrag allerdings noch nicht zurück, darüber soll in der nächsten Ausschusssitzung abgestimmt werden. Die Grünen hatten darum gebeten, das Thema zuvor noch einmal in der Fraktion zu besprechen.