Fassungslos habe ich die Berichterstattung über den Wechsel der Geschäftsführung in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik gelesen. Ein Geschäftsführer, der 32 Jahre erfolgreich die Geschicke der Klinik geleitet hat, wird auf eine nicht nachvollziehbare Weise von seinem Posten verdrängt.
Fast drei Jahrzehnte war Herr Wachtel mein direkter Vorgesetzter – eine Zeit, in der ich ihn in persönlichen Begegnungen als Mensch und als Geschäftsführer in den Verhandlungen mit den Kostenträgern kennengelernt habe. Die Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitigem Vertrauen und seinem Verständnis für die Belange der Mitarbeiter:innen.
Bei allen Projekten, bei denen ich involviert war, erlebte ich ihn in seinen Fähigkeiten, finanzielle Probleme zu überwinden, Bedenkenträger zu überzeugen und fair mit den Kostenträgern zu verhandeln. Herr Wachtel stand immer auf der Seite der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung. Die erste integrative Kindertagesstätte, die „Kleine Oase“, das Kinder- und Jugendhaus mit Werkstatt und das André-Streitenberger-Haus wären ohne das Engagement von Herrn Wachtel nicht realisiert worden. Heute sind diese Einrichtungen bundesweit bekannt und in ihrer Art Vorbilder und Ermutigungen für Andere, ähnliche Konzepte auf den Weg zu bringen.
Das Besondere an den genannten Einrichtungen ist, dass sie über die kurative, medizinische Versorgung während eines Krankenhausaufenthaltes hinausblicken und Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung Perspektiven eröffnen.
Bei aller Betroffenheit, die ich beim Lesen über den Abschied von Herrn Wachtel gespürt habe, bin ich erfreut, wie meine ehemaligen Kollegen:innen ihre Wertschätzung und ihren Dank für die positiv erlebte Zusammenarbeit mit Herrn Wachtel auf ungewöhnliche Weise zum Ausdruck gebracht haben. Ich wäre gerne dabei gewesen. Die Demonstration der Mitarbeiter:innen zeigt das Bild der Kinder- und Jugendklinik, wie ich sie erlebt habe. Jetzt ist der Geist der Solidarität bedroht.
Befremdet nehme ich zur Kenntnis, dass ihr Geschäftsführer nach Jahrzehnten der Verantwortung, die er vorbildlich wahrgenommen hat, enthoben wird, ohne dass die Mitarbeiterschaft darüber angemessen informiert wird.
Ich glaube, dass – so wie ich – auch meine ehemaligen Kollegen:innen der Vestischen Kinder- und Jugendklinik diesen Vorgang befremdet zur Kenntnis nehmen.
Herrn Wachtel werden keine Unregelmäßigkeiten vorgeworfen und wie der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hölscher in der Dattelner Morgenpost mitteilt: Es liegt kein Skandal vor. Demnach gibt es keinen Grund, der das Vorgehen des Aufsichtsrates gemeinsam mit dem Diözesancaritasverband als Träger der Einrichtung erklären kann.
Es stellt sich die Frage, worin der Grund für ein solch unverständliches Vorgehen bestehen kann? Wenn auf Seiten von Herrn Wachtel kein Skandal vorliegt, so liegt der Skandal jetzt im Handeln des Aufsichtsrates und des Diözesancaritasverbandes. Die Vestische Kinder- und Jugendklinik ist schließlich einer der größten Arbeitgeber in Datteln; es besteht zu Recht ein öffentliches Interesse an einer Klärung der Situation.
Wir freuen uns über Ihre Meinung
Schreiben Sie uns. Kürzungen behalten wir uns vor. Einsendungen mit Anschrift und Telefonnummer bitte an dmpredaktion@medienhaus-bauer.de
„An jeder Trennung sind beide Parteien beteiligt“: Chefärztin zum Wechsel der Geschäftsführer an der
Neuer Chef der Kinderklinik : Dr. Martin Meyer will die Stadt Datteln in die Pflicht nehmen
Nichts als Nebelkerzen: Wechsel der Geschäftsführer der Kinder- und Jugendklinik Datteln