Bundestagswahl-Prognose für den Wahlkreis Coesfeld/Steinfurt II Wie hoch siegt die CDU diesmal?

Prognose für den Wahlkreis Coesfeld/Steinfurt II: Wie hoch siegt die CDU?
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Seitdem der Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II in seiner jetzigen Form im Jahr 1980 gebildet wurde, hat bei der Bundestagswahl immer ein Kandidat der CDU mit weitem Abstand gewonnen. Ob das auch in diesem Jahr so sein wird, zeigt sich am 23. Februar. Doch schon vor dem Wahltag zeigen unzählige Vorhersagen, wie die Parteien wohl abschneiden. Viele Modellmacher - etwa Forsa, Allensbach oder Insa - legen den Fokus hier auf deutschlandweite Trends. Das kostenlos verfügbare Portal „Zweitstimme.org“ bietet hingegen eine Prognose für die einzelnen Wahlkreise, auch für den Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II, der die Gemeinden im ganzen Kreis Coesfeld sowie die Kommunen Altenberge, Laer und Nordwalde im Kreis Steinfurt umfasst. Getrennt wird zwischen Erststimme (entscheidet, wer in den Bundestag kommt) und Zweitstimme (entscheidet über die Landesliste und darüber, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag bekommt).

Was genau ist das „Zweitstimme“-Portal? Und wer steckt dahinter?

Seit 2017 entwickeln die Verantwortlichen wissenschaftliche Wahlprognosen für Deutschland. Sie erstellen nicht nur Vorhersagen für die Bundestagswahl, sondern auch für Landtagswahlen. Das aus sechs Politikwissenschaftlern bestehende Team der Universität Mannheim, der Hertie School Berlin und der Universität Witten/Herdecke hat für die methodische Forschung zu Vorhersagen und zu Konsequenzen von Wahlvorhersagen im Jahr 2024 eine finanzielle Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten.

Das Modell für die Erststimmen prognostiziert die Chancen für Direktmandate in den 299 Wahlkreisen. Es basiert nach Aussage der Projektteilnehmer auf „bundesweiten Zweitstimmenprognosen, die proportional auf Wahlkreise heruntergebrochen werden, sowie einem vereinfachten Regressionsmodell“. Berücksichtigt werden hier Parteistimmen, die Resultate der letzten Wahl und der Amtsinhaberstatus. Die Vorhersage der Zweitstimmen basiert auf einer Kombination aus einem Fundamentaldaten-Modell (berücksichtigt langanhaltende Parteibindungen, frühe Umfragen und die aktuelle Regierung) und einem Umfragedaten-Modell. Wenn neue Wahlumfrage veröffentlicht werden, aktualisieren die Verantwortlichen die Prognosen.

Wie sieht die Prognose für den Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II aus?

Laut der aktuellen Vorhersage (12.2.25) ist es „nahezu sicher“, dass die CDU mit ihrem Direktkandidaten Marc Henrichmann gewinnt. Er soll demnach auf 48,2 Prozent kommen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie die SPD erreicht. Die Prognose geht für Johannes Waldmann von 20 Prozent aus. Dahinter folgen die Grünen mit 15,9 Prozent. Die AfD liegt in dem Modell bei aktuell 7,4 Prozent und die FDP bei 3,7 Prozent. Abgeschlagen am Ende sind die Linke (1,8 Prozent) und das BSW (1,2 Prozent). In der Vergangenheit lag die Genauigkeit der Wahlkreisvorhersagen bei circa 80 bis 90 Prozent, so die Projektbeteiligten.

Die Prognose enthält sogenannte Unsicherheiten, die die Macher des Modells durch Intervalle ausdrücken. Das 5/6-Intervall zeigt den Bereich, in dem das Wahlergebnis mit etwa 83 Prozent der Wahrscheinlichkeit erwartet wird. „Das entspricht der Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine 6 zu würfeln. Es bietet also eine intuitive Einschätzung der Vorhersagegenauigkeit: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis außerhalb des Intervalls liegen wird, beträgt 1/6“, heißt es auf dem Portal. Im Vergleich zu einem klassischen 95-Prozent-Konfidenzintervall sei das 5/6-Intervall etwas enger und helfe, die Unsicherheiten präziser darzustellen, ohne extreme Ausreißer zu stark zu gewichten. Es biete also „eine ausgewogene Einschätzung der Vorhersagegenauigkeit“.

Die Intervalle sehen für die Parteien im Wahlkreis Coesfeld/Steinfurt II wie folgt aus:

  • CDU: 44,7 bis 51,5 Prozent
  • SPD: 17,8 bis 22,1 Prozent
  • Grüne: 14 bis 17,6 Prozent
  • AfD: 6,2 bis 8,6 Prozent
  • FDP: 2,9 bis 4,4 Prozent
  • Linke: 1,3 bis 2,2 Prozent
  • BSW: 0,6 bis 1,7 Prozent

Was sagt das Modell für die Zweistimmen voraus?

Auch bei den Zweitstimmen liegt die CDU derzeit mit großem Abstand und 41,6 Prozent vorne. Mehr als 24 Prozentpunkte dahinter landet die SPD (16,5 Prozent). Die Grünen folgen mit 14,5 Prozent. Die AfD bleibt wie schon bei den Erststimmen einstellig, diesmal mit 9 Prozent. Die FDP schafft geradeso die 4 Prozent, die Linke und das BSW bilden die Schlusslichter mit 2,9 sowie 2,7 Prozent. Die Zweitstimmenprognose lag 2017 um 1,4 Prozentpunkte entfernt vom tatsächlichen Ergebnis, so die Projektmacher.

Mit welcher Wahrscheinlichkeit werden die Direktmandate im Kreis gewonnen?

Für den Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II sagt das Modell in 100 von 100 Fällen einen Sieg für Marc Henrichmann von der CDU vorher. Bei den restlichen sechs Parteien liegt die Chance wortwörtlich gleich null in der Vorhersage. Wichtig hierbei: Die Werte beziehen sich lediglich auf die Wahrscheinlichkeit, das Direktmandat zu gewinnen. Dabei sei die Wahrscheinlichkeit des tatsächlichen Einzugs in den Bundestag nicht berücksichtigt, erklären die Modell-Macher.

Was sagen andere Prognosen für den Wahlkreis voraus?

Mehr als 9300 Wahlberechtigte in Deutschland wurden für das Wahlkreis-Modell (17. Januar - 5. Februar) des Marktforschungsinstituts „YouGov“ nach ihren Wahlabsichten befragt. Bei den Erststimmen liegt die CDU im Wahlkreis Coesfeld/Steinfurt II mit 44 Prozent klar vorne. Deutlich dahinter mit 17 Prozent landet die SPD. Es folgen die Grünen mit 14 Prozent. Während die AfD bei dem Zweitstimme-Modell nur 7,4 Prozent erreicht, kommt die AfD hier auf 12 Prozent. Das BSW und die Linke erreichen jeweils 4 Prozent, die FDP bildet das Schlusslicht mit 3 Prozent. Der Blick auf ganz NRW zeigt, dass laut der Prognose nur 12 Wahlkreise von der SPD und die restlichen Wahlkreise von der CDU gewonnen werden.

Das Portal election.de, seit 2001 in der Analyse, Beratung und Berichterstattung zu Wahlen aktiv, stellt in seiner Prognose für die Erststimmen ein deutliches Ergebnis dar: Im Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II gewinnt laut aktuellem Stand (7.2.25) die CDU mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent. Das geht einher mit der Prognose von „Zweitstimme.org“ bei den Direktmandaten. Im election-Modell für ganz NRW gewinnt die CDU ebenfalls die meisten Wahlkreise. In Köln sollen aber nach aktuellem Stand zwei Wahlkreise von den Grünen gewonnen werden.

Die Vorhersage basiert „auf einem von election.de entwickelten und stetig verbesserten Projektionsverfahren, das verschiedene wahlentscheidende Faktoren wie demoskopische Trends, bisherige Ergebnisse im Wahlkreis und die nominierten Kandidatinnen und Kandidaten berücksichtigt“, heißt es auf der Website. Bei der vorherigen Bundestagswahl in 2021 betrug die mittlere Abweichung zwischen der Prognose und dem tatsächlichen Resultat 1,9 Prozentpunkte je Partei.

Wie sieht der bundesweite Trend aktuell aus?

Nach dem neuesten „ARD-DeutschlandTrend“ vom 6. Februar 2025 erreicht die SPD 15 Prozent, die Union 31 Prozent und die Grünen 14 Prozent. Die FDP liegt bei 4 Prozent, die AfD bei 21 Prozent, die Linke bei 5 Prozent und das BSW ebenfalls bei 4 Prozent. Im Wahlmodell von YouGov führt bei den Zweitstimmen die CDU/CSU aktuell (6.2.25) mit 29 Prozent. Die AfD erhält 20 Prozent, gefolgt von der SPD mit 15 Prozent und den Grünen mit 13 Prozent. Das BWS und die Linke würden beide mit Zweitstimmenanteilen über 5 Prozent in den Bundestag einziehen. Die FDP würde jedoch mit 4 Prozent die Fünfprozenthürde nicht überwinden.