„Meine Frau hat mich in der Nacht aus dem Schlaf geweckt, weil die Nachbarn hier schon vor der Tür standen“, sagt Dieter Wacker. In der Nacht auf den 6. Januar stand seine Gartenlaube lichterloh in Flammen. „Zu diesem Zeitpunkt hatten die Nachbarn schon die Feuerwehr gerufen. Meine Frau konnte dann zum Glück bei ihnen unterkommen, zusammen mit unseren Hunden.“
Der Mann aus Nordkirchen schildert, wie er sich nach dem ersten Schock Hose, Schuhe und eine dicke Jacke angezogen hat und dann in seinen brennenden Garten trat: „Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich habe mir nach draußen ein paar Zigaretten mitgenommen. Ich wusste, dass ich in dieser Situation absolut nichts machen konnte. Also stand ich einfach da und habe zugeschaut, wie meine Gartenlaube brennt.“
Nur wenige Tage nach dem tragischen Vorfall berichtet er von seinen Erlebnissen jener Nacht und von den Menschen, die nun neugierig in seinen Garten „gaffen“.
Mit Herzblut errichtet
Die Gartenlaube war Dieter Wackers zweites Zuhause, eine richtige „Männerhöhle“. „Das war mein Zufluchtsort“, sagt er sichtlich ergriffen. „Da war ein Beamer drin, eine Leinwand zum Fußballgucken, ein riesiger Kühlschrank, eine Theke und eine Dartscheibe... Da hat so viel Herzblut dringesteckt.“
Der BVB-Fan hatte seine Laube mit zahlreichen Fanartikeln ausgestattet – die Überreste davon, auch ein mir Ruß überzogenes BVB-Schild, liegen in der Asche des einst mit Mühe errichteten Gebäudes.

„Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich die Hütte schon komplett abgerissen“, sagt der 61-Jährige. „Eigentlich will ich sie nicht mehr sehen. Aber weil in ein paar Tagen nochmal jemand von der Versicherung kommt, konnte ich das noch nicht machen.“
Das Problem mit den Gaffern
Da durch das Feuer die Jalousien am Haus des Ehepaares verbrannt sind, müssen sie bei jedem Blick aus den Fenstern auf die ausgebrannte Ruine schauen.
Nur einen Tag nach dem Feuer haben sie dort mit Erschrecken auch noch etwas anderes entdeckt: „Seither kommen die Leute hier an den Zaun und gaffen. Manche kommen auch extra mit ihren Autos angefahren und blockieren die Straße“, erzählt Dieter Wacker. „Es ist so schon schlimm genug, dass wir die ausgebrannte Hütte jeden Tag sehen müssen. Dass die Leute dann aber noch extra hier hinkommen und sich das Ganze anschauen, das ist schlimm.“

Auch Tobias Heitkamp, der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr in Nordkirchen, verurteilt die Schaulustigen an besagtem Ort. „Das Problem ist, dass die Gaffer auf öffentlichem Grund stehen und theoretisch von dort aus Fotos machen können. Dennoch ist es für die Betroffenen nicht schön, wenn ständig Leute vor deren Grundstück stehen und gucken. Ich verstehe, dass das sehr belastend sein kann.“
War es Brandstiftung?
Auch wenn die Polizei bislang von einem plötzlichen Kurzschluss in der Gartenlaube ausgeht, glaubt Dieter Wacker, dass es Brandstiftung war.
Der Grund: Eine im Garten angebrachte Außenkamera, die kurz vor dem Vollbrand folgende Aufnahme gemacht hat: „Um 0.14 Uhr sieht man, wie es an einer Ecke langsam anfängt zu qualmen. Dann wird es immer mehr. Vier Minuten später fährt dann ein Auto weg“, sagt der Nordkirchener. „Ich wüsste nicht, wer von meinen Nachbarn um diese Uhrzeit noch unterwegs gewesen wäre.“
Das letzte Mal in der Gartenlaube waren Dieter Wacker und seine Frau am Samstagnachmittag, also etwa eineinhalb Tage vor dem Vollbrand. Das sei auch auf den Aufnahmen so festgehalten. Hätten sie also aus Versehen elektrische Geräte in der Laube angelassen, wäre das Feuer wahrscheinlich schon früher ausgebrochen, sagen sie.
Ob sich aus den Videoaufnahmen Weiteres ergeben wird, ist jedoch unwahrscheinlich: „Die Videoaufnahme von dem Brand habe ich der Polizei gegeben, daraus hat sich jedoch nichts ergeben“, so der Nordkirchener. „Ich muss jetzt gucken, wie es weitergeht.“
Trotz seiner aktuellen Situation ist Dieter Wacker dankbar dafür, dass der entstandene Schaden nicht noch größer ist: „Ich bin froh, dass unser Haus noch steht und nicht auch Flammen gefangen hat. Wir sind nicht verletzt worden. Das war das Wichtigste.“