In einem Jahr passiert eine Menge: Baustellen wachsen, Orte verändern sich, die Politik schmiedet eine Reihe Pläne. Das sind die Themen des Jahres 2023 in Nordkirchen, Südkirchen und Capelle.
Wende bei den Plänen für das Hotel-Quartier: Gemeinde kauft Fläche
Es ist seit längerem das größte Projekt, das die Gemeinde Nordkirchen plant: Das Hotel-Quartier soll ein Hotel, ein Schwimmbad, Wohnen und einen Neubau für die Oberstufe der Gesamtschule bringen. Bislang setzte die Gemeinde dabei auf ein Investoren-Modell. Immer wieder kam Kritik auf an den Plänen der Investoren, etwa was die Gestaltung der Gebäude angeht. Kritik gibt es auch an einer sogenannten Genussscheinvereinbarung über vier Millionen Euro, die 2023 bekannt wird. Sie soll verhindern, dass die Gemeinde den Zugriff auf die Fläche unweit des Schlossparks verliert.
Ende September dann die große Wende: die Gemeinde Nordkirchen kauft die Fläche des geplanten Hotel-Quartiers von der Am Gorbach Grundbesitz & Immobilien GmbH. Der Rat hat das mit breiter Mehrheit entschieden - hinter verschlossenen Türen.
Inzwischen ist die Erweiterung für die Johann-Conrad-Schlaun-Gesamtschule davon abgelöst. Mehrere Standorte für das neue Oberstufengebäude sind im Gespräch. Auch in Sachen Hallenbad tut sich am Jahresende etwas. Die Gemeinde bewirbt sich um Fördergelder, um das alte Hallenbad im Schlosspark sanieren zu können.
Kita-Chaos in Südkirchen
Im Frühjahr 2023 sorgte eine Kündigungswelle in der Südkirchener Kita St. Pankratius für jede Menge Frust und Sorgen bei den Eltern. Fünf Mitarbeiter der Kita, darunter die Leiterin, hatten die Einrichtung gleichzeitig verlassen. Das sorgte für Betreuungsengpässe. Die Kritik der Eltern richtete sich vor allem gegen die Verbundleiterin und den Träger der Kirche vertreten durch Pfarrer Gregor Wolters. Der wollte sich nicht öffentlich zu Personalfragen äußern und betonte, man arbeite an einer Lösung. Neues Personal wurde gesucht. Inzwischen ist auch bekannt, dass die Verbundleiterin Anfang 2024 aus Altersgründen ausscheiden wird.
Haus Westermann wird Haus Mühlenstraße: Endlich Baufortschritt
Diese Dauer-Baustelle inklusive Riesenschuttberg in bester Nordkirchener Lage ärgerte die Nordkirchener Bürger wie Politiker seit Jahren - 2023 kommt Bewegung in die Sache. Ein multifunktionaler, barrierefreier Gebäudekomplex entsteht dort, wo über 100 Jahre lang Haus Westermann als Treffpunkt für die Region stand. Service-Wohnungen, eine Pflege-WG - eigentlich sollte das neue Haus schon 2020 fertig werden. Im Dezember 2023 nennt Thomas Buhl, als Investor seit 2016 mit dem Bauprojekt befasst, einen neuen Fertigstellungtermin für „Haus Mühlenstraße“: Im Mai 2024 soll es soweit sein, dass die Caritas und Menschen mit Behinderung in das Gebäude ziehen können.
Auch Gründe für die Verzögerungen nennt Buhl: Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiekrise, lange Genehmigungsverfahren und Engpässe bei Arbeitern und Material seien Schuld gewesen. 2023 entstehen an dem Bau die Geschosse und das Dach wird gebaut. Der Innenausbau passiert 2024.

Länger als geplant: Die Baustelle an der L810
Gebaut wurde 2023 auch an der L810 (Münsterstraße) - und auch länger als geplant. Für die Verkehrsteilnehmer ein nervenaufreibendes Projekt: Die Bauarbeiten zogen sich von der Ermener Straße bis zur Alten Ascheberger Straße, später wanderten sie weiter Richtung Einmündung Altendorf. Bei der Straßensanierung wurden auch Geh- und Radweg verbreitert, 1,7 Millionen Euro investierte der Landesbetrieb Straßen.NRW. Sieben Monate dauerte die Sperrung schließlich nach Problemen mit dem Wetter und dem Untergrund.

Diskussion um Standorte für Windräder
Anfang Juni beschließt die Landesregierung NRW den Entwurf für eine Änderung des Landesentwicklungsplans: 1,8 Prozent der Landesfläche sollen für Windenergie gesichert werden. Der Ausbau von Windrädern soll beschleunigt werden. Noch hat die Gemeinde kein einziges Windrad. Die Firma Enertrag steht aber in den Startlöchern und hat Pläne für ein Windrad in Höhe des Golfplatzes. Inzwischen plant die Firma drei Standorte: Neben dem Golfplatz-Standort eines im Bereich Altendorf und an der K2, östlich der Münsterstraße und südlich des Waldgeländes. Vor allem am Standort „Gorfelds Placken“ scheiden sich die Geister. Anwohner und Teile der Politik halten den Standort für ungeeignet. Verhindern können sie ihn nicht.
Große Herausforderung: Unterkünfte finden
Wie andere Kommunen auch hat Nordkirchen das ganze Jahr über Probleme mit hohen Zuweisungszahlen. Um die Geflüchteten unterzubringen, wird im Mai eine Notunterkunft im Schwimm- und Sporthallenkomplex im Schlosspark eingerichtet. Mit Wasch- und Kochbereich im Eingang und mit Wohneinheiten für bis zu 68 Menschen. Immer wieder ruft die Gemeinde auch die Bevölkerung auf, freie Wohnungen zu melden. Seit November wird an einer neuen, dauerhaften Unterkunft an der Mühlenstraße gebaut. Dort sollen bis zu 100 Personen wohnen können.
Die Kühe sind los
Nach den Alltagsmenschen im Jubiläumsjahr 2022 hält eine weitere große Freiluft-Kunstaktion 2023 in Nordkirchen Einzug: Die Kühe sind los - und machen das Erscheinungsbild in allen drei Ortsteilen bunter. Von Ende März bis Oktober 2023 stehen über 40 bunte Kühe in der Gemeinde - viele Unternehmen und Privatleute haben Kühe gekauft, gestalten lassen und aufgestellt. Am Ende werden fünf der bunten Kühe versteigert, um Spenden für die Kinderheilstätte zu sammeln. Einige bunte Kühe werden noch länger in der Gemeinde zu sehen sein - in Firmen oder Vorgärten.

Das Rathaus wird umgebaut - Verwaltung auf drei Orte verteilt
Diese Baustelle wird die Gemeinde zwei Jahre lang beschäftigen: Das Rathaus an der Bohlenstraße wird saniert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Baustelle beginnt im Januar 2024, doch schon Ende 2023 zieht die Gemeinde um. Drei Übergangsquartiere gibt es: in der ehemaligen Apotheke an der Schloßstraße 4, an der Ferdinand-Kortmann-Straße 2a (Reher-Gebäude) und auch in die ehemalige Gaststätte Mersch in Capelle zieht nun wieder Leben ein.
Der Umbau an der Bohlenstraße wird ein Millionenprojekt. 4,6 Millionen Euro soll er kosten, davon kommen 1,7 Millionen Euro aus Fördermitteln. Erste Probleme sind bei den Planungen auch schon aufgetaucht, etwa mit dem Aufzug aus den 1980er-Jahren.