Das Meer ist weit weg, der sonnige Süden auch. Beides macht das neue griechische Restaurant „Zois“ im Herzen Nordkirchens aber vergessen. Der Name ist dabei kein Schreibfehler.

Nordkirchen

, 01.12.2018, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Heute sind wir zu Gast in „Zois Taverne“ in Nordkirchen in der Schloßstraße 9. Hört man nur den Namen, käme man auf die Idee, der Göttervater sei persönlich vom Olymp gestiegen, um endlich Ruhe in den ständigen Wechsel der Pächter an diesem Ort zu bringen. Innen begegnen wir Zois tatsächlich. Nur nicht dem obersten griechischen Gott mit „eu“, sondern Aysen und Giorgios Zois.

Das Pächterpaar hat sich hier modern eingerichtet. Statt kitschiger Säulen und Akropolis-Bildern an den Wänden, bequeme Möbel in warmen Farben und dezenter Tischschmuck. Nur die Musik ist typisch griechisch. Und die Gerichte auf der Karte. Eine Tafel draußen preist zudem noch zwei Fischgerichte als Empfehlung des Tages an, die gar nicht in der Karte stehen.

Griechisch für Fortgeschrittene

Die Speisekarten lassen nicht lange auf sich warten. Was wir zum Essen trinken wollen, wissen wir noch nicht, da steht schon ein Begrüßungs-Ouzo vor uns. Ich habe mich schon, bevor wir auf einer der beiden Emporen Platz genommen hatten, für die Fischplatte entschieden. Aber ohne Vorspeise geht es nicht bei der großen Auswahl. Gegrillter Hallumikäse aus Zypern mit gegrilltem Gemüse soll es sein.

Eine neue Begegnung: griechischer Käse vom Grill mit Gemüse.

Eine neue Begegnung: griechischer Käse vom Grill mit Gemüse. © Sylvia vom Hofe

„Und was hast Du gewählt?“ frage ich neugierig mein Gegenüber. „Spanakotyropitakia als Vorspeise und Pikilia Kreaton 2 als Hauptspeise“, entgegnet er grinsend in einem Griechisch, das auf diesem Planeten sicherlich nirgendwo sonst gesprochen wird. Nicht nur Reisen bildet, sondern Essengehen auch.

Drei Fische und zwei Garnelen kämpfen um den Ölzweig

Es dauert nicht lange bis die Spinat-Käsecreme im Blätterteig mit dem schwierigen Namen und mein Grillkäse vor uns stehen. Dazu gibt es ein Krombacher und einen trockenen Rotwein. Ein Auftakt nach Maß. Insbesondere meine Grillgemüse harmoniert sehr gut mit dem Käse. Meine Begleitung ist ebenfalls zufrieden. Die Spinatküchlein, wie sie Google aus dem Griechischen übersetzt, sind zahlreich, so dass ich mich auch noch bedienen kann.

Eigentlich zu viel zum Auftakt: die gefüllten Teigtaschen.

Eigentlich zu viel zum Auftakt: die gefüllten Teigtaschen. © Sylvia vom Hofe

Poseidon sei Dank, habe ich nicht zu viel genascht. Denn als Hauptgericht werden mir als zweiter Gang drei Fischsorten, garniert mit zwei Garnelen und Beilagen serviert. Zum Champion auf meiner Platte habe ich den Zander ernannt. Entouriert von zwei Garnelen darf es sich der Barsch auf Platz zwei des Siegertreppchen bequem machen. Auch dem Lachs, als dritte Fischsorte, kann man keinen Vorwurf machen, jenseits des Siegertreppchens stehen zu müssen. Lachs gehört eben nur nicht zu meinen Favoriten.

Fisch nicht von der Karte ausgesucht, sondern von der Tafel.

Fisch nicht von der Karte ausgesucht, sondern von der Tafel. © Sylvia vom Hofe

À point oder bien cuit: die alles entscheidende Frage

Mein meistens doch fleischorientierter Begleiter hat seinen Grillteller vor sich stehen. „Eine Vielzahl Fleisch“, so lautet die Google-Übersetzung. Die sonst in griechischen Restaurants zu findenden Platten in verschiedenster Zusammensetzung und Fleischkombination sucht man hier vergebens. Zwischen zwei Grilltellern und ansonsten einigen Gerichten mit nur einer Fleischsorte kann der carnophagisch veranlagte Gourmet wählen. Nur eine vorläufige Karte, wie wir später erfahren werden. Wenn das Restaurant sich etabliert habe, werde die Karte dem Kundenwunsch weiterentwickelt werden.

Grillteller mit hervorragendem Kotelett, aber etwas salzigem Gyros.

Grillteller mit hervorragendem Kotelett, aber etwas salzigem Gyros. © Sylvia vom Hofe

„Eine Vielzahl Fleisch“ wartet mit Gyros, Schweine- und Hähnchenbrustfilet und einem Lammkotelett auf. Dazu gibt es Ofenkartoffeln und einen gemischten Salat. Endlich mal keine Pommes beim Grillteller. Die krossen Ofenkartoffeln bescheren dem Restaurant einen weiteren Pluspunkt. Die alles entscheidende Frage meines Grilltellerprofis ist allerdings: „Wie ist das Lammkotelett?“ Hähnchenbrustfilet kann jeder. Es darf nicht zu lange gebraten sein und muss innen zartrosa sein mit einem ordentlichen Fleischanteil am Knochen, der nicht allzu sehr von Fett durchzogen ist. Viele Wünsche, die alle wahr werden. Das Lammkotelett ist perfekt. Schade, dass es das einzige ist. Auch das Gyros ist zu empfehlen. Allerdings: Eine Prise Salz weniger hätte dem Fleisch mehr geschmeichelt.

Die Hauptgerichte wurden begleitet von einem Bier und einem trockenen Rotwein. Dem Hauswein würde ich nicht gerade das Prädikat „zu empfehlen“ geben. Dafür ist das Tiramisu ein Dessert der Extraklasse - frisch zubereitet, kunstvoll serviert und vor allem eines: lecker.

Köstlich: Tiramisu, die italienische Spezialität aus der griechischen Küche.

Köstlich: Tiramisu, die italienische Spezialität aus der griechischen Küche. © Sylvia vom Hofe

Service

Personal und Inhaber sind freundlich und offen für die Wünsche des Gasts. Der Service funktioniert reibungslos.

Preis-Leistungsverhältnis

Die Bierpreise mit 4,00 Euro für 0,5 l Pils und 2,50 Euro für 0,3 l Pils sind günstig. Der Wein mit 4,00 Euro für 0,2 l ist auch nicht zu beanstanden. Trotzdem sollte die Wahl des Hausweins überdacht werden. Die Hauptgerichte halten sich mit 19,00 Euro für ein Gericht außerhalb der Karte und 18,50 Euro für einen Grillteller im üblichen Rahmen. Vorspeisen und Desserts fallen auch nicht gerade durch Zuschläge auf. Die Spinatküchlein mit dem schwierigen Namen „Spanakotyropitakia“ sind günstig.

Kinderfreundlichkeit

Für die Kleinen gibt es auf der Karte auch vier Gerichte in der kinderwunschüblichen Zusammensetzung. Ehepaar Zois hat selbst zwei Kinder.

Barrierefreiheit

Das Restaurant ist barrierefrei dank einer Rampe am Eingang. Innerhalb befindet sich allerdings etwa ein Drittel der Plätze auf einer Empore.

Fazit

Dem neuen Inhaberpärchen ist auf jeden Fall viel Erfolg zu wünschen. Mit einer kleinen Prise weniger Salz ist die Taverna eine echte gastronomische Bereicherung für Nordkirchen.

Was sagt das Internet

Die Google-Gemeinde ist sehr zufrieden. 48 Rezensionen bis heute beschenkten das Restaurant mit 4,3 von 5 möglichen Sternen. Zu beachten ist aber, dass die schlechten Bewertungen die ältesten sind. Und die betreffen oft gar nicht das jetzige Restaurant, sondern den Vorpächter. Bewertungen dürfen daher höchsten drei Monate alt sein. Bei Tripadvisor gibt es aus dem gleichen Grund auch nur eine Bewertung, die den jetzigen Inhaber gar nicht betrifft.

Infos zum Restaurant

Zois Taverne, Schloßstraße 9, Nordkirchen, Tel. (02596) 939861. Öffnungszeiten:

Montags geschlossen, dienstags bis samstags, 17 bis 23 Uhr, sonntags 12 bis 23 Uhr.

Wie läuft der Restaurant-Check? Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freunden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.