Seit Jahresanfang kostet eine Mahlzeit an der Offenen Ganztagsschule der Mauritius-Grundschule in Nordkirchen 4,95 Euro. Ganz schön viel, und nicht sehr familienfreundlich, kritisiert eine Mutter gegenüber unserer Redaktion. „Man muss vielleicht auch mal den Anbieter wechseln, wenn die Preise so explodieren“, meint die Mutter, die aus Sorge vor Nachteilen für ihr Kind ihren Namen hier nicht lesen möchte.
Innerhalb kurzer Zeit sei es nun die zweite Preiserhöhung für das OGS-Essen, das im vergangenen Jahr noch 4,20 Euro kostete. Auch stört die Mutter, dass Eltern das Essen am Vortag bis 16 Uhr abbestellen können, wenn das Kind krank ist. Die Frist nütze nichts, wenn das Kind morgens krank aufwacht, so die Mutter. „Jeder, der Kinder hat, weiß, dass das unrealistisch ist.“ Zudem gäbe es wohl Förderprogramme für einkommensschwache Familien, über die Eltern aber kaum Bescheid wüssten.
„Eine Preiserhöhung macht nie Spaß“, sagt auch Carsten Sprung. Ein Kind des SPD-Politikers aus Nordkirchen besucht die OGS, und er ist ihm Elternbeirat, einem offenen, nicht gewähltem Gremium der Offenen Ganztagsschule. Seiner persönlichen Meinung nach habe die Gemeindeverwaltung den Eltern klar und transparent mitgeteilt, warum die Preise erhöht wurden, sagt der Vater. Ein Problem sieht er aber bei Eltern, die knapp zu viel verdienen, um durch Förderprogramme finanzielle Unterstützung für das OGS-Essen zu bekommen. Da müsse man eine Lösung finden, so Sprung.
Kritik an Preise in Mensa
Auch die Preise für das Essen in der Mensa der Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule haben sich Ende 2022 erhöht. Statt 4,50 Euro kostete eine Mahlzeit nun 6,50 Euro, teilte die Integrationsküche Nordkirchen mit. Geschäftsführer Thomas Pliquett hatte im Dezember gesagt, die Erhöhung sei notwendig. Neben den Lebensmittelkosten, die sich um 30 bis 40 Prozent erhöht hätten, und um gleich 330 Prozent gestiegene Energiekosten, sei auch der Mindestlohn für Küchenhilfen auf 12 Euro gestiegen. Ein Vater hatte kritisiert, dass mehr als 5 Euro für ein Schulessen zu teuer sei. Er befürchtete, dass einige Kinder aus finanziellen Gründen nicht mehr am Schulessen teilnehmen könnten und stattdessen Geld für günstigeres, aber ungesundes Fastfood bekommen könnten.
Aufgrund der Preiserhöhung an der OGS hat es bereits ein Treffen von Schulleitungen, OGS-Leitungen, Elternvertretern, Vertretern der Gemeinde Nordkirchen und der Integrationsküche und der Geschäftsführer der Integrationsküche gegeben. Dabei hat Thomas Pliquett, kaufmännischer Leiter der Kinderheilstätte, die Kostensteigerung ebenfalls mit den hohen Energiekosten, Lebensmittelpreisen und Lohnsteigerungen begründet, teilt Gemeinde-Pressesprecher Karim Laouari auf Anfrage mit.
„Ärgerlich, aber tragbar“
„Die Elternvertretungen waren sich darin einig, dass die Kosten nachvollziehbar sind“, sagt Karim Laouari über das Treffen. Das Konzept der Integrationsküche (Beschäftigung von Menschen mit und ohne Behinderung), regionale Produkte, kurze Lieferwege und die Qualität des Schulessen seien von den Teilnehmern des Treffens begrüßt worden. Auch sei man sich einig gewesen, dass für die „meisten Familien diese Preissteigerung ebenso wie viele andere Teuerungen der Lebenshaltungskosten zwar ärgerlich, aber tragbar seien“, berichtet der Gemeindesprecher.

Trotzdem will die Gemeinde helfen und Eltern deutlicher auf das Bildungs- und Teilhabepaket hinweisen. Die Gemeinde prüfe außerdem, so Laouari, ob Familien mit geringem Einkommen, die keinen Anspruch darauf haben, über das Landesprogramm „Alle Kinder essen mit“ unterstützt werden können.
Bei den Unterstützungsprogrammen setzt auch Roswitha Nohn, Leiterin der OGS, an. Sie informiere die Eltern der Kinder allgemein über die Möglichkeiten, Unterstützungen zu beantragen. In der OGS spreche sie auch Eltern gezielt auf Hilfen an. Bislang hätten sie einige Eltern auf die höheren Preise für das Mittagessen angesprochen. „Es ist ja auch fast ein Euro drauf gekommen“, sagt Roswitha Nohn. Dennoch sieht sie die OGS mit dem Anbieter Integrationsküche gut aufgestellt. „Bei anderen Anbietern würde das Essen qualitativ schlechter werden“, ist Nohn überzeugt. Der Speiseplan habe eine gute Struktur, die OGS könne auch Wünsche äußern.
Einen Tag abgemeldet
Die Mutter, die 5 Euro pro Mahlzeit kritisiert, hat nun vorerst ihre eigene Lösung gefunden, um die Kosten für das Mittagessen in der OGS zu reduzieren: Sie nutzt einen Tag pro Woche als Familientag und spannt die Großmutter als Betreuung und Verpflegung für den Tag ein. Eigentlich kann die OGS nur an fünf Tagen pro Woche samt Mittagessen gebucht werden, erklärt Leiterin Roswitha Nohn. Doch werde eine Abmeldung für einen Tag pro Woche gestattet, um einen Familientag einzulegen, Musikschule, Sportverein oder ähnliche Hobbys und Verpflichtungen wahrzunehmen.
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