DRK-Kitas im Kreis kämpfen mit 2000 Euro Bonus gegen Personalnot „Fahren sonst vor die Wand“

DRK-Kitas im Kreis kämpfen mit 2000 Euro Bonus gegen Personalnot
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Eines ist Christoph Schlütermann, Vorstand des DRK-Kreisverbands Coesfeld, beim Blick auf die Erziehersuche für die 33 vom DRK betriebenen Kitas im Kreisgebiet klar: „Der Markt ist leergefegt.“ Den aus seiner Sicht zu lange Zeit verschlafenen Fachkräftemangel bekomme die Branche jetzt deutlich zu spüren.

Rund 700 hauptamtliche Erzieher und Erzieherinnen werden an den verschiedenen Standorten, darunter auch drei Kitas in Olfen, zwei in Ascheberg und die Kita Löwenzahn in Nordkirchen, benötigt. Das wird, je weiter das jeweilige Kita-Jahr fortschreitet, mehr und mehr zum Problem. „Wir können die Stellen zum Start noch besetzen, aber während des aktuellen Jahres sind über 40 Mitarbeiter während des Jahres ausgefallen“, berichtet Christoph Schlütermann. Gründe dafür können etwa Schwangerschaften oder längerfristige Krankheiten sein. Letztere hängen laut dem DRK-Vorstand unter anderem auch mit dem erhöhten Stress in den Kitas zusammen, der durch die kritische Personallage entstehe.

Treuebonus wirkt sich aus

Schließlich hat sich das DRK entschieden, zusätzliche finanzielle Anreize für neue Erzieher und Erzieherinnen zu schaffen. „Jede pädagogische Fachkraft erhält als Prämie zum Start 500 Euro, wenn sie nach zwölf Monaten bei uns bleibt, gibt es einen Treuebonus von 2000 Euro“, erläutert Christoph Schlütermann das neue Instrument zur Mitarbeitergewinnung. Nach rund einem Jahr zeige diese Maßnahme vor allem in der Kontinuität der Teamzusammensetzung Wirkung, die Wechselquote sei deutlich zurückgegangen. Insgesamt habe man 100 neue Mitarbeiter verpflichten können.

Für den Vorstand ist die finanzielle Förderung aber nur ein Faktor bei der Personalsuche, wie er betont. „Niemand wechselt wegen 500 Euro brutto seinen Arbeitsplatz“, meint er und tritt damit auch der Kritik entgegen, das DRK würde gezielt Erzieher anderer Einrichtungen abwerben. Vielmehr müsse man als Arbeitgeber ein vielfältiges Angebot schaffen, die Atmosphäre im Team und die Entfernung zum Wohnort nennt Schlütermann als weitere wichtige Aspekte.

Folgen für frühkindliche Bildung

Während solche finanziellen Prämien zum Start in der Kita-Branche eher die Ausnahme sind, verweist das DRK auf die gängige Praxis in anderen Berufsfeldern. „In Kliniken werden teilweise fünfstellige Summen als Anreiz gezahlt. Wir sind auf einem freien Markt, andere Träger werben mit Jobfahrrädern, veränderten Arbeitszeitmodellen oder einem besonderen Arbeitsumfeld. Das ist ein natürlicher Wettbewerb“, ordnet Christoph Schlütermann ein.

Auch wenn sich das DRK in diesem Wettstreit positioniert, die Personalnot in den Kitas wird aus Sicht des Vorstands weiter zunehmen: „Die Politik hat den Fachkräftemangel nicht ernstgenommen, jetzt schlägt er voll zu. Das Kita-System muss verbessert werden, sonst fahren wir vor die Wand.“ Die Tatsache, dass Kinder auch nach Besuch der Grundschule teilweise erhebliche Bildungslücken hätten, hänge aus seiner Sicht eng mit den fehlenden Förderungsmöglichkeiten in den Kitas zusammen. „Frühkindliche Bildung wird weniger, weil die Fachkräfte einfach fehlen und die Politik auf Teufel komm raus Betreuungskapazitäten schaffen will“, gibt Christoph Schlütermann zu bedenken.

Flexibilität gefordert

Die angedachte Ausweitung der Beitragsfreiheit führe dazu, dass noch mehr Betreuungsstunden bei gleichzeitig weniger Personal anfallen. „Es sind einfach mehr Lockerungen und Öffnungen, auch für fachfremdes Personal, nötig. Sonst müssen irgendwann auch im Kreis Coesfeld Gruppen schließen. Für Familien ist jeder Tag, den die Kita geschlossen ist, ein Drama“, unterstreicht der DRK-Kreisvorstand. Bei diesem Drahtseilakt für alle Beteiligten wünscht sich Christoph Schlütermann mehr Flexibilität. Eine zusätzliche Wertschätzung für Mitarbeiter durch die Boni sei da nur ein kleiner Schritt.

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