Flüchtlingssituation in Nordkirchen Kosten für Unterbringung sind bald siebenstellig

Flüchtlingssituation in Nordkirchen: Kosten bald siebenstellig
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Der Krieg in der Ukraine hat zahlreiche Familien gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Auch in Nordkirchen haben rund 100 Menschen in den ersten Kriegswochen ein neues Zuhause gefunden. Das stellt die Gemeinde in mehrfacher Hinsicht vor Herausforderungen. Aktuell leben davon nach Angaben der Gemeinde noch 66 Personen in Nordkirchen. Der andere Teil ist in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt bzw. nach Ausweitung der Wohnsitzregelung innerhalb NRWs verzogen.

In den kommunalen Unterkünften lebt etwa die Hälfte, die andere Hälfte ist (noch) privat untergekommen. Die Gemeinde plant weiterhin eine größere Unterkunft für circa 100 Personen auf einem Grundstück an der Mühlenstraße, auf der Fläche zwischen Caritaswerkstatt und Ermener Straße (L810).

Hoffnung auf weitere Förderung

Insgesamt hat die Gemeinde Nordkirchen für die Unterbringung aller geflüchteten Personen mittlerweile 32 Unterkünfte angemietet oder gekauft. Dazu zählen unter anderem Hotels und Turnhallen. Rund 250 Personen mit Flüchtlingshintergrund leben dort. Die Gemeinde ist aber gesetzlich verpflichtet, noch bis zu weitere 200 Menschen aufzunehmen (Stand 15. Dezember). Allerdings betonte Alina Kundt (Fachbereichsleiterin Bürgerservice, Familie, Soziales), dass das die maximale Quote sei und es wahrscheinlich nicht so weit kommen werde.

Wegen der schwierigen Lage leben aktuell noch 15 Menschen, die eigentlich in Nordkirchen untergebracht sein sollten, in einer größeren Zentralunterkunft in Selm. Die Vereinbarung der beiden Kommunen ruht allerdings ab Ende des Jahres, weil die Stadt Selm die Kapazitäten selbst benötigt.

„Wir als Kommunen wollen natürlich alles tun, aber wir kommen gerade an unsere Kapazitätsgrenzen“, berichtete Bürgermeister Dietmar Bergmann bei der jüngsten Regionalratssitzung im Regierungsbezirk Münster. Weitere finanzielle Unterstützung durch das Land NRW sei wichtig, wenn im Winter möglicherweise noch einmal verstärkt Ukrainer nach Deutschland kommen. „Wir als kleine Kommune gehen mittlerweile in den siebenstelligen Bereich, den wir aus dem Haushalt leisten müssen“, schilderte er.

Hohe Kosten für Unterbringung

Aktuell (Stand 1. Dezember) hat Nordkirchen durch die Flüchtlingslage Gesamtkosten von 992.000 Euro, davon 570.000 Euro für Grundleistungen sowie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, 365.000 Euro für die Unterkünfte und 57.000 Euro für die Ausstattung. Dazu komme laut Auskunft des Bürgermeisters in der jüngsten Ratssitzung allerdings noch mindestens eine sechsstellige Summe, unter anderem für Personalkosten. Die Zuweisungen durch das Land betragen bislang 395.500 Euro, der Bund stellte 114.000 Euro zur Verfügung. Dazu kommen 156.000 Euro als Ausgleichszahlung für geduldete Flüchtlinge.

Wie sich die Flüchtlingszahlen weiter entwickeln und welche zusätzlichen Herausforderungen auf die Gemeinde zukommen, lässt sich nicht zuverlässig prognostizieren. Um die Menschen, die nach Nordkirchen kommen wollen, gut aufnehmen zu können, sind aber weitere große Anstrengungen notwendig.

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