
© Karim Laouari
Edeka Jehle in Capelle schließt: Gemeinde verhandelt mit Einzelhändlern
Geschäft in Capelle
Bianca Jehle, Betreiberin der Edeka-Filiale in Capelle will ihr Geschäft schließen. Für Capelle verschwindet damit der wichtigste Versorger. Ein neuer Einzelhändler steht aber bereit.
In Capelle geht voraussichtlich 2021 eine Ära zu Ende. Bianca Jehle, Betreiberin der nur rund 140 Quadratmeter großen Edeka-Filiale im kleinsten Ortsteil der Gemeinde, will ihr kleines Einzelhandelsgeschäft schließen. Wer jetzt eine massive Versorgungslücke in Capelle befürchtet, kann allerdings aufatmen: Wenn Edeka Jehle schließt, soll ein neuer Versorger in Capelle öffnen.
Ein Blick in die Vergangenheit: Als die Gemeinde Nordkirchen 2016 ihr Dorfinnenentwicklungskonzept für Capelle aufgestellt hat, wurde ein Punkt schnell deutlich, der für die Menschen im Dorf Priorität hat: „Wir müssen Jehle halten“, zitiert Bürgermeister Dietmar Bergmann den Satz, der auch in politischen Diskussionen rund um die Entwicklung Capelles immer wieder gefallen sei.
2018 hätten dann Dietmar Bergmann und Wirtschaftsförderer Manuel Lachmann Bianca Jehle gebeten, der Gemeinde möglichst früh ein Signal zu geben, wenn sie den Laden nicht mehr weiter betreiben wolle. Die Gemeinde wollte genug Vorlaufszeit haben, um die Fühler nach einem neuen Versorger für Capelle ausstrecken zu können.
„Im August 2019 kam dann dummerweise der Anruf“, berichtet Bergmann im Gespräch mit der Redaktion. Ulrich Jehle (51), Ehemann von Betreiberin Bianca Jehle, erklärt im Gespräch, warum sie die Entscheidung getroffen haben, das Geschäft, das sie in dritter Generation betrieben haben, zu schließen: „Die Kunden kommen zwar immer gerne zu uns, an diesem Standort waren die Erwartungen aber einfach nicht zu erfüllen.“
Der Aufwand, die Mini-Edeka-Filiale zu betreiben, sei schlichtweg zu groß geworden. Alleine die Anlieferung mit neuen Waren sei wegen der Enge in dem kleinen Geschäft immer ein Problem gewesen, fügt Bianca Jehle (50) hinzu. 1998 habe das Ehepaar die Filiale vergrößern wollen. Das habe allerdings nicht geklappt und jetzt sei diese Idee vom Tisch.
Der Zeitpunkt, jetzt aufzuhören, scheine gut zu sein, macht Ulrich Jehle deutlich. Sowohl das Ehepaar als auch die Gemeinde machen ganz deutlich, dass hier kein Geschäft verdrängt werde. „Uns geht es darum, die Versorgung in Capelle zu sichern“, sagt Dietmar Bergmann.
Und wenn der Plan der Verwaltung aufgeht, dann könnte das auch klappen. Im besten Fall sogar im fließenden Übergang. Gleich nach der Nachricht der Jehles hätten Bürgermeister und Wirtschaftsförderer auf der Expo Real in München - der internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen - mit Vertretern von Einzelhandelsketten Kontakt aufgenommen. Und zwar, wie Bergmann mit einem Lächeln sagt: „Mit allen Einzelhandelsketten.“ Denn die Gemeinde sei anfangs unsicher gewesen, ob sich Einzelhandelsketten überhaupt für einen Standort in Capelle interessieren würden.
Die Zweifel waren unbegründet. Mittlerweile befinde sich die Gemeinde in „intensiven Gesprächen“ mit zwei Interessenten für eine Filiale in Capelle. Namen lässt sich Bergmann allerdings noch nicht entlocken. Beide Interessenten wollen laut Verwaltung in einen Neubau einziehen - allerdings nicht im Dorfkern. Da sei schlichtweg kein Platz.

Eine erste Zeichnung zeigt, wie das geplante Grundstück an der Bahnhofstraße bebaut werden könnte. Dies sei lediglich eine erste Visualisierung und kein finaler Plan, macht Bürgermeister Dietmar Bergmann deutlich. © Gemeinde Nordkirchen
Stattdessen würde der neue Einzelhändler an der Bahnhofstraße neben dem Friedhof und etwa gegenüber dem neuen Baugebiet „Wohr“ bauen. Besser gesagt, ein Investor soll den Bau übernehmen. Auch hier sei die Gemeinde in Gesprächen. Vorgesehen ist eine Grundstücksfläche von rund 6000 Quadratmetern und eine Verkaufsfläche von 799 Quadratmetern. Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, hat die Gemeinde einen Entwurfsplan erstellt, der auch Platz für eine kleine Bäckerei berücksichtigt. Über dem Einzelhandel sollen auch Wohnungen entstehen können - „wenn das gewünscht ist“, so Bergmann.
Um mit den Interessenten weiter verhandeln zu können, muss jetzt die Politik ran: In der anstehenden Ausschussrunde will die Gemeinde die Pläne vorstellen und die nächsten Planungsschritte einleiten - damit die Versorgung in Capelle auch ab 2021 gesichert bleibt.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir geschrieben: „Fest steht aber schon jetzt: Es wird einen Neubau geben und der wird nicht im Dorfkern sein.“ Diese Aussage ist nicht richtig. Sie bezog sich auf die Sichtweise der Interessenten. Wir haben die Stelle korrigiert.