In der Gemeinde Nordkirchen hat Dagmar Tennhoff ihr Leben den Tieren gewidmet, genauer gesagt der Ausbildung von Assistenzhunden. Seit 15 Jahren verbindet sie Leidenschaft mit Profession, um Menschen mit Behinderungen mehr Freiheit und Selbstständigkeit zu ermöglichen.
Aus Interesse wurde Beruf
Dagmar Tennhoffs Weg zur Hundetrainerin begann aus persönlicher Motivation: „Ich bin Mutter von vier Kindern und als sie alt genug waren, wollte ich mein Leben neu ausrichten“, erzählt sie. „Meinen früheren Beruf als Masseurin konnte ich wegen Kontaktallergien nicht mehr ausüben, und da ich mich schon immer für Tiertraining interessiert habe, bin ich auf das Hundetraining umgestiegen.“
Vor knapp 15 Jahren, im Oktober 2010, begann sie ihre Ausbildung zur Assistenzhundtrainerin, die sie nach gut eineinhalb Jahren erfolgreich abschloss. „Inhaltlich habe ich in dieser Zeit das Ausbilden von Diabeteswarnhunden, Epilepsiewarnhunden, Blindenführhunden, Therapiehunden und Assistenzbegleithunden gelernt“, erzählt Tennhoff. „Über die Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich als Trainerin nicht nur den Hund verstehen muss, sondern auch die verschiedenen Krankheiten und Behinderungen der Menschen.“
Ihre Ausbildung brachte sie dazu, sich mit vielen Themen auseinanderzusetzen, die nicht direkt mit Hundeausbildung zu tun haben. „Ich hatte das große Glück, durch meine Kunden Zugang zu Ärzten und Therapeuten zu erhalten, bei denen ich Fragen stellen und ständig dazulernen konnte“, erklärt sie.
Dagmar Tennhoff ist erste Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Assistenzhunde e.V.“ und bildet die Hunde auf dessen Gelände in Nordkirchen aus.

Individuelles Training
Tennhoffs Ansatz in der Hundeausbildung ist so individuell wie ihre Kunden. Sie betont: „Jeder Hund und jeder Mensch ist einzigartig. Es ist wichtig, diese Individualität zu respektieren.“ Während manche Kunden ihre Hunde selbst sozialisieren, wünschen andere von Anfang an eine Begleitung. Sie legt großen Wert auf den Erfahrungsaustausch zwischen ihren Klienten: „Es bildet sich eine Community, die sich gegenseitig unterstützt und motiviert.“
Auch wenn laut ihr jede Hunderasse zum Assistenzhund ausgebildet werden kann, spielt die gesellschaftliche Akzeptanz der Hunde eine wichtige Rolle: „Auch ein Rottweiler kann ein toller Begleithund sein. Aber was nützt es, wenn Menschen im Geschäft Angst vor ihm haben?“
Bevor ein Hund zur Assistenzhund-Ausbildung zugelassen werden kann, muss er einen umfangreichen Eignungstest bestehen und sich einer fachtierärztlichen Untersuchung unterziehen. Erst dann kann die Ausbildung der Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaft (MAG) beginnen.

Keine Maschinen
Die Ausbildung der Assistenzhunde ist nie vollständig abgeschlossen. „Hunde bleiben ihr Leben lang im Training“, betont Tennhoff. „Sie sind Lebewesen, keine Maschinen.“ Um sicherzustellen, dass sie den hohen Anforderungen gerecht werden, bietet sie regelmäßige Nachschulungen an. „Die neue Assistenzhundeverordnung sieht vor, dass eine kontinuierliche Begleitung gewährleistet sein muss“, erklärt die Trainerin.
Aktuell befindet sich Großpudel Flori in solch einer Nachschulung. „Flori hatte begonnen, sein Herrchen beim Gehen anzuknabbern, was problematisch ist, da er auf einen E-Rolli angewiesen ist und dadurch stürzen könnte“, erläutert sie. Obwohl das Verhalten nicht böswillig sei, kann es bedrohlich wirken.
Um das Verhalten zu korrigieren, arbeitet die Trainerin in der zweiwöchigen Nachschulung intensiv mit Flori. „Wir haben ihm eine neue Aufgabe gegeben. Statt zu knabbern, soll Flori seinem Herrchen als Stütze dienen, indem dieser seine Hand auf Floris Rücken legt“, erklärt die Trainerin.
Berührende Begegnungen
Assistenzhunde faszinieren viele Menschen, was sich auch in der Hundeschule in Nordkirchen zeigt. „Beim Training bleiben oft Passanten am Zaun stehen, um zuzuschauen“, berichtet die Hundetrainerin. „Auch während unserer Spaziergänge mit den Assistenzhunden werden wir regelmäßig angesprochen.“
Es ist jedoch wichtig, die Hunde nicht ohne Erlaubnis des Besitzers zu berühren oder zu streicheln. „Der Hund sollte diese Entscheidung nicht eigenständig treffen“, erklärt Dagmar Tennhoff. „Er muss auf das Signal seines Besitzers warten.“

Herausforderungen im Alltag
In ihrer Tätigkeit als Hundetrainerin begegnet Dagmar Tennhoff aber auch Herausforderungen, die nicht das Verhalten der Hunde betreffen: „Oft höre ich, dass Menschen mit ihren Assistenzhunden der Zugang zu Geschäften verweigert wird“, berichtet sie. „Dabei garantiert das Gesetz ihr Recht auf Zutritt. Leider sind sich viele Ladenbesitzer dessen nicht bewusst.“
Seit Ende 2022 beinhaltet das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) im Abschnitt 2b Regelungen für Assistenzhunde. Dieser Abschnitt besagt, dass Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaften (MAGs), die behördlich anerkannt sind, das Recht auf Zugang zu öffentlichen Bereichen haben.
„Das Gesetz gilt jedoch nur für vollständig ausgebildete Assistenzhunde“, erklärt die Trainerin weiter. „Gerade während der Ausbildungsphase ist der Zugang zu verschiedenen Umgebungen entscheidend. Hier muss die Gesetzeslage dringend verbessert werden.“