Capelle soll einen neuen Lebensmittelmarkt bekommen. Während die politische Mehrheit den vorgestellten Plänen am Rand des Ortes zustimmt, kritisieren die Grünen diese Lösung. Sie sehen darin eine Schwächung des Dorfkerns.

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„Sargnagel für Capeller Ortskern“: Discounter-Pläne spalten Diskussion

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Sind die Pläne für einen Lebensmittelmarkt in Capelle die beste Lösung oder nicht? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Derweil hat eine Discounter-Kette ihre Pläne offiziell bestätigt.

Capelle

, 09.03.2021, 15:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der in Capelle geplante Lebensmittelmarkt hat eine weitere planerische Hürde genommen. Erneut fand das Projekt, das ein Geschäft für den täglichen Bedarf mit einer Verkaufsfläche von 799 Quadratmetern vorsieht, eine politische Mehrheit. Die Kritik an den Plänen der Verwaltung ist allerdings nicht verstummt, wie sich in der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Planung am Donnerstag (4.3.) wieder zeigte. Und die Kritik kommt nicht nur aus der Politik selbst.

Dass Bürger sich die Sitzungen der Fachausschüsse oder des Rats ansehen, ist in der Schlossgemeinde eher die Ausnahme. Wenn also auf den Stühlen im hinteren Bereich des Dorfgemeinschaftshauses Bürger Platz nehmen, ist das für gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass sich die Politiker der Gemeinde mit einem kontroversen Thema beschäftigen.

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Das zeigte sich auch am Donnerstag im Bauausschuss. Mehrere zukünftige Nachbarn des geplanten Lebensmittelmarktes besuchten die Sitzung. Die direkte Nachbarin des Grundstücks an der Bahnhofstraße äußerte sich zu Beginn der Sitzung besorgt über die Pläne. Die Capellerin machte deutlich, dass sie zusätzlichen Lärm befürchtet - durch den zusätzlichen Verkehr, durch anliefernde Lkw und auch durch dauerhaft brummende Kühlgeräte. „Dass an ihre Grundstücksgrenze eine neue Bebauung heranrückt, ist natürlich eine Belastung“, gab Bauamtsleiter Josef Klaas der Anwohnerin recht.

Das vorliegende Lärmschutzgutachten für den Lebensmittelmarkt sage allerdings aus, dass Geräusche von dem Grundstück sich nicht auf die Anwohner auswirkten, wenn das Gebäude so positioniert werde, wie jetzt in den Plänen vorgesehen. Würde das Marktgebäude anders auf der Fläche positioniert werden, wäre unter Umständen ein zusätzlicher Lärmschutz auf der Grundstücksgrenze nötig, gab die Verwaltung zu bedenken.

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Anders als im ersten Konzept für den Markt vorgeschlagen, wird das Gebäude voraussichtlich nicht zweigeschossig gebaut, erklärte der Bauamtsleiter. In den Plänen der aktuellen Interessenten sei das Marktgebäude als eingeschossiger Bau vorgesehen. Einer der beiden Interessenten ist die Discounter-Kette Netto. Das hat das Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion mittlerweile bestätigt. „Grundsätzlich prüfen wir Nordkirchen-Capelle als Standort“, teilt Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation von Netto Marken-Discount mit. Mehr Informationen gibt das Unternehmen aber nicht preis. Zum jetzigen Zeitpunkt könne Netto noch keine weiteren Informationen zu möglichen Aktivitäten an diesem Standort kommunizieren.

Dass ausgerechnet eine Discounter-Kette mit Kampfpreisen für Fleisch und Gemüse nach Capelle kommen soll bezeichnete die Fraktion der Grünen als „schlechteste von mehreren Optionen“. So fasste es Ulrich Stüeken zusammen. Stüeken wiederholte die Kritik, dass die Verwaltung auf einen Discounter setze, ohne ernsthafte Alternativen vorzulegen. Diese Lösung sei „der Sargdeckel für den Ortskern“, so Stüeken. Denn welcher Bäcker komme jetzt noch nach Capelle, wenn die Konkurrenz so groß sei, fragte Stüeken.

Letzterem Argument widersprach Thomas Quante (CDU): So habe es vor Jahren einen Bäcker in Capelle gegeben, der wegen mangelnder Nachfrage habe schließen müssen - auch ohne Konkurrenz im Dorf, so Quante.

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Bürgermeister Dietmar Bergmann wies darauf hin, dass sich für alternative Ideen auch jemand finden müsse, der bereit ist das entsprechende wirtschaftliche Risiko zu tragen. Das sei bei den Plänen für einen Lebensmittelmarkt in Capelle neben den beiden aktuellen Interessenten nicht der Fall gewesen.

Für die SPD machte Gereon Stierl deutlich, dass aus dem von Capellern mitentwickelten Dorfinnenentwicklungskonzept bereits vor Jahren deutlich geworden sei, dass eine Einkaufsmöglichkeit im Dorf höchste Priorität habe. Die Verwaltung habe aus Sicht der SPD das „Optimum herausgeholt“.

Bei vier Gegenstimmen der Grünen entschied eine Mehrheit, den nächsten Planungsschritt einzuleiten und die Planunterlagen öffentlich auszulegen.